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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Landsmann alle Wege geebnet hatte, inzwischen noch inniger geworden war, so daß der Vater bei dem einflußreichen Herausgeber der » Correspondance litéraire «auf echt freundschaftliche Unterstützung rechnen durfte. Vater Mozart wußte ja aus Erfahrung, daß es überall hauptsächlich auf diese Protektion ankam. Auf
    die Pariser Musikverhältnisse
    an sich setzte er dagegen keine Hoffnungen. Er und sein Sohn haben vom französischen Musikgeschmack, überhaupt von der Begabung der Franzosen für Musik eine sehr geringe Meinung zeitlebens behalten. Es hat wohl keiner von ihnen vom Pariser Aufenthalt eine Förderung der eigenen Künstlerschaft erwartet, sondern eben nur die Gelegenheit, Ehre und Geld zu verdienen.
    Es ist gerade umgekehrt gekommen. Auch in Paris gingen alle Erwartungen auf äußeren Erfolg zuschanden. Dagegen empfing der Künstler Mozart entscheidende Eindrücke. Hatte ihm Mannheim auf dem Gebiete der Instrumentalmusik die neuesten Errungenschaften vorgeführt, so war Paris jetzt der geeignetste Ort in der Welt, um auf dem strittigsten Gebiete der Musik, der Oper , seine Anschauungen zu klären und die Wirkungsmöglichkeit der verschiedensten Bestrebungen erproben zu können.
    Es war ziemlich vier Jahre her, seitdem Baron Grimm in seiner Correspondance litéraire geschrieben hatte: »Seit vierzehn Tagen denkt, träumt Paris nichts als Musik. Musik ist der Gegenstand all unserer Erörterungen, aller Unterhaltung, sie ist die Seele unserer Soupers; es würde lächerlich erscheinen, für etwas anderes Teilnahme zu hegen. Muß ich erst noch sagen, daß es Glucks ›Iphigenie‹ ist, die diese ungeheure Gärung angeregt hat? – um so gewaltiger, je mehr die Ansichten geteilt und alle Parteien von gleicher Wut erfüllt sind. Diese schwört, keine anderen Götter anzuerkennen als Lully und Rameau, jene kann nur an die Melodien der Iomelli, Piccini, Sacchini glauben, während dort einzig auf Gluck geschworen wird, der die alleinige dramatische Musik gefunden, aus dem ewigen Quell der Harmonie, aus dem innerlichsten Zusammenhang der Seele mit den Sinnesnerven geschöpft hat; eine Musik, die keinem Lande zugehört, die er aber genial unserer Sprache angepaßt hat.«
    Der Streit hatte seit dieser Zeit nicht nachgelassen, war vielmehr jetzt aufs heftigste entbrannt, seitdem im Januar Piccinis »Roland« einen glänzenden Triumph gefeiert hatte, während im September zuvor Glucks »Armide« recht lau aufgenommen worden war. Heftiger denn je tobte jetzt der Streit zwischen Piccinisten und Gluckisten, den die Anhänger der alten französischen Nationaloper zu ihrem eigenen Vorteil auszunutzen strebten. Wurde auch vielfach dieser Streit mit persönlichen Waffen ausgefochten, es war doch ein Kampf um das Wesen der Oper .
    Wir wollen hier in kurzen Zügen die Sachlage darlegen, weil Wolfgang, wenn er auch nirgendwo in den Streit selber eingriff, doch nach seiner Art aus den vorgetragenen Meinungen und vor allem aus den aufgeführten Werken sich zu eigen machte, was seiner Natur entsprach und für seine Kunst von Vorteil war.
    Trotz oder vielleicht auch wegen ihrer geringen musikalischen Veranlagung war es den Franzosen allein gelungen, dem Siegeszug der italienischen Oper Widerstand zu leisten. Dank ihrem Stolze auf die eigene bodenständige Kultur, dank der Fähigkeit, das, was man schließlich von der Fremde übernehmen mußte, dem eigenen Wesen anzupassen, hatten sie es vermocht, eine Nationaloper auszubilden, die in ihrer ganzen Gestaltung von der italienischen wesentlich verschieden war. Man kann sie als eine Erfüllung jener ältesten Bestrebungen florentinischer Gelehrter bezeichnen, aus der am Ende des 16. Jahrhunderts die erste Oper hervorgegangen war. Und es ist nicht der Zufall, daß der Begründer der französischen Nationaloper, J. B. Lully (1633-1687), aus Florenz stammte. Freilich war er selber ganz zum Franzosen geworden und fühlte gerade als ein Umgewandelter vielleicht am allerbesten das Abweichende der französischen Wünsche von denen seiner Landsleute. Die Zähigkeit der französischen Überlieferung in Kunstdingen bewirkte, daß man trotz der engen höfischen Beziehungen zu Florenz keineswegs an eine plötzliche Übernahme der neuentwickelten Kunstgattung dachte. Man suchte vielmehr an Vorhandenes anzuknüpfen und fand dafür das zu hoher Blüte entwickelte Ballett am geeignetsten. Diese Ballettswahrten äußerlich die Erscheinung eines Dramas, so lose die verschiedenen Szenen untereinander

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