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Mozart - Sein Leben und Schaffen

Mozart - Sein Leben und Schaffen

Titel: Mozart - Sein Leben und Schaffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Storck
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Drama, so brachte Gluck, der an ursprünglich musikalischem Reichtum mit Händel oder Bach nicht verglichen werden kann, der Oper die Erlösung.
    Die Oper war ein Problem; noch war das Musikdrama als künstlerisch notwendiger Ausdruck einer Persönlichkeit nicht entstanden. Erst Richard Wagner hat diese Kunstform als Lebensnotwendigkeit geschaffen. Die Oper war eine wesentlich aus Verstandeskräften heraus geschaffene Kunstform. Das Problem, das die Florentiner als »Musikdrama« in die Kunstwelt gestellt hatten, war nur von einem Manne zu lösen, der die Wechselbedingungen im Zusammenwirken der Künste erkannte und nach diesen Erkenntnissen ruhig und sicher gestaltete, nicht aber von einem Genius, der den gewaltigen Strom der in ihm flutenden Schaffenskräfte in das bereits gegrabene Bett einer vorhandenen Kunstgattung schießen ließ. So war es bei Händel gewesen; er lebte durch Jahrzehnte seine Natur in der italienischen Oper aus. Da diese Oper nicht lebensfähig war, waren die Kräfte vergeudet. Als Händel das endlich einsah, kehrte er der Gattung den Rücken und schuf sich eine andere Kunst. Auch Gluck hat ein Vierteljahrhundert lang italienische Opern geschaffen. Dann erkannte er, daß diese Form eine Fälschung der Gattung sei; kritisch drang er ein in das wahre Wesen derselben und schuf nun nach diesen Erkenntnissen sein Werk.
    Gluck, der in seiner ersten Schaffensperiode durchaus der italienischen Oper gehuldigt hatte, hatte vermutlich durch die Kenntnisnahme altfranzösischer Opern einen der stärksten Antriebe zur Durchsetzung seines Reformwerkes erhalten. Er fand für seine Natur bei diesen französischen Opernkomponisten das Verwandte, daß sie das Wesen des Dramatischen in der Dichtung – zu verstehen als Wortdichtung,hier also als Text der Oper – sahen. Daraus ergibt sich dann in logischer Folge, sobald der Nachdruck auf den Begriff Drama bei der Oper gelegt wird, daß die Dichtung das eigentlich Entscheidende sei, daß die Musik Dienerin der Dichtung sei. »Ehe ich arbeite,« sagt Gluck von sich, »suche ich vor allen Dingen zu vergessen, daß ich Musiker bin.« Er strebte vielmehr danach, Dichter und Maler zu sein, sich in den gegebenen Text zu vertiefen, diesen zu illustrieren, durch Farben die von der Dichtung gegebene Umrißzeichnung zu verlebendigen, wie er sich bei anderen Gelegenheiten ausdrückte. Was aber Gluck gegenüber den französischen Komponisten auszeichnete, obwohl er selber in seinen theoretischen Ausführungen darauf niemals hinweist, ist sein Gefühl dafür, daß eine Dichtung, die zum Musikdrama werden soll, besonders geartet, eben musikalisch sein müsse. Daß der Begriff »Dichtung« weiter sei, als das In-Worte-Fassen irgend eines Gedankens oder Gefühls, ist erst später in der Kunst gewaltig verdeutlicht worden, als ein Beethoven sein Schaffen als »Dichten in Tönen« bezeichnete. Aber bei Gluck ist wenigstens in seinem künstlerischen Schaffen eine Vorahnung dieses Gefühls vorhanden. Wohl ist für ihn der Text das Wesentliche im Musikdrama, aber für diese zum Musikdrama bestimmte Dichtung ist das Wesentliche der musikalische Charakter. Wenn man seine Texte ansieht, ist nichts in ihnen neu: die Stoffe waren bereits oft zu Opern verwertet, und gegenüber den früheren Bearbeitungen bringen sie viel eher eine Vereinfachung der Handlung, überhaupt alles äußerlich Dramatischen. So war Glucks Anlage die des lyrischen Dramatikers , Lyrik im Sinne von Psychologie, Verkündung seelischer Zustände und Entwicklungen. Und in der Fähigkeit, seelische Stimmungen sich ausleben zu lassen, beruht seine Dramatik, nicht darin, daß er einen Charakter in Taten sich bewähren läßt. Wir könnten also hier eine Vergleichslinie vom Musiker der »Iphigenie« zum Neudichter des Iphigenienstoffes, Goethe , ziehen. Das Anzureichende bei Gluck liegt im Musikalischen. Weil ihm die Verbindung zweier Gefühle nicht voll gelingt, weil die Entwicklung des einen aus dem anderen – was für die Musik im höchsten Maße erst durchBeethoven erreicht ist – nicht überzeugend wirkt, erscheint er für unser heutiges Empfinden oft auch als Psychologe veraltet. Am so bedeutsamer ist er als Erschöpfer einer seelischen Situation, als Psychodramatiker des Augenblicks . Darum ist seine Musik im wesentlichen auch monologisch .
    So liegt also Glucks musikgeschichtliche Bedeutung nicht in der Erfindung eines neuen Stils, sondern in der Betonung der Wahrheit des seelischen Ausdrucks . Darauf laufen auch

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