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Mozarts letzte Arie

Mozarts letzte Arie

Titel: Mozarts letzte Arie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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sie mich anödeten.
    Das Marmorportal des Theaters war ebenso faszinierend wie die Garderobe der reichen Wiener im Foyer. Wolfgangs Name war in aller Munde, auf allen geschminkten Lippen.
    Swieten deutete durchs hell erleuchtete Foyer zur Treppe. «Ich muss auf das Eintreffen des Kaisers warten, Madame», sagte er. «Sie finden meine Loge im ersten Rang. Ich hoffe, dass ich nicht länger aufgehalten werde.»
    Er drängte sich durchs Foyer. Die Menge rangelte sich um die besten Plätze, von denen ein zustimmendes Nicken des Kaisers zu erhaschen war. Ich ging die Treppe hinauf.
    Als Wolfgang und ich in der Hofburg gespielt hatten, hatte der künftige Kaiser auf mich keinen großen Eindruck gemacht.In der Thronfolge stand er nicht auf dem ersten Rang. Man hätte ihn sich gut als Herzog einer Provinz vorstellen können. Demgegenüber war seine Schwester Maria Antonia kichernd mit uns durch die königlichen Gemächer getobt. Nun stand sie mit ihrem Mann, dem französischen König, in Paris unter Arrest. Vielleicht war ein lebhafter, geselliger Charakter mit den Anforderungen der Welt kollidiert. Bei Wolfgang war das gewiss der Fall gewesen.
    Am Ende der Treppe führte mich der Platzanweiser zu Swietens Sitzen. Ich betrat eine lange Galerie. Lichnowsky ging im leeren Flur auf und ab. Er starrte zur Loge des Barons, als könnte er kraft seiner Ungeduld jemanden aus ihrer Leere heraufbeschwören.
    Ich sprach ihn an. Das Gesicht, das er mir zuwandte, war das eines Mannes, der sich auf ein Duell vorbereitet, scharf und wachsam. Mühsam entspannten sich seine Züge.
    «Suchen Sie Baron van Swieten, mein Prinz?», sagte ich.
    «Wo ist er?» Seine Stimme klang tief und erstickt.
    «Er wartet im Foyer auf den Kaiser.»
    Er legte einen Finger an den Augenwinkel. Die Geste war wie ein dunkler Fleck auf einer säuberlich beschriebenen Seite, war sie doch offensichtlich ein Zeichen der Erregung, während er sonst Gelassenheit zur Schau trug.
    «Haben Sie diese Oper noch nicht gesehen, mein Prinz?», fragte ich. «Sie, als großer Gönner meines Bruders?»
    «Ich war bei der Premiere, Madame.» Geräusche hinten im Flur. Seine Augen sahen bohrend in die Richtung. «Natürlich halte ich sie für ein ganz ausgezeichnetes Werk.»
    «Man sagt mir, dass Wolfgang sie für sein bestes Werk hielt.»
    «Ich glaube nicht, dass sie
Don Giovanni
übertrifft.»
    «Warum nicht?»
    «In der
Zauberflöte
sieht man, wie der Held und die Heldinden Sinn des Lebens in einer Art heiliger Gemeinschaft entdecken. Don Giovanni begreift, dass man die Wahrheit über die Welt nur erfährt, wenn man zu einer Höllenfahrt gezwungen wird.»
    «Vielleicht hat Wolfgang gelernt, dass die Hölle nicht unser Schicksal ist», sagte ich. «Man kann ihr durch Gebete und gute Taten entgehen.»
    Er schüttelte den Kopf und schien mir widersprechen zu wollen, hörte jedoch das einsetzende Stimmen des Orchesters. Er verbeugte sich und ging die Treppe hinunter, drängte sich an den Paaren vorbei, die dem Kaiser ihre Ehrerbietung erwiesen hatten und aus dem Foyer nach oben strömten.
    Ich betrat Swietens Loge und schaute über die Brüstung zur Bühne. Die Musiker im Orchestergraben lachten und scherzten in der entspannten Gewissheit von Leuten, die sich ihres Erfolgs sicher sind.
    «Sie?»
    Ich drehte mich zu der Stimme um. Gieseke wartete versteckt hinter der geöffneten Tür. «Sind Sie unverletzt? Wie ich sehe, ja. Gott sei Dank», sagte ich.
    Er trug sein Kostüm für die Abendvorstellung, ein langes weißes Gewand. Sein Gesicht war mit einer dicken Schicht schwarzer Schmiere zu einem strengen Glänzen geschminkt.
    «Wo ist Swieten?», sagte er.
    Applaus setzte ein, und das Orchester erhob sich. Die Geiger tippten mit ihren Bögen gegen die Notenständer. Der Kaiser schritt durch den Gang zu seinem Platz; sein Gefolge war so kostbar gekleidet, dass die Stoffe wie Rüstungen glänzten. Leopold bewegte sich mit gelassener Anmut. Sein pausbäckiges, grimmiges Gesicht war wie eingefroren und unnahbar.
    «Swieten ist natürlich da unten.» Gieseke verharrte im Dunkeln am Ende der Loge. «Leckt mit den anderen zusammen dem Kaiser die Stiefel.»
    «Hüten Sie Ihre Zunge», sagte ich. «Der Baron verdient jeden Respekt.»
    Der Schauspieler stand gebückt an der offenen Tür und blickte auf den Flur hinaus.
    Ich trat auf ihn zu.
    «Lassen Sie mich in Ruhe.» Seine Stimme kam krächzend aus seiner Kehle, als wäre sie verbrannt. «Ich wusste nicht, dass Sie hier sein würden. In

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