Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
Treppe hinauf. Ann hat einen Freund? Warum hat sie Doug nie in ihren E-Mails oder am Telefon erwähnt?
»Hey, Ann, ich habe eine Überraschung für dich«, verkündet Doug, als wir die Wohnung betreten. Ich höre Klappern aus der Küche, wo sollte Ann schließlich auch sonst sein, und dann Schritte.
»Welche Art von Über… Kate! Du bist zu Hause!«, ruft Ann glücklich und umarmt mich. Sie mustert mich von oben bis unten und greift aufgeregt nach meiner linken Hand. »Wo ist er? Dein Ehering? Dein Ehemann?« Sie sieht auf einmal verwirrt aus. »Was ist geschehen?«
»Ich gehe mal in die Küche«, sagt Doug und entschuldigt sich.
Als er in die Küche verschwindet, frage ich Ann stumm: »Wer ist er?«, aber sie schüttelt den Kopf und murmelt: »Später.«
»Wo ist Mom?« Ich weiß nicht, ob ich beiden mein Herz ausschütten möchte. Auf Anns Mitgefühl kann ich mich verlassen, wohingegen meine Mutter sicher hysterisch wird.
»Sie ist weg«, antwortet Ann ausweichend. »Komm und setz dich und erzähl mir, was passiert ist.«
Für eine Weile kann ich nicht aufhören zu reden, außer um zu weinen. Als ich ihr von Griff und seiner Abfuhr erzähle, breche ich wieder zusammen.
»Ich habe vollkommen versagt«, sage ich unter Tränen. »Alles, was ich wollte, war, einen vermögenden Mann zu heiraten, der sich um mich und uns kümmert. Ich wollte unser Haus zurück. Doch ich konnte ihn nicht heiraten, nicht für Geld. Ach, Ann, ich habe es wirklich versucht! Aber dann hat Griff jeglichen Respekt vor mir verloren. Ich habe alles vermasselt, was hätte Jane Austen wohl von mir gedacht?!«
»Kate, du bist keine Versagerin«, sagt Ann sanft und legt ihre Hand auf mein Knie. »Du hast nur völlig missverstanden, worauf Jane Austen hinauswill. Was du an diesen Büchern liebst, ist, dass die Heldin die Liebe findet, nicht Geld. Elizabeth liebt Darcy. Emma liebt Knightley. Fanny liebt Edward. Du liebst Griff. Wenn er wirklich der Richtige ist, dann wird er zurückkommen.«
Ich schüttele den Kopf.
»Es gibt den Richtigen nicht«, sage ich empört. »Aber Griff war richtig für mich. Ich wünschte nur, ich hätte das begriffen, bevor es zu spät war. Ich wünschte, du hättest ihn getroffen.«
»Vielleicht werde ich ihn eines Tages kennen lernen.«
Ich zucke mit den Schultern. Aus der Küche ist ein lauter Knall zu hören, und Doug ruft: »Entschuldigt! Das war nur eine leere Schüssel. Nichts kaputt gegangen!«
Wir kichern beide, aber der Knall im Nebenraum bringt mich in die Gegenwart zurück. Ich schüttele den Kopf, um mich von den letzten Spinnweben von Penwick zu befreien, und zwinge mich zu einem Lächeln.
»Nun sag schon, Ann, wer ist Doug?«
Während Ann erzählt, lärmt der besagte Mann in der Küche herum. Manchmal muss sie lachen. Mir wird klar, dass ich nicht die Einzige mit einem Plan war. Ann hat ihre Soßen wirklich auf der Lebensmittelmesse in Chicago präsentiert, und einige Delikatessenläden signalisierten Interesse, doch nichts deutete darauf hin, dass sie ihren Job kündigen konnte. Aber am letzten Tag kam ein Mann an den Stand und war von Anns Soßen so begeistert, dass er über eine Stunde blieb. Als sie den Stand schließen wollte, lud er sie zum Abendessen ein. Das war Doug. Douglas LaForce aus South Carolina. Er ist Unternehmer und interessiert sich für die Gourmetküche und war geschäftlich in Chicago, hatte über die Lebensmittelmesse aber aus der Zeitung erfahren. Man kann sich vorstellen, wie es weiterging. Doug bezahlte nicht nur ihr Abendessen, er bot ihr auch Hilfe beim Aufbau ihrer Soßenfirma an. Er investierte sein Geld, weil er ein erfolgreiches Geschäft witterte. Für Ann organisierte er Treffen mit Lebensmittelketten, als Erstes mit Piggly Wiggly im Süden, ein geeigneter Abnehmer ihrer Barbecuesoßen und Marinaden. In null Komma nichts bekam sie Soßenbestellungen für sämtliche Piggly-Wiggly-Läden in South Carolina und hatte einen Freund. Und Doug LaForce war vielversprechend. Nicht dass Ann es nötig gehabt hätte, denn jetzt waren ihre eigenen Aussichten auch vielversprechend. Sie waren gerade dabei, den Mietvertrag für eine professionelle Großküche zu unterschreiben, um der Nachfrage Herr zu werden, und suchten noch Unterstützung.
»Würdest du das machen?«, fragt Ann. Ich bin keine Köchin und mein Interesse an Lebensmitteln beschränkt sich aufs Essen, aber ich brauche einen Job, und, na ja, wenn die Chance der Familie in einer flüssigen Substanz liegt, die
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