Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck
mir im Gesicht kleben. Aber trotz meines Aussehens scheint Griff nicht überrascht, mich zu sehen.
»Hallo«, sagt er ruhig, als wäre eine nasse Frau in einem sehr offenherzigen Kleid auf einem Pferd das Normalste der Welt.
»Hi«, erwidere ich. »Machst du einen kleinen Ausritt?«
»Ja, das wollte ich.«
»Gut. Wir würden uns euch gern anschließen.«
Griff lässt Fred im Schritt gehen, und Ratina folgt, ohne dass ich etwas machen muss.
»Hast du nicht anderweitige Verpflichtungen?«, fragt Griff.
»Es gab eine kleine Änderung«, sage ich und blicke geradeaus.
Griff hält Fred an, und Ratina bleibt neben ihm stehen. Er sieht mich abwartend an.
»Die Gefühle haben sich geändert«, fahre ich ernster fort, dieses Mal sehe ich ihm in die Augen. »Du hattest Recht. Ich kann Scott nicht heiraten. Ich liebe ihn nicht. Und ich liebe das Geld nicht so sehr, wie ich dachte. Ich möchte hierbleiben, in Penwick, falls du mich haben willst, Lord Saunderson oder wie immer ich dich nennen soll.«
Ich verbeuge mich so, wie man sich wohl vor einem Adligen verbeugt. Griff zieht eine Augenbraue hoch, aber das warme Lächeln, das ich erwartet habe, bleibt aus.
»Ich bin nicht der verdammte König«, sagt er feierlich und greift nach Ratinas Zügel. Er zieht seinen Regenmantel aus und legt ihn mir über die Schultern. »So ist’s besser.«
Ich bin verdattert. Ich gebe zu, dass ein schnulziges Happy End wohl zu viel verlangt wäre, aber ein bisschen Romantik wäre schon angebracht. Jedenfalls finde ich das.
»Das ist also alles?«, fragt Griff, während er sein Pferd antreibt. Ratinas Zügel hält er immer noch in der Hand und führt sie neben sich, als wäre ich beim Ponyreiten. »Du lässt Scott vorm Altar stehen und gehst davon aus, dass ich dir in die Arme laufe, dankbar, dass du endlich zur Vernunft gekommen bist?«
Irgendwie schon. Ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll. Mein Magen zieht sich bei jedem Schritt zusammen.
»Ich dachte, du liebst mich«, platzt es aus mir heraus. »Gestern Abend …«
»Gestern Abend …«, unterbricht er mich und bringt die Pferde zum Stehen. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, ist er nicht wütend, sondern tief enttäuscht. Wahrscheinlich von mir. »Du warst entschlossen, Scott wegen seines Geldes zu heiraten. Er war die Lösung deiner Probleme. Ich war nur eine Ablenkung. Du hast vielleicht eine Nacht darüber geschlafen, aber ich auch. Ich will nicht mit einer Frau zusammen sein, die so wenig Charakter und Urteilsvermögen hat. Ich habe an dich geglaubt, Kate, sogar als ich gesehen habe, wie du diesem Mann in der Schweiz hinterhergelaufen bist. Ich dachte, du würdest merken, was für eine Närrin du warst. Obwohl du dich als Lady ausgegeben hast, war dein Verhalten alles andere als ladylike.«
Bei seinen Worten zucke ich zusammen.
»Mir ist schon klar, dass ich eine Närrin war!«, sage ich aufgebracht. »Und ich liebe dich.«
Wir schweigen. Nur die Pferde schnauben ab und zu. Ich blicke ihn unverwandt an, und dieses Mal wendet er den Blick ab. Mir wird langsam kalt. Inzwischen ist der Regen durch Griffs Mantel gedrungen, und ich zittere. Das weckt wenigstens seine Aufmerksamkeit.
»Lass uns zurückreiten.« Er spricht ruhig und führt uns zum Weg nach Penwick. Sein Gesichtsausdruck scheint weicher zu werden, was mir wieder Hoffnung macht. »Aber für uns ist es zu spät. Wir sind nicht in einem romantischen Film oder einem Austenroman.« Ich habe mir leider falsche Hoffnungen gemacht, obwohl sein Tonfall wieder die weiche Wärme annimmt, die ich zu lieben gelernt habe. »Es gibt kein Happy End. Du solltest zurück nach Amerika fliegen.«
Ich weiß nicht, was ich tun oder sagen soll. Ratina fällt ein paar Schritte hinter Fred zurück, und weil Griff mir jetzt den Rücken zuwendet, fange ich an zu weinen. Da es in Strömen regnet, wird niemand mitbekommen, dass ich ein gebrochenes Herz habe.
Meine Freunde helfen mir beim Packen. Wir sind ein trauriger Haufen. Ich habe Emma, Marianne und Fawn noch nie so still erlebt. Ich habe natürlich jedes einzelne Wort wiedergegeben, das Griff zu mir gesagt hat, es waren ja nur wenige. Sie hörten zu, gaben sich aber wortkarg. Was gibt’s da auch zu sagen? Dass ich selbst schuld bin? Dass mich mein blinder Entschluss, für Geld zu heiraten, um die Liebe meines Lebens gebracht hat? Ich kenne die Antworten sowieso und weiß, dass die Austenbegriffe »gute Partie« und »wünschenswerte Hochzeit« heute etwas ganz anderes
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