Mr. Fire und ich (Band 2)
beim ersten Mal habe ich wieder das Gefühl, dass etwas an dieser Nachricht seltsam ist.
„Ich wollte Sie davon überzeugen,
bevor Sie später in dieses Flugzeug steigen,
dass mein Verlangen unheimlich groß ist, mit Ihnen
unser Wiedersehen zu feiern, sie zu küssen und in Ihren Armen
zu schlafen. Und Sie können sicher sein, dass
ich am Flughafen auf Sie warten werde, und dass
es mir eine große Freude bereiten wird.
D. W.“
„Dieser Mann nimmt aber auch kein Blatt vor den Mund!“
Beinahe erschrocken drehe ich mich zu Vincent um. Er grinst bis über beide Ohren. Ich sehe ihn zugleich fragend und perplex an.
„Entschuldige, Julia. Ich wollte dir nicht zu nahe treten.“
„Nein, nein … Aber warum sagst du das?“
„Na ja … diese Nachricht ist … sehr … eindeutig … Ein wenig anrüchig, um genau zu sein.“
„Anrüchig? Ich würde sagen, sehr nett, beinahe schon etwas langweilig …“
„Oh …!? Hast du es nicht verstanden?“
„Was verstanden?“
„Lies nur jede zweite Zeile, dann wirst du schon sehen …“
„ Ich wollte Sie davon überzeugen,
bevor Sie später in dieses Flugzeug steigen,
dass mein Verlangen unheimlich groß ist, mit Ihnen
unser Wiedersehen zu feiern, sie zu küssen und in Ihren Armen
zu schlafen. Und Sie können sicher sein, dass
ich am Flughafen auf Sie warten werde, und dass
es mir eine große Freude bereiten wird.
D. W.“
„Ach ja! Wirklich …“
Ja, das passt schon eher zu Mr. Fire …
Ich werde rot im Gesicht, packe den Zettel hastig wieder weg, wobei meine hektischen, übertriebenen Gesten meine Scham verraten.
„Pfff …“, pruste ich los. „Vielen Dank für deine Hilfe! Eine Freundin hat mir diesen Zettel gegeben, den ihr ein Verehrer geschickt hat, und mir gesagt:
"Du wirst lachen … also … wenn du des Rätsels Lösung findest!"
Und wie du siehst, hab ich sie nicht gefunden …“
Nur eine kleine Notlüge, um mich aus dieser misslichen Lage zu befreien …
„Gut, wollen wir uns jetzt etwas zu essen bestellen?“
Den restlichen Flug verbringen Vincent und ich damit, über alles Mögliche zu diskutieren. Ungefähr eine Stunde, bevor wir in Paris landen, spüre ich plötzlich starke Krämpfe in meinem Bauch. Der Schmerz ist nicht unerträglich, doch das Gefühl ist äußerst unangenehm. Ich sage mir, das einfachste Mittel, den Schmerz zu lindern, ist, einfach nicht darauf zu achten und mich stattdessen auf meine Unterhaltung mit Vincent zu konzentrieren. Doch der Schmerz wird immer schlimmer und der stille innere Kampf, den ich mit meinem Körper austrage, muss sich auf meinem Gesicht abzeichnen, da Vincent mich fragt:
„Alles in Ordnung, Julia? Du siehst nicht gut aus!“
„Ich habe nur ein wenig Bauchschmerzen. Wahrscheinlich liegt es an dem Essen von vorhin.“
Das ist die erste Erklärung, die mir in den Sinn kommt, und ich finde auch keine bessere.
„Willst du, dass ich eine Stewardess hole?“
„Nein, nein. Sprich einfach weiter. Wenn ich dir zuhöre und nicht auf den Schmerz achte, wird er bestimmt von ganz allein wieder vergehen.“
Vincent versucht schließlich, mich zu unterhalten, und es scheint ihm zumindest teilweise zu gelingen, denn die stechenden und heftigen Krämpfe machen einem dumpferen, weniger intensiven Schmerz Platz. Leider ist die Linderung nur von kurzer Dauer. Bald kommen weitere Symptome hinzu: Ich kann kaum noch schlucken, mir ist schwindelig und meine Körpertemperatur schwankt zwischen starken Schweißausbrüchen und einem unerträglichen Schüttelfrost. Ich schaffe es nicht mehr, Vincent zuzuhören. Ich konzentriere mich nur noch auf meinen rebellierenden Körper. Ich habe so etwas noch nie erlebt und beginne, in Panik zu geraten. Dann spüre ich einen unaufhaltsamen Drang, ruhig liegen zu bleiben und mich am Sitz festzuklammern, als ob jede noch so kleine Bewegung zur sofortigen Bewusstlosigkeit führen würde. Eine Stewardess kündigt die Landung an.
„Ich fühle mich nicht gut.“
Mit schwacher Stimme und kurzem Atem habe ich diese Worte gehaucht, obwohl ich meine letzten Energiereserven in diesen Satz gelegt habe. Vincent beugt sich zu mir herüber. Er legt eine Hand auf meine Stirn und packt meinen Arm. Er spricht zu mir, aber ich kann ihn nicht mehr hören. Ich habe die Augen geschlossen. Während die Maschine zur Landung ansetzt, geht alles sehr schnell. Je panischer ich werde, desto schlimmer wird mein Zustand und umgekehrt. Es ist wie ein Teufelskreis. Ein Kribbeln breitet sich
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