Mr. Fire und ich, Band 4 (German Edition)
die hochnäsige Pute und mach mit! Wir werden dich nicht fressen!“
Seine Bemerkung sorgt für allgemeine Heiterkeit. Ohne ihn anzusehen, tippe ich meine Nachricht:
[Daniel, holen Sie mich ab!]
Ich klammere mich an mein Telefon wie an einen Rettungsring. Vincent setzt seine Schmährede fort:
„So ein schönes Kleid, das ist dazu da, um ausgezogen zu werden! Ich hab deine Unterwäsche gesehen, du bist für solche Vergnügungen wie gemacht!“
Er ist sternhagelvoll, wie alle anderen um ihn herum. Ich bin die Einzige, die sich nicht vor Lachen krümmt.
Ich gehe in Richtung Tür und lese dabei Daniels Antwort:
[Wo sind Sie, Julia?]
[In einem Wohnhaus bei der Avenue Montaigne.]
[Was machen Sie da?]
[Daniel, bitte holen Sie mich ab!]
[Versuchen Sie herunterzukommen. Ich bin in fünf Minuten da.]
Das muss er mir nicht zweimal sagen. Ich will einfach nur hier raus. Dazu muss ich aber erst mal Vincent abwimmeln, der diesmal seinen Worten auch Taten folgen lässt: Er umschlingt mich und versucht, mich am Hals zu küssen. Obwohl ich mich heftig wehre, kommt mir niemand zu Hilfe.
Mit zerzausten Haaren und rot vor Wut und vor Scham schaffe ich es schließlich, mich zu befreien. Ich ohrfeige Vincent mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, und schlage beim Hinausgehen die Tür hinter mir zu. Ich renne die Treppe hinunter, so schnell ich kann. Mein einziges Ziel ist es, die Tür zu erreichen, dann die Straße und schließlich, wie ich hoffe, Daniels Auto. Erst draußen stelle ich mir die Frage:
Was wird er von mir denken?
Mir bleibt keine Zeit, darüber nachzudenken: Ray parkt gerade das Auto am Gehsteig. Die Wagentür öffnet sich. Innen sitzt Daniel.
Ich schlüpfe hinein und setze mich zu ihm, ohne ihn anzusehen. Ohne ein Wort zieht mich Daniel zu sich heran und küsst mich. Eine Mischung aus Verlangen und Erleichterung durchströmt meinen Körper wie eine Welle. Mir wird bewusst, wie sehr ich Angst gehabt habe. Zudem weiß ich, dass ich jetzt in Sicherheit bin. Was für ein wohliges, berauschendes Gefühl es ist, begehrt zu werden und gleichzeitig voll von Verlangen zu sein. Weit weg von diesem Abend, weit weg von diesem lautstarken falschen Getue, kommen Gelüste in mir auf, die Vincent erröten lassen würden. Noch nie habe ich so große Lust auf jemanden gehabt wie jetzt. Daniel und ich verstehen uns, ohne ein Wort zu sagen. Unser Begehren mischt sich, unsere Körper beben im Einklang. Ray hat kaum Zeit, das Auto zu parken, als wir schon zur Wohnung rennen.
Wir öffnen die Schiebetüren zum Schlafzimmer mit nur einem gemeinsamen Wunsch: uns aufeinander zu stürzen. Daniel reißt mir Sarahs Kleider vom Leib. Gewiss, sie gehören mir nicht und ich hoffe, dass er sie nicht beschädigt hat, aber ich bin ihm unendlich dankbar: Ohne es zu wissen, befreit mich Daniel von dem Schutzschild, das ich mir für diesen Abend zugelegt hatte. Er nimmt diese Rolle von mir, gibt mir gewissermaßen meine Jungfräulichkeit zurück. Die Kälte durchdringt meinen Körper und schürt mein Verlangen. Jeder Zentimeter meiner Haut sehnt sich nach Daniel. Er drückt mich mit dem Rücken gegen den Schlafzimmerspiegel und wandert mit dem Mund über meinen ganzen Körper nach unten, dann wieder hinauf. Er packt meine Brüste, drückt sie, knetet sie. Bei meinem Nabel angekommen beißt Daniel in meinen Bauch: ein unerwartetes Gefühl, heftig, aber angenehm. Er hinterlässt hier seine Spur, seinen Abdruck. Das gefällt mir. Heute Abend gehöre ich nur ihm. Als er meine Hände loslässt, erobern seine Fingerspitzen mein Geschlecht, zu meiner größten Freude. Daniel verschlingt meinen Mund eher, als ihn zu küssen, während seine Finger meinen Kitzler streicheln.
Woher weiß er so genau, wie er mich vor Wonne verrückt machen kann? Welche Liebhaberin hat ihm das alles beigebracht?
Letztendlich hat das keine Bedeutung. Nur dieser Augenblick zählt.
Jede Zuckung, jeder Seufzer rückt diesen Abend ein bisschen weiter in die Ferne, diese vielsagenden Blicke, Vincents Fantasien, seinen Mund auf meinem Hals. Mit jeder Berührung, jedem Kuss, jeder Zärtlichkeit wischt Daniel nach und nach alles weg, was nicht zu ihm gehört, und löst es in der Erwartung auf einen glühenden Orgasmus auf.
Endlich findet er die Berührung, die mich dazu bringt, mich selbst zu vergessen: Ich werde von unkontrollierten Zuckungen geschüttelt, meine Beine zittern so sehr, dass sie mich nicht mehr tragen. Ich gelange mit einem Schrei zum Höhepunkt, der mich von
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