Mr. Fire und ich, Band 4 (German Edition)
wieder auf und stellt den Wasserstrahl auf eine niedrigere Stufe. Ich stehe noch unter dem Schock dieses heftigen Orgasmus. Das Wasser läuft mir über den Nacken, den Rücken hinunter, meine Beine entlang, ein letzter mildernder Druck. Er hilft mir aus der Badewanne, denn meine Beine wollen mich nicht mehr tragen. Ich schmiege mich an ihn, noch immer bebend. Wie eine Katze suche ich seine Nähe, seine Wärme. Er hebt mein Kinn zu sich und küsst mich leidenschaftlich, dann flüstert er mir ins Ohr:
„Wem gehört du, Julia?“
Wieder erkenne ich die warme Stimme von Mr. Fire. Ohne jede Hemmung erwidere ich:
„Dir.“
4. Auf der Place Vendôme
Es ist schon hell, als ich die Augen öffne. Ich bin in Daniels Bett. Er schläft noch. Was für eine bewegte Nacht! Ich drehe mich zu ihm hin, langsam, um ihn nicht zu wecken. Auf dem Bauch liegend, mit dem Kopf auf dem Kissen trägt Daniel keinerlei Maske mehr: Seine ruhigen und entspannten Gesichtszüge haben beinahe etwas Kindliches. Mein Blick wandert von seinen geschlossenen Augen über seinen Nasenrücken bis hin zu seinen Lippen. Unwiderstehlich fühle ich mich zu ihnen hingezogen. Ich weiß, wie weich sie sind! Ich muss gegen das Bedürfnis ankämpfen, ihn in seinem Schlaf zu stören. Ich betrachte ihn weiter. Meine Hände widerstehen der Versuchung, ihn zu streicheln, mein Blick schweift zu seinem Nacken, dann zu seinem Rücken. Mehr werde ich im Moment nicht sehen, denn das Betttuch verdeckt seinen restlichen Körper. Macht nichts. Ich brauche nur die Augen zu schließen, um uns zu sehen, nackt aneinandergepresst, nach dem Orgasmus. Eine Frage von Daniel bringt meine Wangen zum Glühen, zaubert mir aber zugleich ein Lächeln auf die Lippen.
„Wem gehört du, Julia?“
Mit dem Duzen, diesem unerwarteten Geschenk, kam meine Antwort wie von selbst:
„Dir.“
Ganz selbstverständlich.
Nach Vincent und diesem katastrophalen Abend hatte ich das Gefühl, wieder ich selbst zu sein, als ich mich Daniel hingegeben habe. Er hat mich so genommen, wie ich bin. Unsere Körper gehören zueinander, verstehen sich, sobald sie sich berühren.
Ganz selbstverständlich.
Lautlos steige ich aus dem Bett. Unsere am Boden verstreute Kleidung zeugt noch immer von unserer nächtlichen Leidenschaft. Ich ziehe Daniels Hemd über meine nackte Haut. Das Gefühl ist berauschend: Der Duft von Daniels Körper, gefangen in dem Stoff, hüllt mich komplett ein. Auf Zehenspitzen schleiche ich ins Wohnzimmer. Der Raum ist in Licht getaucht. Ich brauche eine Minute, um mich daran zu gewöhnen, dann genieße ich die Sonnenstrahlen auf meiner Haut. In der morgendlichen Wärme recke und strecke ich mich wie eine Katze.
Ich habe Daniel nicht kommen hören und zucke zusammen, als seine Arme mich umschlingen und mich zu ihm hinziehen. Noch ganz verschlafen vergräbt er seinen Kopf in meinem Nacken. So verharren wir eine lange Minute und genießen den Moment.
„Hast du gut geschlafen?“, flüstert er mir ins Ohr.
Ich werde nicht müde, diese beiden Buchstaben zu hören, dieses winzige Wörtchen, das so neu zwischen uns ist:
Du
.
„Ja, danke. Und du?“
„Tief und fest. Es geht nichts über körperliche Betätigung vor dem Schlafengehen“, erklärt er mir mit einem Zwinkern. „Heute muss ich zur Place Vendôme. Ich habe dort ein geschäftliches Treffen.“
„Oh, du musst schon gehen?“
Ich bin enttäuscht. Wie gerne hätte ich einen erholsamen Vormittag in Daniels Armen verbracht.
„Na ja, ich hab mir gedacht, du könntest mitkommen. Das Treffen ist erst in zwei Stunden. Kennst du die Place Vendôme?
Ich gebe zu, dass ich nicht viel darüber weiß.
„Ich weiß nur, dass es dort viele hochkarätige Juweliergeschäfte gibt.“
„Unter anderem Tercari, natürlich. Meine Familie hat sich zur gleichen Zeit dort niedergelassen wie Van Cleef and Arpels, 1906. Wenn du diesen Platz noch nicht kennst, musst du ihn unbedingt sehen.“
Leidenschaft und Stolz stehen Daniel ins Gesicht geschrieben. Ich mag dieses Feuer, das ihn mit Leben erfüllt. Außerdem bin ich gerührt, dass Daniel mir seine Welt zeigen möchte. Mit einem Lächeln auf den Lippen gehe ich ins Schlafzimmer zurück.
Meine Tasche, die ich zwei Tage zuvor in einem Eck abgelegt habe, wartet auf mich. Alles ist noch so, wie es war. Im Gegensatz zu Vincent hat Daniel nichts angerührt. Dafür bin ich ihm dankbar. Innerhalb weniger Minuten bin ich fertig, in Sommerkleid und Sandalen. Auch Daniel hat sich inzwischen
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