Mr. Fire und ich, Band 4 (German Edition)
muskulöser Oberkörper, seine Formen, die ich noch unter meinen Fingern spüren kann, die Wölbung seiner Lenden, sein straffer Po ... und sein steifes Glied, das meine Hand umschließt ... Ein merkwürdiges Gefühl überkommt mich, eine Mischung aus Verlangen und Sehnsucht. So etwas habe ich noch nie empfunden. Ich schüttle diese Gedanken von mir.
Ich darf nicht mehr an all das denken. Ich muss Daniel vergessen.
Ich konzentriere mich wieder auf Sarahs Garderobe. Schließlich finde ich ein hautfarbenes Bustier mit dünnen Trägern und einen knielangen Tüllrock. Ich ziehe das Ganze über und fühle mich darin ein bisschen eingeengt: das Oberteil liegt sehr eng auf der Haut und sieht dadurch sehr sexy aus. Danach schlüpfe ich in ein Paar Pumps. Glücklicherweise hat Sarah dieselbe Größe wie ich. Auf diesen hohen Absätzen zu stehen und dazu diese enge Kleidung zu tragen, ist ein ungewohntes Gefühl. Ich vollende meine „Verwandlung“ mithilfe von Make-up, das ich unten in der Garderobe finde: ein rosa Lippenstift, der lebhafter wirkt als die Farben, die ich sonst immer trage, und ein Lidstrich mit dem Eyeliner lassen mich weniger brav erscheinen, als ich es in Wirklichkeit bin. Ich stecke mein Haar zu einem Knoten hoch und wähle ein schlichtes schwarzes Täschchen, in das ich mein Handy und den Wohnungsschlüssel gleiten lasse.
Da Vincent ja in seiner letzten SMS vorgeschlagen hat, uns um 18 Uhr zu treffen, muss ich schon los, um rechtzeitig da zu sein. Ich lasse die Tür hinter mir ins Schloss fallen und bin nun wieder im Freien. Was für ein eigenartiges Gefühl ... Während der kurzen Strecke bis zur Metro-Station drehen sich die Leute nach mir um, lächeln mir zu. Das ist nicht unangenehm, nur ungewohnt. Ich schicke Vincent eine Nachricht, um in Erfahrung zu bringen, wo wir uns treffen.
[Ich warte an der Haltestelle Champs-Élysées Clemenceau auf dich, in 15 Minuten.]
Das trifft mich wie ein Schlag in den Magen. Der vorangehende Abend kommt mir wieder in den Sinn und mit ihm alle unangenehmen Erinnerungen.
Hätte er sich nicht einen anderen Ort aussuchen können?
Ich werfe einen Blick auf meine Nachrichten: Daniel hat nicht versucht, mich zu erreichen.
Warum sollte er auch?
Als ich aus der Metro komme, ist Vincent schon da. Er wartet ein paar Schritte weiter vor einem Zeitungskiosk. Trotz meiner Traurigkeit kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen: Wenn wir uns nicht im Flugzeug miteinander unterhalten hätten, wäre Vincent genau der Typ Mann, von dem ich mich abgewendet hätte. Vincent mit seiner Markenkleidung ist das Musterbeispiel für einen künftigen dynamischen Jungunternehmer, der einer Zukunft zulächelt, die zwangsläufig strahlend sein wird. Wenn er nicht Jura studiert hätte, wäre er sicher auf eine Handelsschule gegangen. In ein paar Jahren wird er eine Kommilitonin von der Uni heiraten ... Merkwürdigerweise vergleiche ich ihn nicht mit mir selbst, sondern mit Daniel.
Gewiss, Daniel ist steinreich, aber in Vincents Alter hat er bereits im Familienunternehmen gearbeitet. Daniel ist kreativ, ein Künstler, der von seiner Leidenschaft für Schmuck lebt. Daniel trägt so ein Feuer in sich. Ich erinnere mich an den Abend meines zwanzigsten Geburtstags, als seine Augen auf mich gerichtet waren, während er mich geliebt hat und nicht wollte, dass ich dabei meinen Schmuck abnehme. An jenem Abend sagte er zu mir, ich sei
„ein ungeschliffener Diamant“
. Allein diese Erinnerung löst in mir eine Welle unbändigen Verlangens aus.
„Julia, wie schön, dich wiederzusehen!“
Ich habe Vincent nicht herankommen sehen. In einer feierlichen Umarmung umklammert er mich einen Moment lang. Bei diesem unerwarteten Kontakt verkrampft sich mein ganzer Körper. Obwohl mein Verstand die Trennung von Daniel erfasst hat, gehört mein Körper immer noch ihm. Er zeigt Abwehrreaktionen gegen jeden anderen Körper als den seinen. Aber Vincent bemerkt nichts von alldem. Ich reiße mich zusammen:
„Hallo! Ich freue mich auch.“
„Willst du ein paar Schritte gehen? Es ist nicht weit von hier.“
Vincent zieht mich mit sich in Richtung Rue Montaigne. Ich erstarre.
Daniel … Wo sind Sie?
„Julia, ist alles in Ordnung? Du wirst doch nicht etwa wieder in Ohnmacht fallen? Du bist ganz blass ...“
„Ja, entschuldige. Ich habe nicht gut geschlafen.“
„Es ist hier“, erklärt er mir, während er die schwere Tür eines Wohnhauses aufdrückt. „Du wirst sehen, meine Freunde sind super.“
Wir
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