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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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sind diese wesentlichen Dinge?« wollte Joenes wissen.
    »Zuerst einmal«, verriet Watts ihm, »zeichnen sich die herumgehenden Toten durch einen fast vollständigen Mangel an Gefühlsäußerung aus. Sie können nur Wut und Angst empfinden, auch wenn sie manchmal andere Emotionen simulieren, das allerdings in einer Weise wie vielleicht ein Schim-panse, der vorgibt, in einem Buch zu lesen. Dann sind ihre Aktionen von roboterhafter Natur, womit gleichzeitig jeglicher höhere Denkprozeß aus-geschaltet wird. Häufig findet ein Reflex statt, der auf erhöhte Frömmigkeit schließen lassen könnte, jedoch sind das Aktionen vergleichbar mit denen eines Huhns, dem der Kopf abgeschlagen wurde und das noch im Tode letzte Zuckungen zustande bringt. Einhergehend mit diesem Reflex kann man die wandelnden Toten in erhöhter Anzahl in der Nähe von Kirchen beobachten, wo viele von ihnen sogar zu beten versuchen. Andere findet man nicht selten auch auf Parkbänken oder in der Nähe von U-Bahn-Ausgängen ...«
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    »Ach so«, sagte Joenes. »Als ich gestern nacht durch die Stadt lief, sah ich ein paar von diesen Leuten auch an eben erwähnten Orten ...«
    »Genau«, sagte Watts. »Das sind die, die nicht länger vorgeben, nicht tot zu sein. Doch andere be-mühen sich immer wieder aufs Neue, die Lebenden auf‘s genaueste zu kopieren in der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden. Sie fallen einem normalerweise aber sofort auf, denn üblicherweise über-treiben sie maßlos, indem sie entweder zuviel reden oder wie wahnsinnig lachen.«
    »So habe ich mir das nicht vorgestellt«, sagte Joenes.
    »Es ist ein tragisches Problem«, sagte Watts. »Die Behörden bemühen sich, mit dieser Sache irgendwie fertig zu werden, doch mittlerweile hat die Angelegenheit ungeahnte Ausmaße angenommen. Ich wünschte, ich könnte Ihnen noch andere Charakteristika der wandelnden Toten schildern und in welcher Weise sie den traditionellen nichtwandelnden Toten ähnlich sind, denn ich bin ziemlich sicher, daß Sie sich dafür interessieren. Doch nun, Mr. Joenes, sehe ich dort einen Polizisten herannahen, und deshalb ziehe ich es lieber vor, mich zu ver-abschieden.« Und als er diesen Satz beendet hatte, startete Watts zu einem Kurzstreckensprint und ha-stete durch die Menschenmenge. Der Polizist verfolgte ihn, gab jedoch seine Bemühungen bald auf und kehrte zu Joenes zurück.
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    »Verdammt«, schimpfte der Polizist, »er ist mir schon wieder durch die Lappen gegangen.«
    »Ist er ein Verbrecher?« erkundigte Joenes sich.
    »Der gerissenste Juwelendieb in dieser Gegend«, sagte der Polizist und wischte sich über die mächtige gerötete Stirn. »Am liebsten spielt er den Beatnik, damit niemand ihn erkennt.«
    »Er hat mir irgendwas von wandelnden Toten er-zählt«, sagte Joenes.
    »Solche Stories erzählt der immer«, meinte der Polizist. »Ein krankhafter Lügner, genau, das ist er. Verrückt. Und dazu noch verdammt gefährlich.
    Vor allem deshalb, weil er keine Waffe bei sich hat.
    Dreimal hatte ich ihn schon beinahe am Schlaffitt-chen. Ich fordere ihn im Namen des Gesetzes auf, stehenzubleiben, wie man es in den Vorschriften nachlesen kann, und wenn er nicht stehenbleibt, schieße ich auf ihn. Mittlerweile habe ich acht harmlose Schaulustige erwischt. Bei meinem Pech und wenn das so weitergeht, bekomme ich nie die Sergeantenstreifen. Außerdem muß ich auch noch meine Munition selbst bezahlen!«
    »Aber wenn dieser Watts doch niemals eine Pistole bei sich hat ...«, begann Joenes, verstummte jedoch sofort. Er hatte beobachtet, wie über das Gesicht des Polizisten ein sonderbarer, stumpfer Ausdruck huschte und wie die Hand des Beamten auf den Griff seines Revolvers fiel.
    »Was ich sagen wollte«, fuhr Joenes fort, »ist da 52
    etwas dran an der Sache mit den wandelnden Toten?«
    »Nee, das ist nur seine Beatnik-Nummer, mit der er die Leute hinters Licht führen will. Hab ich Ihnen nicht gerade gesagt, daß er ein Juwelendieb ist?«
    »Hab ich vergessen«, entschuldigte Joenes sich.
    »Nun, sollten Sie aber nicht. Ich bin ein netter, freundlicher Durchschnittsmensch, doch ein Typ wie Watts bringt mich in Rage. Ich tue meine Pflicht, wie es mein Dienst vorschreibt, und abends gehe ich nach Hause und setz mich vor den Fern-sehapparat außer am Freitag, da gehe ich immer auf die Bowlingbahn. Klingt das etwa nach einem Roboter, wie Watts es Ihnen wahrscheinlich geschil-dert hat?«
    »Natürlich nicht«, sagte Joenes.
    »Dieser Kerl«, fuhr der Polizist fort,

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