Mr. Joenes wundersame Reise
seine eigene Hütte.
Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, da 167
kam Laka wieder zu sich und überschüttete Joenes mit leidenschaftlichen Küssen. Joenes stieß sie von sich und meinte, sie solle weder sich Gewalt antun noch seine Leidenschaft entfachen. Doch Laka erklärte, sie sei nun ein völlig anderer Mensch, auch wenn diese Veränderung nur vorübergehend sei. Der Anblick der Bestie, meinte sie, und Joenes‘
tapferes Vorgehen bei ihrer Rettung hätten sie zutiefst erschüttert. Zudem habe Lunus Tod ihr Wert und Bedeutung der Leidenschaft für eine kurzlebi-ge Existenz wie den Menschen bewiesen.
Joenes hatte seine Zweifel, ob diese Gründe wirklich zutrafen, jedoch konnte er nicht leugnen, daß Laka sich tatsächlich verändert hatte. Ihre Augen glänzten, und mit einem wahren Panthersatz, der an die Attacke der Bestie erinnerte, stürzte sie sich auf Joenes und warf ihn rücklings auf sein Lager.
Joenes kam zu dem Schluß, daß er zwar nur wenig über die Männer wußte, die Frauen ihm jedoch für immer ein vollkommenes Rätsel bleiben würden. Außerdem bohrten sich die Tannenzweige qualvoll in seinen Rücken. Doch schon bald vergaß er seine Schmerzen und seinen Mangel an Wissen. Beides wurde vollkommen unwichtig, und er verschwendete daran keinen einzigen Gedanken mehr, bis die Morgendämmerung die Hütte erhell-te und Laka nach draußen huschte, um in ihre eigene Hütte zurückzukehren.
168
DIE NOTWENDIGKEIT FÜR DIE EXISTENZ DER
BESTIE VON UTOPIA
Am Morgen traf Joenes wieder mit seinen Kollegen von der Universität zusammen. Er berichtete ihnen von seinen Erlebnissen der vergangenen Nacht und drückte seinen Unwillen darüber aus, daß sie ihm nichts von der Bestie erzählt hatten.
»Aber mein lieber Joenes!« sagte Professor Hanley. »Wir wollten nur, daß Sie mit einem der wichtigsten Elemente von Chorowait unvoreingenom-men konfrontiert wurden und sich Ihr eigenes Urteil bildeten.«
»Selbst wenn das mein Leben gekostet hätte?«
fragte Joenes wütend.
»Sie befanden sich zu keiner Zeit in irgendeiner Gefahr«, verriet Professor Chandler ihm. »Die Bestie greift niemals jemanden an, der in irgendeiner Verbindung zur Universität steht.«
»Mir kam es jedenfalls so vor, als wolle das Untier mir ans Leben«, widersprach Joenes.
»Ich bin sicher, daß es so aussah«, gab Manisfree zu. »Doch in Wirklichkeit wollte das Ungeheuer nur an Laka heran, welche als Chorowaiterin eine lohnende Beute für die Bestie darstellte. Vielleicht wären Sie ein wenig herumgestoßen worden, hät-te die Bestie wirklich versucht, Ihnen das Mädchen aus den Armen zu reißen, doch wäre das schon alles gewesen, was Ihnen hätte zustoßen können.«
169
Joenes ärgerte sich außerordentlich, zu erfahren, daß die Gefahr, in der er sich in der vergangenen Nacht befunden zu haben glaubte, sich als überhaupt nicht existent herausstellte. Um seinen Unwillen zu verbergen,, fragte er: »Was für eine Art von Untier ist das überhaupt, und zu welcher Rasse gehört es?«
Geoffrard von der Klassik räusperte sich und er-klärte großartig: »Die Bestie, die Sie heute nacht sahen, darf weder mit dem Ungeheuer verwech-selt werden, das Sir Pellinore verfolgte, noch mit den Ungeheuern der Apokalypse. Die Bestie von Chorowait ähnelt hingegen viel eher dem Opini-cus, von dem die Ahnen uns überliefern, daß er zum Teil Kamel, zum Teil Drachen und zum Teil Löwe war, auch wenn wir nicht genau wissen, in welchen Proportionen. Doch selbst diese Ähnlichkeit ist eher äußerlich. Wie ich schon sagte, ist unsere Bestie einmalig.«
Joenes fragte: »Woher kommt denn das Ungeheuer?«
Die Professoren schauten sich gegenseitig an und kicherten dabei wie eine Klasse schüchterner Schulmädchen. Dann wurde Blake von der Physik ernst und schaute Joenes an. »Tatsache ist, daß wir die Bestie ins Leben riefen. Wir konstruierten sie Stück für Stück und Glied für Glied und benutzten dabei an den Wochenenden das chemische Labor.
Sämtliche Abteilungen der Universität beteiligten 170
sich an der Schaffung der Bestie, wobei ich jedoch besonders die Mithilfe der Chemie, Physik, Mathematik, Kybernetik, Medizin und der Psychologie hervorheben muß. Und ich muß auch die Unterstützung der Anthropologie und der Klassik erwähnen, auf deren Inspiration die Entstehung der Bestie zurückzuführen ist. Besonderer Dank gebührt Professor Elling von den Praktischen Künsten, der das gesamte Ungeheuer mit einer der dauerhafte-sten
Weitere Kostenlose Bücher