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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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ver-wahrt.«
    »Natürlich. Aber an welchem sicheren Ort hab ich ihn deponiert?« fragte der Medizinmann und suchte wie wild in seinen Ingredienzien herum.
    »Vielleicht auf dem Altar der Unterwelt?« machte Huang einen Vorschlag.
    »Vielleicht am Ort des Segens«, hatte Pollito eine andere Idee.
    »Nein, keiner dieser Orte erscheint mir sicher genug«, sagte der Medizinmann. »Laßt mich mal nachdenken ...«
    Die Bestie jedoch ließ ihm keine Zeit mehr. Sie verließ Joenes‘ Hütte und stürmte gegen die Jäger-reihe an. Ein Dutzend Pfeile und Speere flogen ihr entgegen und summten durch die Luft wie wü-
    tende Hornissen. Doch die Geschosse hatten keine Wirkung. Unverletzt brach die Bestie durch die Schlachtreihe der Jäger. Der Medizinmann und sei-164
    ne Assistenten hatten bereits ihre Utensilien und Ingredienzien eingesammelt und sprinteten in den Wald. Auch die Jäger ergriffen die Flucht, doch Lunu und zwei andere wurden getötet.
    Joenes folgte dem Beispiel der Jäger, und die Angst verlieh ihm geradezu Flügel. Schließlich gelangte er auf eine Lichtung, in deren Mitte ein verwitterter Altar aus Stein stand. Dort fand er auch den Medizinmann mit seinen beiden Assistenten, und hinter ihnen hatten sich zitternd die Jäger versammelt. Im Wald wurde das Gebrüll der Bestie immer lauter.
    Der Medizinmann suchte in der Nähe des Altars den Boden ab, wobei er murmelte: »Ich bin sicher, daß ich den Schnupftabak hier irgendwo versteckt habe. Ich war nämlich heute nachmittag schon mal hier, um den Segen der Sonne zu erflehen. Pollito, kannst du dich erinnern, was ich dann gemacht habe?«
    »Ich war nicht da«, informierte Pollito ihn. »Sie haben uns doch gesagt, Sie wollten einen geheimen Ritus vollziehen und daß wir nicht dabei sein dürften.«
    »Natürlich durftet ihr nicht dabei sein«, sagte der Medizinmann und stocherte mit einem Stock in der Erde herum. »Aber hast du mich denn nicht belauscht?«
    »So etwas würden wir doch niemals wagen, Sir«, entgegnete Huang entrüstet.
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    »Verdammte konformistische junge Idioten!«
    schimpfte der Medizinmann. »Wie wollt ihr denn jemals Medizinmänner werden, wenn ihr nicht jede Gelegenheit wahrnehmt, mich zu belauschen?«
    Die Bestie tauchte am Rand der Lichtung auf und war keine fünfzig Yards von der Gruppe entfernt.
    Im gleichen Moment bückte der Medizinmann sich und richtete sich anschließend wieder auf. Er hielt einen kleinen Hirschlederbeutel in der Hand.
    »Hier ist das Zeug, klar doch!« rief der Medizinmann. »Genau unter der heiligen Kornähre, unter der ich den Schnupftabak heute nachmittag vergraben habe! Würde vielleicht einer von euch Schwachsinnigen mir einen weiteren Leichenstrick reichen?«
    Pollito hielt ihm den Strick bereits hin. Außerordentlich geschickt befestigte der Medizinmann den Beutel am Unterkiefer des Schädels und wik-kelte den Strick dreimal entgegen dem Uhrzeiger-sinn um den Schädel. Dann nahm er den Schädel in die Hand und fragte: »Hab ich etwas vergessen? Ich glaube nicht. Und jetzt paßt auf, ihr ver-soffenen Schafsnasen, wie das Werk vollbracht wird.«
    Der Medizinmann schritt auf die Bestie zu und hielt den Schädel mit beiden Händen. Joenes, die Jäger und die beiden Assistenten rissen die Münder und Augen auf, als die Bestie die Erde aufwühl-te, einen Wall von drei Fuß Höhe aufwarf, sich dar-166
    über schob und drohend auf den Medizinmann zubewegte.
    Der alte Mann ging seinerseits ohne ein Anzeichen von Angst dem Untier entgegen. Im letzten Moment schleuderte er den Schädel, der die Bestie vor die Brust traf. Für Joenes war das nicht mehr als ein leichter Klaps, die Bestie hingegen stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus, wandte sich um und verschwand humpelnd im Wald.
    *
    Die Jäger waren noch zu sehr mitgenommen, um den Sieg über die Bestie zu feiern. Schweigend zogen sie sich in ihre Hütten zurück.
    Der Medizinmann hielt seinen Assistenten einen abschließenden Vortrag. »Ich kann nur hoffen, daß ihr aus diesen Vorgängen etwas gelernt habt. Wenn der Schädel-Exorzismus gefordert wird, dann muß der präparierte Schädel oder aharbitus die Bestie mitten vor die Brust treffen. Kein anderer Treffer hat Erfolg, im Gegenteil, die Wut des Ungeheuers würde noch mehr angestachelt. Morgen werden wir uns mit dem Drei-Körper-Exorzismus beschäftigen, für welchen es ein recht nettes Ritual gibt.«
    Danach entfernte der Medizinmann sich.
    Joenes hob die immer noch bewußtlose Laka hoch und schleppte sie in

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