Mr. Joenes wundersame Reise
zu lösen, brauchen wir die besten unabhängigen und furchtlosen Denker, die wir bekommen können. Nur die besten sind gut genug, und keine ein-schränkenden Überlegungen werden uns von unserem Weg abbringen. Wir brauchen Männer wie Sie, Joenes. Wollen Sie nicht dem Verwaltungsdienst der Regierung beitreten, Joenes?«
»Ich will!« rief Joenes voller Enthusiasmus. »Ich will versuchen, das Vertrauen zu rechtfertigen, daß Sie und Sean Feinstein in mich setzen!«
»Ich wußte, daß Sie so reagieren würden, Joenes«, zeigte Ollin sich zufrieden. »Wir alle wuß-
ten das. Ich danke Ihnen aus tiefstem Herzen. Bitte unterschreiben Sie hier und dort.«
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Ollin legte Joenes den üblichen Regierungsver-trag vor, und Joenes unterschrieb. Der Untersekretät verstaute das Schriftstück in seinem Koffer und schüttelte Joenes die Hand.
»Ihr Dienst in der Verwaltung beginnt genau jetzt. Vielen Dank, Gott segne Sie, und vergessen Sie nicht, daß wir alle auf Sie zählen.«
Ollin setzte sich in Richtung Tür in Bewegung, doch Joenes hatte noch eine brennende Frage auf der Zunge. »Augenblick! Warten Sie! Wie sieht denn mein Job überhaupt aus, und wo übe ich ihn aus?«
»Man wird Sie benachrichtigen!« rief Ollin zu-rück.
»Wann? Und von wem?«
»Ich habe nur für den Nachwuchs zu sorgen«, sagte Ollin. »Was mit den Leuten geschieht, die ich anwerbe, liegt völlig außerhalb meines Einflusses.
Aber machen Sie sich keine Sorgen, das mit Ihrer Anstellung geht glatt über die Bühne. Vergessen Sie nicht, daß wir auf Sie zählen. Und jetzt müssen Sie mich wirklich entschuldigen, weil ich noch in Radcliffe eine Rede halten muß.«
Untersekretär Ollin verschwand, und Joenes dachte voller gespannter Erwartung an die vor ihm liegenden Möglichkeiten, jedoch war er auch ein wenig skeptisch über das Tempo, mit dem er in den Regierungsdienst hineingerutscht war. Außerdem war er gespannt, wann die Regierung sich melden würde.
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Am folgenden Morgen jedoch bekam er schon einen offiziellen Brief, der ihm durch einen Regie-rungsboten zugestellt wurde. Es hieß darin, er solle sich im Zimmer 432 im Ostflügel des Portico Building in Washington D.C. melden, und zwar so schnell wie möglich. Der Brief war von niemand geringerem unterzeichnet als von John Mudge, Sonder-Assistent des Koordinationschefs.
Joenes verabschiedete sich sofort von seinen Kollegen, warf noch einen letzten Blick auf die grünen Wiesen und Betonwege der Universität und bestieg das erste Flugzeug nach Washington.
*
Es war ein aufregender Augenblick, als Joenes in der Hauptstadt ankam. Er schlenderte durch die ro-safarbenen Marmorstraßen zum Portico Building und passierte dabei das Weiße Haus, den Sitz der imperialen amerikanischen Macht. Links davon lag das gigantische Bauwerk des Octagons, welches man an Stelle des alten, kleineren Pentagon errichtet hatte. Dahinter erstreckten sich die Kon-gressgebäude.
Diese Bauten übten auf Joenes eine ganz eigentümliche Wirkung aus. Für ihn waren sie roman-tische Zeugen der Geschichte. Ruhm und Pracht des alten Washington, Hauptstadt der Hellenischen Konföderation vor dem schrecklichen Bürgerkrieg, 193
tauchten vor seinem geistigen Auge auf. Es kam ihm so vor, als wäre er Zeuge der welterschütternden Debatte zwischen Perikles, dem Vertreter der Mar-morsteinmetze, und Themistokles, dem tollkühnen U-Boot-Kommandanten. Er dachte an Kleon, der aus seiner Heimat, dem Arkadischen New Hamphshire, hierhergekommen war und seine aufregenden Ideen über die Fortsetzung des Krieges verkündet hatte. Der Philosoph Alkibiades hatte hier einige Zeit gelebt und seine Geburtsstadt Louisiana vertreten, Xenophon hatte auf eben diesen Stufen gestanden, und man hatte ihm zugejubelt, weil er zehntausend Männer von den Ufern des Yalu bis hin zum Heilig-tum von Pusan geführt hatte.
Die Erinnerungen stürmten unaufhaltsam auf ihn ein! Hier schrieb Thukydides seine umfassende Geschichte des tragischen Kriegs zwischen den Staaten. Hippokrates, der hellenische Gesund-heitsminister, hatte an diesem Ort das Gelbfieber bezwungen; und getreu seinem Eid hatte er sich zurückgehalten, hatte er niemals darüber ein Wort verloren. Und hier hatten auch Lykurgus und So-lon, die ersten Richter des Obersten Gerichtshofs, ihre berühmten Debatten über die Natur der Gerechtigkeit veranstaltet.
Diese berühmten Männer schienen sich um ihn zu drängen, als Joenes über die breiten Boulevards Washingtons schritt. Da er an sie denken
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