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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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dumme Luder muß sich wegschleichen und sich mit einem von diesen Anarchisten einlassen! Wir verbreiten zur Zeit eine eigens für diese Situation zusammengestellte Story, nämlich daß dieser Theseus mich so schwer ver-letzte, daß die Ärzte um mein Leben fürchteten, und daß er danach fliehen konnte und meine Tochter ehelichte. Den Sinn und Zweck einer solchen Geschichte erkennen Sie wohl.«
    »Nicht so ganz«, mußte Joenes zugeben.
    »Nun, verdammt, das erzeugt Sympathie für mich!« sagte Minotaurus. »Die Leute werden Mitleid haben, wenn sie hören, daß ich an der Schwel-le zur Einigkeit stehe. Und sie werden noch mehr Mitleid haben, wenn sie erfahren, daß meine Tochter meinen mutmaßlichen Mörder geheiratet hat.
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    Denn Sie müssen verstehen, daß das Volk mich trotz meiner Qualitäten nicht sonderlich mag. Diese Geschichte müßte sie eigentlich auf meine Seite ziehen.«
    »Das ist ja geradezu genial«, zollte Joenes dem Beamten hohes Lob.
    »Vielen Dank«, erwiderte Minotaurus. »Offen gesagt habe ich mir wegen meines Image in der Öffentlichkeit schon lange Sorgen gemacht, und wenn dieser Irre mit seiner Schnur und seinem Revolver nicht aufgetaucht wäre, dann hätte ich wahrscheinlich jemanden anheuern müssen. Ich hoffe nur, daß die Zeitungen die Story entsprechend gut verkaufen.«
    »Gibt es denn daran irgendwelche Zweifel?« erkundigte Joenes sich.
    »Naja, sie drucken, was ich ihnen vorschreibe«, murmelte Minotaurus trübsinnig, »und ich habe einen Knaben angeheuert, der darüber ein Buch schreiben soll, und es wird auch ein Schauspiel und einen Film geben, beide auf dem Inhalt des Buchs basierend. Keine Angst, ich hole aus dieser Sache alles heraus, was sich herausholen läßt.«
    »Was sollen die denn über Ihre Tochter schreiben?« fragte Joenes.
    »Nun, wie ich schon erwähnte, heiratet sie diesen Anarchistenheini. Und in einem Jahr oder so ver-
    öffentlichen wir eine Meldung über die Scheidung der beiden. Man muß dem Kind schließlich einen 256
    Namen geben. Aber der Himmel weiß, was diese Idioten über meine arme, fette, niedliche Ariadne schreiben. Wahrscheinlich machen sie aus ihr eine reizvolle Schönheit und meinen wohl, mir damit einen großen Gefallen zu tun. Und der Abschaum, der das alles liest, wird nach mehr schreien. Sogar die Könige und Präsidenten, die ja die ganze Wahrheit kennen und die wissen sollten, was da los ist, werden diese Lügen lesen und laut der Statistik auch glauben. Die menschliche Rasse besteht zum größten Teil aus inkompetenten, lügenden und betrügenden Narren. Kontrollieren kann ich sie, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich sie begreife.«
    »Was ist mit den Kindern?« wollte Joenes nun wissen.
    »Was meinen Sie, welche Kinder?« stellte Minotaurus eine Gegenfrage, wobei in seinen Augen die nackte Wut glitzerte.
    »Nun, Theseus meinte ...«
    »Dieser Mann ist ein begabter, aber total wahnsinniger Schwindler«, erklärte Minotaurus. »Wür-de ich nicht meiner Position und ihrem Ansehen schaden, dann hätte ich diesen Kerl längst vor die Schranken des Gerichts gezerrt. Kinder! Sehe ich vielleicht aus wie so‘n Perverser? Ich glaube, die Sache mit den Kindern können wir getrost vergessen. Können wir jetzt endlich zur Sache, das heißt zur Ihrer Arbeit kommen?«
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    Joenes nickte, und Minotaurus lieferte ihm einen kurzen Abriß über die politische Lage, die er wahrscheinlich in Rußland antreffen würde. Er zeigte Joenes eine geheime Landkarte, auf der alle Stellungen der kommunistischen und der westlichen Streitmächte auf der Erde eingezeichnet waren. Joenes war vom Umfang der Feindmächte zutiefst entsetzt. Sie waren in blutroter Farbe gehalten und überzogen eine ganze Reihe von Ländern. Die Mächte des Westens, dargestellt in hellblauer Farbe, erschienen daneben verschwindend gering und unbedeutend.
    »Das alles ist nicht so hoffnungslos wie es aussieht«, wiegelte Minotaurus ab. »Zum einen ist die Karte lediglich das Produkt von Vermutungen.
    Zum anderen verfügen wir über ein enormes Arse-nal von Atomsprengköpfen und ein Raketensystem, mit dem sie befördert werden können. Wir haben mit unseren Raketen riesige Fortschritte gemacht.
    Der erste richtige Beweis für unsere Effizienz erfolgte im vergangenen Jahr während einer leichten Feldübung, in deren Verlauf eine Zwerg-Rakete mit verstärktem Sprengkopf Jo zerfetzte, einen der Ju-pitermonde, auf dem wir für Übungszwecke einen russischen Stützpunkt simulierten.«
    »Das

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