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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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solchen schrecklichen Tyrannen durchsetzen können.«
    »Ich habe da berechtigte Hoffnungen«, erwiderte Theseus. »Und auch mangelt es mir nicht an Wil-lenskraft und Entschlossenheit, die für die Erfüllung einer solchen Aufgabe notwendig sind. Zuerst einmal suchte und fand ich die Tochter des Tyrannen. Ich näherte mich ihr, umgarnte sie und benutzte wirklich jeden Trick, der mir einfiel, bis sie sich schließlich in mich verliebte. Dann schändete und verstieß ich sie, was mir ein Gefühl tiefer Be-friedigung bereitete, da sie nicht viel älter war als meine arme Schwester. Sie sehnte sich nach einer Hochzeit mit mir, und ich versprach ihr auch die Ehe, jedoch würde ich ihr viel lieber die Kehle auf-schlitzen, als ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Und dann erklärte ich ihr in gewählten und sorgfältig gesetzten Worten, was für eine Art Mensch ihr Vater war. Anfangs wollte sie mir nicht glauben, die 245
    kleine Idiotin liebte ihren Tyrannenvater wirklich!
    Mich jedoch liebte sie noch mehr und ließ sich nach und nach durch die Wahrheit überzeugen, daß das, was ich redete, den Tatsachen entsprach.
    Dann, als letzten Akt meines Plans, erbat ich ihre Hilfe bei der Verwirklichung meines Vorhabens, ihren Vater zu töten. Sie können sich bestimmt vorstellen, was für eine harte Arbeit das war. Das schreckliche Mädchen wollte nicht, daß ihr Vater vernichtet wurde, ganz gleich wie schlecht er sein mochte, ganz gleich, was er alles getan hatte. Dann drohte ich ihr, sie für immer zu verlassen, falls sie mir nicht gehorchte; und am Ende verlor sie im Widerstreit zwischen meiner Liebe und der Liebe ihres Vaters beinahe den Verstand. Wieder und wieder flehte sie mich an, die Vergangenheit zu vergessen, die natürlich durch nichts hät-te ausgelöscht werden können. Ich sollte mich mit ihr aus dem Staub machen und irgendwo fern von ihrem Vater leben und in Zukunft an nichts anderes mehr denken als allein an sie. Als ob ich sie jemals anschauen könnte, ohne nicht gleichzeitig auch die Züge ihres Vaters durchschimmern zu sehen! Für einige Tage hielt sie mich hin und dachte wohl, mich überzeugen zu können, auf ihre Linie einzuschwenken und nicht das zu tun, was ich tun wollte! Unaufhörlich beteuerte sie mir ihre Liebe und tat dies auf völlig übertriebene und geradezu hypnotische Weise. Niemals sollten wir jemals 246
    getrennt sein, schwor sie, und falls der Tod mich vorzeitig ereilen sollte, dann würde sie auch sich selbst töten. Und dazu noch eine Menge anderen Blödsinn, welchen ich als normal und intelligent denkender Mensch überaus geschmacklos finde.
    Am Ende wandte ich mich von ihr ab und verließ sie. Danach brach ihre Selbstbeherrschung zusammen. Dieses junge Monster, erfüllt mit dem gedie-gensten Selbsthaß, versprach, sie würde mir helfen, ihren geliebter Vater zu ermorden, wenn ich sie nur nicht verließe. Und natürlich leistete ich den Schwur, für immer bei ihr zu bleiben. Ich hätte wirklich alles versprochen, nur um mich ihrer Hilfe zu versichern, die ich so nötig brauchte.
    Sie verriet mir etwas, das nur sie allein wissen konnte, nämlich wo ich das Büro ihres Vaters in diesem unermeßlichen Gebäude finden könnte.
    Und sie reichte mir auch dieses Garnknäuel, so daß ich meinen Weg markieren und schnellstens fliehen könnte, sobald die Tat vollbracht wäre. Und sie selbst gab mir auch diesen Revolver. Und da bin ich nun – auf meinem Weg zum Büro des Tyrannen.«
    Joenes sagte: »Dann haben Sie ihn also bis jetzt noch nicht gefunden, oder?«
    »Noch nicht«, bestätigte Theseus. »Die Gänge hier sind so endlos lang und verschlungen, wie Sie sicherlich schon selbst bemerkt haben. Überdies habe ich auch etwas Pech gehabt. Wie ich ja schon 247
    erwähnte, habe ich ein besonders nervöses Natu-rell und neige dazu, zu schießen und dann erst zu denken. Aus diesem Grund habe ich erst vor kurzem, ganz zufällig, einen Mann in der Uniform eines Offiziers erschossen. Plötzlich stand er vor mir, und ich habe gefeuert, ohne nachzudenken.«
    »War das etwa der Kartenzeichner?« wollte Joenes wissen.
    »Ich habe keine Ahnung, wer das war«, gestand Theseus. »Doch er trug die Rangabzeichen eines Colonels, und dann schien er ein überaus freundliches Gesicht zu haben.«
    »Dann war das der Kartograph«, meinte Joenes.
    »Das tut mir sehr leid«, entschuldigte Theseus sich. »Doch noch mehr tun mir die drei anderen leid, die ich in diesen weitläufigen Gängen ausge-schaltet habe. Ich muß vom Pech

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