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Mr. Joenes wundersame Reise

Mr. Joenes wundersame Reise

Titel: Mr. Joenes wundersame Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sheckley
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in Gang. Sie haben wahrscheinlich während Ihrer Fahrt nach Moskau bemerkt ...«
    »Ja«, unterbrach Slavski, »Sie müssen entschuldigen, ich bitte um Verzeihung, aber haben Sie die kleinen weißen Schneekristalle bemerkt, die vom Himmel fielen? Und den weißen Winterhimmel?
    Es tut mir aufrichtig leid, ich sollte lieber meinen Mund halten, doch sogar ein Mann wie ich hat Ge-fühle und verspürt manchmal den unwiderstehli-chen Drang, ihnen Ausdruck zu verleihen. Natur, meine Herren! Verzeihen Sie, aber die Natur, ja, darin liegt so etwas ...«
    262
    Marschall Trigask unterbrach: »Jetzt reicht es, Slavski! Ich bin sicher, unser Gesandter Joenes hat die Natur irgendwann und irgendwo schon einmal gesehen. Ich glaube, wir können uns solche Höf-lichkeiten sparen. Ich bin ein einfacher Mensch, und ich möchte mich einfach ausdrücken. Vielleicht erscheine ich Ihnen reichlich ungehobelt, doch so ist es nun mal. Ich bin ein Soldat und kann mich nicht mit diplomatischen Nettigkeiten aufhalten. Habe ich mich unmißverständlich ausgedrückt?«
    »Ja, das haben Sie«, sagte Joenes.
    »Exzellent«, erwiderte Marschall Trigask und fuhr fort: »In diesem Fall – wie lautet Ihre Antwort?«
    »Meine Antwort auf was?« erkundigte Joenes sich.
    »Unsere jüngsten Vorschläge«, sagte Trigask. »Ich nehme doch an, Sie haben den weiten Weg nicht zurückgelegt, um hier Urlaub zu machen, oder?«
    »Ich fürchte, Sie müssen mich über Ihre Vorschläge erst einmal etwas genauer informieren«, sagte Joenes.
    »Diese sind wirklich sehr simpel«, sagte Genosse Oruthi. »Wir bitten Ihre Regierung lediglich, auf der ganzen Linie abzurüsten, die Kolonie Hawaii in die Selbstbestimmung zu entlassen, uns zu gestatten, Alaska wieder zu übernehmen – ursprünglich sowie unser Besitz – und uns auch die nördliche 263
    Hälfte Kaliforniens als Geste des guten Willens zu überlassen. Unter diesen Bedingungen werden wir einige Dinge in die Wege leiten, die ich im einzelnen im Moment nicht mehr zusammenbringe. Was halten Sie davon?«
    Joenes versuchte zu erklären, daß er gar nicht au-torisiert sei, überhaupt etwas zu sagen, doch die Russen waren nicht bereit, das als hinreichende Begründung zu akzeptieren. Deshalb sagte Joenes in Kenntnis der Tatsache, daß Washington sich mit solchen Bedingungen niemals einverstanden erklä-
    ren würde, rundheraus nein.
    »Seht ihr?« sagte darauf Oruthi. »Ich hab‘s euch ja prophezeit – sie sagen nein!«
    »Aber einen Versuch war es doch wert, oder?«
    meinte Marschall Trigask. »Schließlich hätten sie ja ebensogut einverstanden sein können. Doch nun können wir uns endlich anderen Dingen zuwenden. Mr. Joenes, ich möchte Ihnen und Ihrer Regierung in aller Form mitteilen, daß wir in jeder Weise darauf vorbereitet sind, jegliche Attak-ke Ihrerseits mit der gleichen Härte umgehend zu erwidern.«
    »Unsere Verteidigung beginnt bereits in Ostdeutschland«, erklärte Oruthi, »und die Abwehr-linie reicht vom Baltikum bis hinunter zum Mit-telmeer.«
    »Was die Tiefe der Front angeht«, übernahm Trigask nun das Wort, »setzt sie sich durch ganz 264
    Deutschland und Polen und durch den größten Teil des europäischen Rußland fort. Sie können unsere Verteidigungsanlagen gerne besichtigen und sich selbst ein Bild davon machen, daß wir in voller Verteidigungsbereitschaft sind. Überdies sind unsere Verteidigungswaffen allesamt automatisch und moderner als die europäischen und weitaus dichter gestaffelt. Wir haben Sie verteidigungsmä-
    ßig längst überholt und würden uns freuen, Ihnen das vorführen zu dürfen.«
    Slavski, der die ganze Zeit geschwiegen hatte, meinte jetzt: »Sie werden all das mit eigenen Augen sehen, mein Freund! Sie werden sehen, wie das Licht der Sterne von den Gewehrtrommeln reflektiert wird! Ich bitte um Verzeihung, aber selbst ein bescheidener Mensch wie ich, ein Mann, den man ebensogut für einen Fischer oder einen Schreiner halten könnte, hat seine poetischen An-wandlungen! Ja, das stimmt, meine Herren, auch wenn Sie sich darüber lustig machen! Hat nicht unser Poet gesagt: ›Dunkel ist das Gras/Wenn die Nacht dahingeht/Verrinnt in tiefer Sorge.‹ Aha, Sie hätten wohl niemals damit gerechnet, daß ich wahre Dichtung zitiere, was? Lassen Sie mich Ihnen eines versichern – ich bin mir meiner Grenzen hinsichtlich des Zitierens von Dichtung durchaus bewußt! Ich bedauere diesen Mangel mehr, als Sie sich das vorstellen können, ich verfluche ihn und doch

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