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Mr. K: Thriller (German Edition)

Mr. K: Thriller (German Edition)

Titel: Mr. K: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Konrath
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nicht gerade die besten Schuhe für einen Polizeieinsatz, aber vor langer Zeit hatte mir mal ein Mann gesagt, dass sich die meisten Leute eher an Stil als an Taten erinnern, und das war hängen geblieben. Wie auch immer, ich versuchte durch Taten zu kompensieren, was ich an Stil zu viel hatte.
    Herb watschelte schnaufend hinter mir her. Ich ging ein klein bisschen langsamer, damit er mit mir Schritt halten konnte. Dabei musste ich daran denken, wie er war, als er noch schlank war. In jenen längst vergangenen Tagen konnte Herb Benedict hundert Meter in dreizehn Sekunden rennen. Jetzt würde er dafür zwei Minuten brauchen, oder sieben, falls er unterwegs stehen blieb, um sich die Schuhe zu binden. Und wenn eine Hotdog-Bude auf dem Weg lag, dann achtzehn.
    Merles Selbstlagerhalle war ein hässliches braunes Gebäude, dessen schmutzige Ziegelwände schon mit so vielen Graffitis bedeckt waren, dass die Schmierfinken sich keine Mühe mehr machten, neue anzubringen. Es war mehrere Stockwerke hoch, wahrscheinlich eine umgebaute Lagerhalle oder Fabrik aus der Zeit, als Chicago noch ein wichtiger Industriestandort war. Der Eingang bestand aus einer einzigen Metalltüre, neben der ein Schild angebracht war. Darauf stand, dass jeden Tag von sechs Uhr morgens bis Mitternacht geöffnet war.
    Hinter der Tür erstreckte sich ein schmaler Korridor, von dessen Decke eine nackte Vierzig-Watt-Glühbirne baumelte, deren Licht den schmutzigen Wänden ein noch schäbigeres Aussehen verlieh. Ein paar Meter weiter saß der obligatorische Lagermeister/Wachmann hinter einem schusssicheren Fenster aus Panzerglas, in dem sich ein paar Einschusslöcher befanden. Es war ein Afroamerikaner mit gestutztem Bart und einer Narbe auf der Nase. Im Augenblick tat er nichts weiter, als in einen tragbaren Fernseher auf seinem Schreibtisch zu glotzen. Er blickte nicht einmal zu uns auf, als wir vor ihm standen. Ich musste erst an sein Fenster klopfen, damit er uns beachtete.
    »Neue Mietverträge sind auf dem Tisch«, sagte er lustlos. »Wenn Sie Ihren Schlüssel nicht dabeihaben, brauche ich zwei Identitätsnachweise, und außerdem kostet das fünf Dollar.«
    Er sah immer noch nicht zu uns hoch.
    »Polizei«, sagte ich, holte meine goldene Dienstmarke aus meiner Tignanello-Handtasche und klopfte damit an die Scheibe.
    »Auch die Polizei muss die fünf Dollar bezahlen.« Sein Blick wich nicht vom Fernseher.
    »Wir sind hier, um den Mann festzunehmen, der gerade reingekommen ist. Haben Sie ihn gesehen?«
    »Hab nix gesehen.«
    Ich sah mich in dem Kabuff um, das ihm als Büro diente. Es gab weder Alarmanlagen noch Überwachungskameras. Wenn er den Typen nicht gesehen hatte, konnte er nicht wissen, welches Lagerabteil ihm gehörte. In diesem Lager gab es so wenig moderne Technik, dass ich mich wunderte, dass der Eingang überhaupt einen automatischen Schließmechanismus besaß.
    »Lassen Sie uns rein«, sagte ich in meinem besten Polizeiton.
    »Haben Sie einen richterlichen Beschluss?«
    Für einen Augenblick dachte ich daran, die Frage mit ja zu beantworten. Ich bezweifelte, dass er seinen Blick vom Fernseher abwenden würde, um nachzusehen. Stattdessen sagte ich: »Ich brauche keinen. Ich nehme ihn fest, weil er eine versteckte Waffe bei sich hat. Wollen Sie etwa, dass so ein Typ mit ‘ner Pistole in Ihrem Lager rumläuft?«
    »Das ist nicht mein Lager. Ich arbeite hier bloß.«
    Jetzt kapierte ich, warum es hier eine schusssichere Glasscheibe gab. Ich kannte diesen Kerl nicht einmal dreißig Sekunden und hatte bereits große Lust, ihn zu erschießen.
    »Zeigen Sie mir mal Ihren Ausweis, Sir«, wies ich ihn an.
    Jetzt sah er mich genervt an. »Warum müssen Sie mich schikanieren, Officer?«
    Wer schikanierte hier wen?
    »Machen Sie endlich die verdammte Tür auf, Sie Schwachkopf«, sagte Herb.
    Der Wachmann drückte auf einen Knopf und ließ uns herein. Unglaublich. Ich war seit über zwanzig Jahren bei der Polizei und hatte einen höheren Rang als Herb. Aber weil er ein Mann war, zollte man ihm automatisch größeren Respekt. In all den Jahren hatte sich kaum etwas verändert.
    Die Sicherheitstür öffnete sich. Ich trat durch sie hindurch in eine Eingangshalle, in der es eine Mülltonne aus Blech, einen Lastenaufzug und eine Tür gab, auf der TREPPE stand. Links und rechts erstreckten sich Gänge. Die Lichter über der Aufzugstür zeigten drei Stockwerke an.
    »Behalt den Eingang im Auge und sag Bescheid, wenn jemand kommt«, sagte ich zu Herb, während

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