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Mr. K: Thriller (German Edition)

Mr. K: Thriller (German Edition)

Titel: Mr. K: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Konrath
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kleiner Gegenstand auf dem Boden.
    »Gehen Sie ruhig rein und nehmen Sie sich, was Sie wollen«, sagte Dalton. »Es ist sowieso für Sie. Ein Abschiedsgeschenk sozusagen.«
    Ich folgte seiner Einladung und trat in das Lagerabteil. Auf dem Boden lagen eine billige Digitalarmbanduhr von der Sorte, wie man sie in Kaufhäusern bekam, und ein weißer Umschlag. Ich steckte die Waffe in das Holster und nahm zwei Gummihandschuhe aus meiner Jackentasche. Ich streifte sie mir über, ohne Dalton dabei aus den Augen zu lassen. Dann streckte ich die Hand nach der Uhr aus.
    »Die Männer betreten jetzt das Gebäude, Jack«
, sagte Herb.
»Soll ich Ihnen nachgehen?«
    »Lass ihre Nummernschilder überprüfen«, sagte ich und betrachtete die Anzeige der Uhr mit zusammengekniffenen Augen.
    Statt der Uhrzeit sah ich auf dem Display, wie eine Stoppuhr von vierundzwanzig Stunden und sechsunddreißig Minuten rückwärts zählte.
    24:36:19 … 24:36:18 …
    »Was passiert, wenn der Countdown zu Ende ist?«, fragte ich.
    »Finden Sie nicht auch, dass tickende Uhren alles noch viel spannender und dramatischer machen?«
    »Beantworten Sie meine Frage, John.«
    »Öffnen Sie den Umschlag, Jack.«
    Im Umschlag befand sich ein Farbfoto, auf dem ein weißer, etwa zwölf Jahre alter Junge zu sehen war. Es war aus nächster Nähe aufgenommen worden, deshalb füllte das Gesicht das gesamte Bild aus. Der Junge hatte braune Haare und braune Augen und sah aus wie viele andere Jungs in seinem Alter. Seine Lippen verzogen sich zu einem kaum sichtbaren Lächeln, als wollte er gerade einen Witz erzählen.
    »Wer ist das denn?«, fragte ich und starrte Dalton an.
    »Was würden Sie tun, Lieutenant, wenn Sie wüssten, wie viel Zeit Ihnen noch bleibt? Wenn Sie das auf die Sekunde genau wüssten? Welche letzten Gedanken würden Ihnen durch den Kopf gehen, bevor Sie sich ein für alle Mal verabschieden?«
    Ein plötzlicher Kälteschauer lief mir den Rücken hinunter. »Was wollen Sie mir damit sagen?«
    »Ich meine damit, dass unsere Zeit begrenzt ist. Manche Leute haben noch viele Jahre vor sich. Andere dagegen womöglich nur etwas über vierundzwanzig Stunden und dreißig Minuten.«
    Ich drehte das Foto um. Auf die Rückseite hatte jemand mit schwarzem Filzstift eine Zahl geschrieben:

    »Was soll das, John?«
    »Ich werde morgen das Land verlassen. In Chicago gibt es über tausend Selbstlagerhallen und in den angrenzenden Gemeinden noch mal so viele. Viel Spaß beim Suchen, Jack.«
    Aus dem Fahrstuhl hinter mir ertönte ein Klingeln. Zwei Männer in Anzügen traten heraus. Ich legte die Hand auf das Holster an meiner Hüfte.
    »Wer sind diese Typen, Herb?«
    »Ich überprüfe immer noch ihre Nummernschilder«
, gab er mir zur Antwort.
    Ich sah, wie die Männer uns bemerkten und auf uns zugingen. Ihre Anzüge sahen teuer und maßgeschneidert aus. Soweit ich sehen konnte, trugen sie keine Waffen.
    »Wollen Sie damit sagen, John, dass dieser Junge nur noch vierundzwanzig Stunden zu leben hat?«, fragte ich, während ich gleichzeitig die Neuankömmlinge im Auge behielt.
    »Mein Mandant sagt überhaupt nichts in der Richtung«, sagte einer der beiden.
    »Der Wagen ist auf einen Rechtsanwalt zugelassen, Jack«
, vernahm ich durch den Kopfhörer.
»Er heißt Simon Bradstreet.«
    Ich hatte schon von dem Mann gehört. Er verteidigte so ziemlich alle Mafiosi, die in Chicago Rang und Namen hatten.
    »Ich habe Mr. Bradstreet hierher gebeten, um sicherzustellen, dass meine Rechte nicht verletzt werden«, sagte Dalton. »Die Polizei hier in Chicago ist ja für ihre rauen Methoden berüchtigt. Ihnen, Lieutenant, würde ich es zwar nicht zutrauen, ein Geständnis aus einem Verdächtigen herauszuprügeln, aber man weiß ja nie, wie wohlmeinende Menschen reagieren, wenn es um Kinder geht.«
    »Soll ich hochkommen, Jack?«
, wollte Herb wissen.
    Ich ließ mir die Sache gründlich durch den Kopf gehen. Genau genommen hatte Dalton nicht direkt gesagt, dass er ein Kind entführt hatte oder dass das Kind in Gefahr schwebte. Er hatte seine Worte mit Bedacht gewählt und unsere gesamte Unterhaltung auf Band aufgezeichnet. Ich hatte nicht genug gegen ihn der Hand, um ihn festzunehmen, und konnte ihn nur vernehmen, wenn er sich freiwillig dazu bereit erklärte.
    Aber wenn er wirklich ein Kind irgendwo in einem Lagerabteil eingesperrt hatte, konnte ich es nicht zulassen, dass mir der Kerl durch die Lappen ging. Ich musste irgendwie Zeit gewinnen.
    »Ich finde es ja toll von Ihnen,

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