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Mr. K: Thriller (German Edition)

Mr. K: Thriller (German Edition)

Titel: Mr. K: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.A. Konrath
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dass Sie wegen Ihres Mandanten hierhergekommen sind«, sagte ich. »Aber dieses Viertel hat keinen besonders guten Ruf. Sie fahren beide so schöne Autos. Wäre doch schade, wenn die jemand beschädigt. Ich denke da an aufgeschlitzte Reifen oder so was Ähnliches.«
    »Sie drohen doch nicht etwa damit, dass Sie unsere Reifenaufschlitzen wollen?«, fragte Bradstreet. Er stieß ein künstliches Lachen aus und seine dicken Backen schwabbelten dabei.
    »Ganz und gar nicht«, sagte ich langsam. »Und wie sollte ich auch, wo ich gerade hier bin und mich mit Ihnen unterhalte? Ich wollte damit nur sagen, dass es schade wäre, wenn so was passiert.«
    »Gibt’s sonst noch was?«, sagte Bradstreet.
    »Ich würde Ihren Mandanten gerne noch etwas fragen, bevor Sie gehen.«
    »Mr. Dalton beantwortet keine Fragen mehr.«
    »Ich glaube, bei dieser wird er eine Ausnahme machen.« Ich wandte mich Dalton zu. »Glauben Sie, dass das Böse existiert, John?«
    »Ich hab doch gesagt, dass Mr. Dalton keine …«
    Dalton hob die Hand und brachte damit seinen Anwalt zum Schweigen. »Das Böse, Jack? Was genau meinen Sie damit?«
    »Man hat mir diese Frage vor vielen Jahren gestellt, während meiner Polizeiausbildung. Wer ist wirklich abgrundtief böse? Jemand, dem es Spaß macht, schlimme Dinge anzustellen? Oder jemand, der aus reiner Geldgier ein Verbrechen begeht?«
    Dalton legte die Fingerspitzen zusammen, sodass sie eine Pyramide bildeten. »Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen. Es geht darin um zwei Männer. Beide arbeiteten für eine … sagen wir mal, eine Firma. Einer der beiden empfand Gefallen daran, schlimme Dinge zu tun. Es machte ihm einen Heidenspaß. So sehr, dass man ihn nur davon abhalten konnte, indem man ihn für immer wegsperrte oder ihn tötete. Der andere Mann hatte schon früh in seinem Leben erkannt, dass er gut darin war,andere zu töten. Aber er konnte sich nicht dafür begeistern. Genau genommen gab es gar nichts, wofür er sich begeistern konnte. Aber gerade dieser Emotionslosigkeit verdankte er es, dass er sein Handwerk beherrschte. Er handelte stets klug, vorsichtig und mit Bedacht. Weil er genau wusste, dass man Fehler beging, wenn Emotionen mit im Spiel waren.«
    »Und was ist mit diesen beiden Männern passiert?«, fragte ich.
    »Was mit dem ersten passiert ist, können Sie sich ja wohl denken. Und was den zweiten betrifft, so können wir das erst mit Bestimmtheit sagen, wenn mindestens vierundzwanzig Stunden verstrichen sind.«
    Er wandte sich von mir ab und schickte sich an zu gehen. »Aber welcher von beiden ist der schlimmere, John?«
    Dalton blickte über die Schulter zu mir zurück. »Gut und Böse gibt es nicht, Jack. Jeder von uns ist der Held in seinem eigenen Film. Der einzige Unterschied liegt darin, dass manche von uns es besser verstehen, ihre Handlungen vor sich selbst zu rechtfertigen, während andere sich wegen jedem Fehler Vorwürfe machen.«
    Die drei Männer ließen mich stehen und gingen zum Ausgang. Und ich hatte keine Möglichkeit, sie daran zu hindern.

Heute
10. August 2010
    Er starrt auf das Display des iPhones. Jetzt, wo das Licht an ist, kann er Jack Daniels viel leichter sehen. Im grünen Nachtsichtmodus war das Bild verschwommen gewesen und man konnte nur wenige Details erkennen.
    Aber jetzt ist das Bild detailgenau und glasklar. Er kann es sogar näher heranzoomen und hin und her schieben und schwenken. Was man mit moderner Technik alles machen kann, ist schon erstaunlich. Und als er jetzt diese Frau sieht, seine Erzfeindin, wie sie gefesselt und geknebelt auf dem Boden liegt und darauf wartet, dass die Folter beginnt, erregt ihn das Ganze unheimlich.
    Sie schläft. Aber vielleicht tut sie auch nur so.
    Ruh dich nur ein wenig aus,
denkt er.
Genieße die Bewusstlosigkeit, solange du noch kannst, du Schlampe.
    Dann lässt er seine Hand in die Unterhose gleiten und betrachtet Jack. Ein Speichelfaden läuft ihm das Kinn herunter, während er darauf wartet, dass sie aufwacht.

Einundzwanzig Jahre vorher
16. August 1989
    »Jack?«
    »Alan!« Ich riss mich blitzschnell von Shell los und fragte mich, ob mein Freund gesehen hatte, dass wir uns geküsst hatten. »Hi!«
    Alan blickte verwirrt drein. Er trug seine üblichen Klamotten: verwaschene Jeans, ein blaues Izod-Hemd und Loafer mit polierten Messingbeschlägen. Sein dichtes, welliges blondes Haar war hinten lang und vorne kurz, sodass man seine gebräunte Stirn sehen konnte. Er hielt ein Dutzend Rosen in der Hand, was mir ein

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