Mr. K: Thriller (German Edition)
mein Bier bringen kann. Außerdem könnte ich ihm ‘ne Blechdose in die Hand drücken und ihn so tun lassen, als ob er blind ist. Dann kann er in der U-Bahn ein paar Kröten zusammenbetteln.«
»Wenn das kein Plan ist«, sagte Herb.
»Ja. Aber wenn ich ehrlich bin, hau ich das Geld bloß für Whisky und Stripperinnen raus.«
»Danke, dass du uns geholfen hast, McGlade.«
Harry nickte mir zu und zeigte Herb den Stinkefinger. Dann ließ er uns stehen und ging die Straße entlang. Manchmal kam es sogar vor, dass McGlade etwas für mich tat. Aber ich war unheimlich froh darüber, dass ich nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten musste. Ich konnte mir nicht vorstellen, mir jemals wieder so etwas anzutun.
Ich gab Herb einen Klaps auf die Schulter, und wir stiegen schnell in mein Auto, bevor Dalton merkte, dass Harry ihn beklaut hatte. Dann parkte ich zwei Straßen weiter in der zweiten Reihe und sah mir unsere Ausbeute näher an.
Es war eine ganz normale, aufklappbare Herren-Brieftasche aus braunem, leicht abgenutztem Leder. In den verschiedenen Fächern befanden sich eine American Express Platinum Card, eine Visa-Bankkarte und ein Führerschein, außerdem dreihundertvierzig Dollar in bar sowie ein Zettel mit einer zwölfstelligen Nummer und einem vertrauten Firmenzeichen.
»Federal Express«, sagte ich. »Er hat was verschickt.«
»Erst vor Kurzem?«, fragte Herb.
Der Zettel war Teil eines Eilgut-Luftfrachtbriefs, auf dem normalerweise Angaben zu Absender und Empfänger, Inhalt, Verpackung und Auslieferung zu finden waren. Da er abgerissen worden war, blieb nur die Paketverfolgungsnummer. Er sah noch neu aus – Gegenstände, die bereits längere Zeit in einer Brieftasche aufbewahrt wurden, waren in der Regel abgewetzt und zerknittert. Dieser hier war sorgfältig zusammengefaltetund sah aus wie frisch gedruckt. »Ich glaub schon. Schauen wir doch mal nach.«
Ich nahm mein iPhone und ging auf die FedEx-Website. Mir persönlich gefiel das Gerät, aber ein Teil von mir sehnte sich nach den alten Zeiten zurück, als Handys noch lange Antennen hatten und fast ein Kilo wogen.
»Hab ich dir schon erzählt, wie mir ein Handy das Leben gerettet hat?«, fragte ich Herb.
»Schon zig Millionen Mal.«
»Ich glaub, ich brauch ‘nen neuen Partner. Einen, der meine alten Geschichten interessant findet.«
Ich gab die Paketverfolgungsnummer auf meinem Touchscreen ein und erfuhr, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Informationen verfügbar waren. Das bedeutete, dass die Sendung noch nicht erfasst worden war.
»Seine Eigentumswohnung«, sagte Herb. Er schnippte mit den Fingern und zeigte auf mich. »In der Eingangshalle hab ich ‘nen FedEx-Kasten gesehen.«
Ich rief über Funk die Zentrale und bat darum, einen Streifenwagen zum Spill zu schicken und John Dalton im Auge zu behalten, wobei ich die wichtigsten Einzelheiten schilderte. Dann fuhr ich zusammen mit Herb zum North Lake Shore Drive Nr. 1300 zurück. Unterwegs herrschte äußerst zähflüssiger Verkehr. Ich überlegte, ob ich den nächstbesten Streifenwagen über Funk anweisen sollte, noch vor uns zu dieser Adresse zu fahren. Aber damit würde ich mir womöglich einen Haufen rechtlicher Probleme einhandeln. Falls Dalton einen gefährlichen Gegenstand in dem FedEx-Kasten deponiert hatte, würden wir eine richterliche Genehmigung benötigen, um ihn zuentfernen. Und um diese Genehmigung zu bekommen, würden wir nachweisen müssen, dass Dalton tatsächlich etwas in den Kasten geworfen hatte. Das wiederum konnten wir nur anhand einer gestohlenen Quittung. Da war es wohl am besten, wenn wir auf eigene Faust handelten.
Ich parkte vor Daltons Wohnhaus, sprang aus meinem Nova und lief mit eiligen Schritten zum Pförtner.
»War FedEx heute schon hier?«
»Ja.«
»Wann?«
»Vor ‘ner Stunde ungefähr.«
Mist. »Sie kennen nicht zufällig den Fahrer oder wissen, wie er heißt?«
»Nee. Da kommt jedes Mal ‘n anderer.«
So ein verdammter Mist. Ich rannte zurück zum Auto. Als ich ankam, wollte Herb gerade aussteigen. »Bleib sitzen. Wir müssen bei FedEx anrufen und rausfinden, mit welchem Lieferwagen das Päckchen unterwegs ist.«
Nachdem ich mich drei Minuten lang durch diverse Telefon-Warteschleifen gequält hatte, erwischte ich einen richtigen Menschen und erklärte, dass ich von der Polizei war und ein Päckchen finden musste. Es dauerte weitere zehn Minuten, bis man mich zu jemandem durchstellte, der Ahnung hatte. Anstatt mich von Pontius zu Pilatus zu schicken,
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