Mr. K: Thriller (German Edition)
gab keine Anzeige.«
Wir unterhielten uns über Sandy Sechrest, eine von Shells Escort-Damen, während wir die teppichbelegte Treppe zu den Wohnungen emporstiegen, in denen die Frauen untergebracht waren. Wie der Eingang und die Empfangshalle, so verfügte auch das Treppenhaus über eine eigene Sicherheitstür.
»Was genau ist passiert?«, fragte ich.
»Sie hat mit ihrem Freund zusammengewohnt«, sagte Herb. »Der Typ war gewalttätig. Hat sie immer wieder verprügelt und gedroht, er würde sie umbringen. Eines Tages hat sie ihm dann mit einem Steakmesser die Kehle durchgeschnitten. Die Nachbarn haben alles durch die Wände mitgehört. Außerdem hatte sie Abwehrverletzungen, die darauf hindeuteten, dass sie angegriffen wurde.«
»Es ist passiert, kurz nachdem Sandy bei mir angefangen hat«, sagte Shell. »Ich habe daraufhin beschlossen, dass die Mädels aus Sicherheitsgründen alle hier im Haus wohnen sollten. Hier ist es wirklich sicher. Die Türen sind alle gepanzert. Wenn jemand die Mädchen besuchen kommt, muss er sich in eine Liste eintragen. Außerdem befindet sich in jedem Zimmer ein Alarmknopf. Und die Zimmer haben keine Nummern. Selbst wenn es ein Stalker bis hierher schafft, weiß er nicht, wer wo wohnt. Ich lege großen Wert auf die Sicherheit meiner Mädchen.«
Der Flur im ersten Stock war ebenso geschmackvoll eingerichtet wie der im Erdgeschoss. Leuchter an den Wänden sorgten für ausreichendes Licht und die Türen zu den einzelnen Zimmern hatten Bolzenschlösser.
»Warum gibt es hier oben keine Überwachungskameras?«, fragte ich.
»Es ist immer eine Gratwanderung, wenn man für Sicherheit sorgen und gleichzeitig die Privatsphäre schützen will«, sagte Shell und klopfte an der ersten Tür zur Linken. »Kameras wären ein bisschen zu viel des Guten.«
Eine attraktive Brünette machte auf. Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit der Schauspielerin Lauren Bacall. Ihre Schulterpolster waren größer als meine und außerdem hatte sie längere Haare als ich. Schnell schluckte ich meinen Anflug von Neid hinunter.
»Sandy, Detective Benedict kennst du ja schon. Ich möchte dir unser neues Mädchen, Jacqueline Streng, vorstellen.«
Sandys Lächeln wirkte künstlich und sie gab mir auch nicht die Hand. »Nett, dich kennenzulernen, Jacqueline. Ich binsicher, dass du gut hierher passen wirst.« Ihr Blick wanderte zu Shell. »Shelly, der Typ, mit dem ich zum Brunch verabredet bin, holt mich um elf ab, aber er kann mich nicht heimfahren. Kann ich mir ein Taxi nehmen?«
»Mir wäre es lieber, du rufst mich an und ich hol dich ab.«
Sie nickte. »Ich muss mich noch fertig machen.«
»Dann wollen wir dich nicht aufhalten, Sandy.«
Sandy machte die Tür wieder zu und ließ das Bolzenschloss einrasten.
»Wie viele Mädchen wohnen hier?«, fragte ich.
»Acht. Sie sind Nummer neun.«
»Sind die alle so hübsch?«, fragte ich.
Shells Augen funkelten. »Ja, das sind sie. Und deshalb werden Sie perfekt hierher passen.«
Das Kompliment schmeichelte mir, aber gleichzeitig musste ich an Alan denken. Als er mir am Abend zuvor einen Heiratsantrag gemacht hatte, hatte er mir nicht gesagt, dass er mich hübsch fand. War das gut oder schlecht? Wollte ich wirklich mit einem Mann zusammen sein, dem mein Aussehen wichtiger war als meine Persönlichkeit oder meine Intelligenz? Warum gefiel es mir so sehr, wenn jemand sich positiv über mein Aussehen äußerte? War ich wirklich so eitel und oberflächlich?
Die Tür zum Treppenhaus ging auf, und Mizz Lizzy erschien mit einem Silbertablett, auf dem zwei Kaffeetassen standen. Ohne ein Wort zu sagen, gab sie eine mir und die andere Herb. Ich hielt die zierliche Porzellantasse an meine Lippen und nippte daran. Köstlich.
»Danke«, sagte ich.
Mizz Lizzy beachtete mich nicht. »Sonst noch was, Shell?«
»Im Moment haben wir alles, was wir brauchen.«
Sie machte einen Knicks – so etwas hatte ich schon ewig nicht mehr gesehen – und ging. Shell führte uns zur nächsten Wohnung. Eine Blondine öffnete uns. Sie hatte ein makelloses Gesicht und Riesentitten, mit denen sie Loni Anderson in den Schatten stellte.
»Gloria, ich glaube, ich habe dir Detective Benedict noch nicht vorgestellt. Er leitet die Ermittlungen.«
»Ihr Schnurrbart gefällt mir, Detective.« Sie klimperte mit den Wimpern. Bei der Länge waren sie bestimmt nicht echt. »Ich spüre gerne die Barthaare eines Mannes zwischen meinen Schenkeln.«
»Da geht es Ihnen wie mir«, sagte Herb.
»Und das ist
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