Mr. K: Thriller (German Edition)
unsere Neue, Jacqueline Streng.«
»Darf ich Jack zu dir sagen?«, fragte Gloria. »Meine Schwester heißt auch Jacqueline und alle sagen Jack zu ihr.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Jacqueline ist mir lieber.«
»Schade.« Gloria machte einen Schmollmund, als ob ich mit ihr geschimpft hätte. »Machst du’s auch mit Mädchen?«
»Wie bitte?«
»Na, du weißt schon. Bist du bi?«
»Äh, nein. Ich hab ‘nen Freund.«
»Ich hab jede Menge Freunde«, kicherte Gloria. Ihre Brüste wippten dabei. »Aber Mädchen sind auch nicht zu verachten.«
»Obwohl ich keinen Schnurrbart habe?«, sagte ich.
Gloria stieß mich sanft an die Schulter. »Du gefällst mir. Du bist echt witzig.« Sie sah Shell an und schob ihre Unterlippe vor. »Shelly, du wolltest doch heute Morgen bei mir vorbeikommen. Wo warst du denn?«
Shell wandte sich zu uns. »Würden Sie mich bitte für einen Augenblick entschuldigen?«
Er trat in Glorias Wohnung, ohne unsere Antwort abzuwarten.
»Die sieht aus wie ein Fotomodell im
Playboy
«, sagte ich.
Herb lehnte sich zurück und sprach leise aus dem Mundwinkel zu mir. »Sie sieht toll aus. Aber ist sie auch Bezirksmeisterin im Pistolenschießen?«
Ich unterdrückte ein Lächeln, aber innerlich strahlte ich. Für meine Fähigkeiten im Schießen gelobt zu werden fühlte sich weitaus besser an, als wenn mir jemand sagte, ich sei hübsch.
»Weil wir gerade beim Thema sind«, sagte Herb. »Hast du ‘ne Waffe dabei?«
»Eine Beretta, in meiner Handtasche.«
»Neun Millimeter?«
»Dreihundertachtziger.«
»Hast du damit schon mal ‘ne Ladehemmung gehabt?«
»Das kommt bei Pistolen hin und wieder vor. Aber nach ein paar Sekunden geht es wieder.«
»Im Ernstfall sind ein paar Sekunden eine Ewigkeit. Ich kann dir für diesen Einsatz meinen 38er-Colt leihen.«
»Der hat aber nur sechs Schuss«, sagte ich. Meine Beretta hatte acht.
»Aber diese sechs gehen garantiert los.«
»Danke, aber ich bleib bei der Pistole.«
Herb nickte nur. Obwohl ich kein romantisches Interesse an ihm hatte, ertappte ich mich dabei, wie ich auf seine linke Hand sah. Wie ich erwartet hatte, trug er einen Ehering. Die guten Männer waren immer schon vergeben.
»Darf ich dich etwas Persönliches fragen, Herb?«
»Solange es nichts mit meinem Schnurrbart zu tun hat.«
»Hat es nicht. Bist du gerne verheiratet?«
»Absolut«, erwiderte er, ohne zu zögern. »Das war das Beste, was ich je in meinem Leben getan habe. Überlegst du dir, ob du heiraten willst?«
»Mein Freund hat mir gestern Abend einen Heiratsantrag gemacht.« Ich wusste nicht genau, warum ich ihm das erzählte.
»Herzlichen Glückwunsch. Und was hast du ihm geantwortet?«
»Ich hab gesagt, dass ich noch etwas Zeit brauche. Ich habe berufliche Ziele, und ich weiß nicht, ob sie mit der Ehe vereinbar sind.«
»Wenn er dich liebt«, sagte Herb, »wird er deine Ziele respektieren.«
Dasselbe hatte ich auch schon gedacht. Aber es war schön, wenn jemand es laut sagte. »Hat dir deine Frau auch gesagt, dass sie noch Zeit braucht, als du sie gefragt hast, ob sie dich heiraten will?«, wollte ich wissen.
»Sie hat Ja gesagt, ehe ich mit meinem Satz zu Ende war.« Er zwinkerte mir zu. »Das muss wohl mein Schnurrbart gewesen sein.«
Vielleicht war das der Grund, warum ich zu Alan nicht auf der Stelle ja gesagt hatte. Er hatte keinen Schnurrbart.
Die Tür zu Glorias Zimmer ging auf und Shell erschien wieder im Flur. An seinem Hals hatte er Lippenstift. Ich war mir ziemlich sicher, dass der vorhin nicht da gewesen war.
»Möchten Sie jetzt die anderen Mädchen kennenlernen?«, fragte er.
Ich nickte. Aber ein Teil von mir fragte sich, ob ich womöglich verrückt war, weil ich unbedingt Polizistin sein wollte. Vielleicht wäre ich glücklicher, wenn ich heiratete und Kinder bekam.
Und wenn das wirklich der Fall war, dann war Alans Heiratsantrag vielleicht meine letzte Chance.
Drei Jahre vorher
8. August 2007
»Immer wenn ich denke, du kannst in meinen Augen nicht tiefer sinken, sattelst du noch einen drauf«, sagte ich zu Harry.
»Immerhin hab ich’s geschafft, ihm die Brieftasche zu klauen.« Er gab sie mir. »Ich schick dir meine Rechnung per Post. Ich spar gerade für ‘nen Affen.«
Vor ein paar Jahren hatte Harry ein Aquarium gehabt. Kein einziger Fisch hatte überlebt. Hoffentlich würde dem Affen dieses Schicksal erspart bleiben.
»Na dann viel Glück«, sagte ich.
»Ich glaub, das wär ‘ne tolle Sache, ein Haustier zu haben, das mir
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