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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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wirst nie wieder im Leben so schön aussehen.« Er machte den Apfelsaft auf und gab ihr die Packung. »Trink.« Er nahm sein Sandwich. »Ich möchte nicht, dass du ausdörrst. Du bist eine gute kleine Wandersfrau. Ich bin stolz auf dich.«
    »Danke.« Sie setzte die Packung an.
    »Wenn du jetzt in Lombard wärst, was würdest du dann machen?«
    »Jetzt gerade?«
    »Ja.«
    Sie sah in die Baumwipfel hoch. »Wahrscheinlich wäre ich auf dem Weg von der Schule nach Hause.«
    »Ganz allein.«
    »Dann würde ich meinen Computer anmachen. Oder den Fernseher.«
    »Wenn du nach Hause kommst, machst du dir dann ein Sandwich mit Butter und Schinken aus der Dose und denkst an mich?«
    »Klar.« Sie stützte sich auf eine Hand und biss von ihrem Sandwich ab. »Falls man das Zeug bei uns kaufen kann.«
    »Im 7-Eleven gibt es das.«
    »Ich soll da nicht reingehen.«
    »In den 7-Eleven?«
    »Mom sagt, da lungern komische Leute rum.«
    »Eine gute Mutter.«
    »Kann sein.«
    »Dann schicke ich dir Pakete mit Schinken in Dosen. Ohne Absender. Das ist dann sehr geheimnisvoll. Und wenn du eine Dose aufmachst, kannst du so tun, als wäre es ein Liebesbrief.«
    »Gary!«
    »Ach, beachte mich gar nicht. Du solltest einfach alles, was ich sage, ignorieren.«
    Als sie sah, wie er sie anstarrte, tat sie so, als wollte sie die Zähne blecken. Sie aßen ihre Brote auf und tranken den Saft, und Lamb holte einen Schokoriegel aus seinem Rucksack und brach ihn in der Mitte durch.
    »Weißt du, was fehlt, damit das hier perfekt ist?«
    Sie nahm den halben Schokoriegel.
    »Ein Fernglas.« Er deutete mit dem Kinn nach Norden, zum Ende der Ebene. »Ich wette, wir könnten da jede Menge Maultiere und Gabelböcke sehen.«
    »Die Punkte da?«
    »Wenn wir noch einmal in die Stadt fahren, kaufen wir dir ein Fernglas. Die sind ganz schön teuer.«
    »Wie teuer?«
    »Hunderte. Ich sage dir was: Wir kaufen eins, und du darfst es behalten.«
    »In Ordnung.«
    »Wahrscheinlich brauchen wir einen Umzugswagen, um alles nach Illinois zurückzutransportieren.«
    Sie lachte.
    »Wo wirst du deine Geschenke verstecken, wenn du nach Hause kommst?«
    »In meinem Schrank.«
    »Das hast du dir schon ausgedacht.«
    »Ja.«
    »Geht keiner an deinen Schrank?«
    »Nein.«
    »Auch deine Mom nicht, wenn sie am Samstagmorgen die schmutzige Wäsche zusammensucht.«
    »Ich mache meine Wäsche selbst.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Ganz im Ernst?«
    »Im Ernst.«
    »Wäschst du auch Weißes und Buntes getrennt?«
    »Weißes in heißem Wasser, Buntes in kaltem.«
    »Ein patentes Mädchen, weißt du das?«
    Als sie ihre Sachen wieder eingepackt hatten, stand er auf. »Ich gehe mal, da will mir einer ein Pferd verkaufen. Du bleibst schön hier.« Das Mädchen wartete, und Lamb betrachtete sie aus der Entfernung, während er sich den Reißverschluss zuzog. Als sie aufsah, machte er mit beiden Daumen und Zeigefingern ein Rechteck, als wollte er sie auf ein Foto bannen. Er sah das kleine weiße Blitzen ihres Lächelns, und als er zurückkam, holte er aus seinem Rucksack ein kleines Päckchen Toilettenpapier. »Du bist dran. Der Mann will wissen, wie dir ein rotes Pony gefallen würde.«
    »Hm?«
    »Wenn du dich abgeputzt hast, steckst du das Papier unter einen Stein, oder du buddelst es ein bisschen ein.«
    »Gary!«
    »Stell dich nicht so. Es geht um unsere Körperfunktionen, okay? Du weißt doch, wie der männliche Körper funktioniert, oder?«
    »Ja.«
    »Gut. Und ich weiß, wie der weibliche funktioniert. Alles klar?«
    »Alles klar.«
    »Gut. Ich bin froh, dass wir das geklärt haben. Dann geh und verrichte deine Geschäfte.«
    Nebeneinander zogen sie durch das Tal, zwei dunkle Gestalten, die an der Innenseite einer blassgrünen Parabel durch das Gras stapften, während ihre Schatten vor ihnen länger wurden, das Mädchen von Schweiß und Schmutz, Staub und Sonnencreme und Kuhdung verklebt.
    Am späten Nachmittag kamen sie wieder bei der Werkstatt an, das Mädchen trug die leeren Gefäße, über jeder Schulter eins, und die Leinenriemen drückten ihr eine Markierung auf die Brust. Lamb hatte sich das Hemd ausgezogen und daraus einen Turban für das Mädchen geschlungen. Haut wie ihre kannte er nicht. Selbst Sonnenschutzcreme half da nicht. Er hätte ihr das ganze Gesicht mit Kuhdung einreiben sollen.
    »Ich helfe dir, das mit kühlem Wasser und Seife abzuwaschen, bevor es anfängt, wehzutun.«
    »Es fühlt sich nicht schlimm an.«
    »Das kommt später.« Er ließ sich am Hahn Wasser

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