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Mr. Lamb

Mr. Lamb

Titel: Mr. Lamb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bonnie Nadzam
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du unglücklich bist. Aber was wir gerade getan haben – wir haben unsere Freundschaft genau so geschützt, wie wir es vorher gesagt haben. Richtig?« Das Mädchen rührte sich nicht. Er sprach ganz leise und sanft. »Stell dir vor, ich hätte nicht wie ein verärgerter Onkel reagiert. Was, meinst du, hätte Mr. Foster dann getan? Was hätte er von einem Mann gedacht, der es seiner Nichte erlaubt, Bier zu trinken?«
    Achselzucken.
    »Das ist Missbrauch, Tom.«
    »Ja?«
    »Ja, Missbrauch.«
    »Er würde vielleicht die Polizei anrufen«, sagte sie, ihre Stimme war heiser vom Weinen.
    »Vielleicht. Oder aber – und ich bin mir nicht sicher, ob das besser wäre – er würde dauernd vorbeikommen. Um nachzugucken. Und würde unsere Tage hier kaputt machen.«
    »Oh.«
    »Aber schlimmstenfalls hätte er irgendwann jemanden angerufen, Tom. Dann würde ich ins Gefängnis kommen, die Polizei würde herausfinden, wer du bist und wohin du gehörst, und was meinst du, wie deine Leute in Lombard darauf reagieren würden?«
    »Nicht so gut.«
    »Das stimmt. Nicht so gut.« Sie sahen einander an. »Und was, meinst du, denkt Mr. Foster jetzt?«
    Sie starrte auf den Betonboden.
    »Wenn ein Kind in dieser Gegend ungehorsam ist, zieht sich der Vater den Gürtel aus der Hose, sagt dem Kind, es soll ich vornüberbeugen, und dann wird es grün und blau geschlagen.«
    »Oh.«
    »Ich kann dir also sagen, was da unten in dem weiß gestrichenen kleinen Haus passiert. Mr. Foster bereitet eine Schale mit warmem Seifenwasser vor, mit dem er seiner kranken Frau das Gesicht wäscht, und er denkt nur an sie und daran, wie das Wasser ist, ob zu warm oder zu kalt, und an ihr runzliges Gesicht, und ob sie merkt, dass er es ist, der sie wäscht. Vielleicht weint er, während er sie wäscht. Aber vielleicht hat er auch keine Tränen mehr. Aber ich sage dir, woran er in diesem Moment nicht denkt: an dich oder mich. Denn auf dem Weg zurück zu seinem Haus hat er gedacht, alles, was mit uns zu tun hat, ist ganz in Ordnung. Richtig?«
    »Ja.«
    »Und es gibt keine Polizei und keine wütende Mom und keine Freundinnen in Lombard, die denken, dass du in mich verliebt bist und vor Jesse wegläufst. Stimmt’s? Alles ist in Ordnung, es ist ein schöner Abend, der Himmel hat die Farbe von dunkelblauer Kreide, der Wind nimmt zu, weil es Oktober ist und wir in den Bergen sind, und alles hier ist viel schöner als alles, was unser kleines Mädchen bisher gesehen hat. Richtig?«
    Sie nickte zum Fußboden hin, dann sah sie zu ihm auf. »Seine Frau ist krank?«
    »Sehr krank.«
    »Frierst du nicht?«
    Er sah auf seine Brust. »Nein«, sagte er. Er nahm ihre Hand und machte sie auf und legte sie sich auf die Brust. »Fühl, wie warm.«
    »Mir ist auch warm.«
    »Ich weiß. Du hast einen Sonnenbrand. Und Tommie, Liebes. Kannst du mich ansehen? Siehst du mich?« Sie sah auf.
    »Hatten wir nicht gesagt, dass wir aufeinander aufpassen und uns gegenseitig beschützen müssen? Hatten wir nicht gesagt, dass dies eine ungewöhnliche Situation ist?«
    »Doch.«
    »So ist es. Wir haben es mit Handschlag besiegelt. Und du bist ein Mädchen, das Wort hält.« Er nahm das Taschentuch und wischte ihr die Tränen ab. »Es bricht mir das Herz, wenn ich dich weinen sehe.«
    Darauf flossen erneut Tränen.
    »Sag, dass du mir verzeihst. Sag, dass du verstehst.«
    »Ich verzeihe dir. Ich verstehe es.«
    »Meinst du es auch ehrlich?«
    »Ja«, flüsterte sie.
    »Oh, Tom.« Er machte die Arme auf. »Komm her. Kannst du mich umarmen? Darf ich dich umarmen?« Er schloss sie in die Arme. »Du hast dich gewaschen. Und ich bin schmutzig und verschwitzt.«
    »Ich habe mir nur das Gesicht gewaschen«, sagte sie über seine Schulter.
    »Es tut mir leid wegen des Kuhdungs.«
    »Ich glaube, es war kein Kuhdung.«
    »Du fühlst dich so warm an. Meinst du, du hast Fieber?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Tut es dir irgendwo weh?«
    »Ein bisschen.«
    »Schmerzen vom langen Gehen oder Schmerzen von Fieber? Kannst du das sagen?«
    »Nein, ich weiß nicht.«
    »Wahrscheinlich beides.« Er hielt sie eine halbe Minute länger,eine Minute, zwei Minuten, und in der Zeit rührten sie sich nicht und sprachen nicht. »Tom.«
    »Mh?«
    »Ich bin kein schlechter Mensch. Glaubst du mir das?« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und schob sie ein wenig von sich, um sie ansehen zu können, hielt sie aber weiter fest.
    Sie nickte.
    »Hier ist etwas, das ich dir verschwiegen habe. Dabei haben wir gesagt, wir sagen

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