Mr Monk und die Feuerwehr
Sicherheitsdienst spielen?«
»Worauf willst du hinaus?«
»Ich hab was Besseres zu tun, als den ganzen Abend auf Mr Monk aufzupassen, während du mit Joe rumhängst«, erklärte Julie. »Wenn ich Babysitter spielen soll, dann will ich auch dafür bezahlt werden. Das macht sechs Dollar die Stunde, plus Spesen.«
»Was für Spesen?«
»Na ja, es könnte ja irgendetwas anfallen«, meinte sie.
»Wenn du deinen Job richtig machst, wird gar nichts anfallen.«
»Na gut, sechs Dollar, und du legst noch eine Bestellung beim Chinesen drauf«, entgegnete sie. »Außer es ist dir lieber, Mr Monk kocht etwas ohne deine Aufsicht. Wer weiß, was er dabei entdeckt, umräumt oder rausschmeißt?«
Das war ein gutes Argument. Aber seit wann war Julie so aufmerksam? Und seit wann konnte sie so gut verhandeln? Sie wurde einfach viel zu schnell erwachsen.
»Abgemacht«, sagte ich und zog sie an mich, um sie zu drücken. Als ich sie losließ, sah sie mich irritiert an.
»Wofür war das denn gerade?«
»Dafür, dass du erwachsen wirst«, antwortete ich. »Dass du so süß bist. Dass du mich überrascht hast. Dass du selbstbewusst bist. Willst du noch mehr hören?«
»Nein, mir ist jetzt schon schlecht.«
Draußen klopfte es plötzlich. Julie sprang von der Couch auf und öffnete die Tür. Joe stand da und hatte wie beim letzten Mal einen Blumenstrauß mitgebracht.
»Du musstest mir doch nicht schon wieder Blumen mitbringen«, sagte ich.
»Sie sind auch nicht für dich«, gab Joe grinsend zurück. »Für den Fall, dass ich mich nach dem Tag auf der Müllkippe womöglich nicht gründlich genug geschrubbt habe, werde ich für den Rest des Abends diesen Strauß mit mir herumtragen. Diese Blumen duften nämlich sehr intensiv.«
»Ich gehe das Risiko ein, den Strauß an mich zu nehmen«, erwiderte ich und stellte die Blumen in eine Vase. Dann sagte ich Julie, sie solle nicht wach bleiben, bis ich zurück sei, gab ihr einen Kuss und machte mich mit Joe auf den Weg.
Joe führte mich zum Essen ins Audiffred , ein französisches Bistro im Audiffred Building in der One Market Street unten am Wasser. Errichtet wurde das Gebäude im 19. Jahrhundert von einem Franzosen mit Heimweh, der die typischen Pariser Architekturelemente jener Zeit einfließen ließ.
Das Audiffred war etwas vornehmer, als ich gedacht hatte, und eigentlich war ich nicht ganz passend gekleidet. Aber zum Glück hatte sich in San Francisco inzwischen wie in L. A. die Einstellung breitgemacht, dass man jedes Lokal in Jeans und Sportschuhen betreten konnte, wenn man den Mumm dazu hatte.
Also, was Mumm angeht … Davon hab ich mehr als genug. Nur schade, dass man damit nicht seine Kredite abbezahlen kann.
Joe bestellte sein Steak gut durchgebraten, mit neuen Kartoffeln und sautiertem Spinat. Auf der Karte war vermerkt, dass das Rind, das sich für Joes Mahlzeit geopfert hatte, sich stets vegan ernährt und nie Hormone zu sich genommen hatte. Mir war noch nie eine Speisekarte untergekommen, die etwas über die Essgewohnheiten eines Rindes erwähnt hatte.
Ich bestellte Lammbraten, aber als ich die oberflächlich gut gelaunte Kellnerin fragte, ob mein Lamm denn auch Veganer gewesen sei, sah sie mich nur verständnislos an. Sie brachte nicht einmal ein Lächeln zustande, als ich wissen wollte, womit man denn die Fische gefüttert hatte, bevor sie auf dem Teller landeten. Wenigstens fand Joe das amüsant, und darauf kam es mir schließlich auch an.
»Die nehmen sich hier viel zu ernst«, sagte er. »Und so überragend ist das Essen auch nicht, dass sie Grund hätten, so überheblich zu sein.«
»Und warum kommst du dann hierher?«
»Die Einrichtung ist schön, und das Lokal ist seit über hundert Jahren ein guter Freund des Fire Department.«
»Du meinst, sie spenden euch Geld?«
»Besser noch«, sagte Joe. »Sie spenden Whiskey.«
Dann erzählte er mir über das Audiffred Building und dass es eines der wenigen Häuser sei, die das verheerende Erdbeben von 1906 und das anschließende Feuer überlebt hatten. »Der Eigentümer des damaligen Saloons versprach jedem Feuerwehrmann ein Fass Whiskey, wenn sie das Gebäude vor den Flammen schützten«, erzählte Joe. »Das taten sie, und seitdem bekommen Feuerwehrleute hier die Getränke umsonst.«
»Vielleicht sind die Bedienungen deshalb so herablassend zu dir, weil sie alle wissen, dass du für die Getränke nicht bezahlst«, scherzte ich, wurde dann aber ernst. »Ich bin zwar keine Krankenschwester, aber solltest du
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