Mr Monk und die Feuerwehr
einen Spaß daraus, auf die wirklich interessanten Dinge zu achten: kaputtes Spielzeug, alte Pornovideos, Vinylschallplatten, Liebesbriefe, Zeitschriften, Kritzeleien, Stromrechnungen, geplatzte Schecks, alte Taschenbücher, vergilbte Familienfotos, Visitenkarten, leere Medikamentenpackungen, Babykleidung, gesprungene Schneekugeln, Geburtstagskarten, Akten, Duschvorhänge und und und …
Sobald ich auf einen Schuh oder ein grelles Hawaiihemd stieß, versuchte ich mir vorzustellen, wer diese Dinge wohl getragen hatte. Manchmal las ich einen der Briefe durch und sah mir eine Kreditkartenabrechnung an, um festzustellen, was andere Menschen so alles kauften.
Hin und wieder warf ich einen Blick auf Monk, der vorsichtig den Müll durchsuchte und dabei jammerte wie ein völlig deprimierter Darth Vader. Einmal griff er nach einem großen blauen Müllbeutel und zerrte daran, um ihn herauszuziehen. Ich ahnte sofort, was passieren würde, wenn es Monk gelingen sollte, den Sack aus dem Müllberg zu lösen.
»Stopp!«, rief ich. »Nicht bewegen!« Doch er konnte mich durch seinen verdammten Helm nicht hören. Ich lief los, aber es war zu spät. Er hatte den Beutel freibekommen, verlor das Gleichgewicht, landete auf seinem Hintern und wurde im nächsten Augenblick von einer riesigen Mülllawine begraben.
So schnell ich konnte, räumte ich den Müll über ihm zur Seite. Ich hatte keine Angst, dass er ersticken könnte, schließlich verfügte er über seine eigene Sauerstoffversorgung. Meine Sorge war vielmehr die, dass er vielleicht inmitten von so viel Abfall den Verstand verlieren könnte.
Ich grub hektisch weiter, als sich mir auf einmal ein halbes Dutzend Feuerwehrleute in voller Montur anschlossen, die mir nach Kräften unter die Arme griffen. Ich sah zu dem Feuerwehrmann gleich neben mir und schaute in das lächelnde Gesicht von Joe Cochran, der unter seinem Helm noch einen Kopfverband trug.
»Was macht ihr denn hier?«, fragte ich mit einer Erleichterung, wie ich sie noch nie verspürt hatte.
»Wir wollen dafür sorgen, dass Sparkys Mörder nicht ungestraft davonkommt«, sagte Joe. »Meine Kollegen haben dienstfrei und haben sich bereit erklärt zu helfen. Wir sind gerade angekommen und haben gesehen, wie Mr Monk sich selbst unter dem Müllberg begraben hat.«
»Du solltest dich doch ausruhen und erholen«, wandte ich ein.
»Genau das mache ich gerade«, gab Joe zurück.
»Indem du in voller Montur Müllberge durchsuchst?«
»Ich hatte die Wahl, das zu tun oder Katzen aus Bäumen zu retten, Handtaschendiebe zu verfolgen oder die Welt für die Demokratie sicher zu machen.«
»Du bist wundervoll«, sagte ich. Ich hätte ihn auf der Stelle küssen wollen, aber mein Mund war unter einer Maske verdeckt, und an meinen Handschuhen klebten Reste von chinesischem Essen.
»Du verwechselst da was«, meinte Joe. »Du bist hier diejenige, die wundervoll ist. Schließlich stehst du bis zu den Hüften im Müll, damit einem Hund Gerechtigkeit widerfahren kann, den du nie gesehen hast.«
»Hilfe! Hilfe!«, drang Monks erstickte Stimme aus dem Müll. Gemeinsam hatten wir die Stelle schnell freigelegt und entdeckten ihn, wie er sich an einem blauen Sack festklammerte, als sei es ein Rettungsring.
Joe und einer seiner Kollegen zogen Monk heraus, doch der weigerte sich, den Müllsack loszulassen.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich ihn und wischte ihm Reste von Ei und Barbecuesoße vom Helm, damit ich sein Gesicht sehen konnte.
»Nichts ist in Ordnung, seit wir hierhergekommen sind«, gab Monk zurück.
»Ist der Mantel da drin?« Joe zeigte auf den blauen Sack.
»Nein.«
»Und was ist dann so wichtig an diesem Sack?«
»Das ist mein Müll«, erklärte Monk.
Joe sah mich an, ich schüttelte den Kopf und gab ihm zu verstehen: Frag lieber nicht.
Er tat es auch nicht, und wir widmeten uns wieder unserer Arbeit.
Monk legte den blauen Müllsack auf die Ladefläche von Grimsleys Golfwagen, nahm sich ein paar Minuten, um sich zu erholen, und kehrte dann zu meiner großen Überraschung zu uns zurück, um weiterzumachen.
Im Verlauf der nächsten Stunden förderten Joe und seine Männer noch ein paar mehr von Monks blauen Beuteln zutage und legten sie alle zu dem ersten auf den Wagen.
Ich machte immer nur kurz Pause, wenn ich zur Toilette musste. Mein Appetit auf etwas Essbares war mir längst vergangen. Monk ging es nicht anders.
Die Feuerwehrleute waren an solch unangenehme Arbeiten unübersehbar gewöhnt, denn sie
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