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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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man achten muss.
    Die zentrale Frage beim Erstellen eines Täterprofils ist folgende: Was musste der Täter nicht unbedingt tun und hat es doch getan? Dieser Mörder hatte das Opfer vor und nach dem Tod gefesselt. Was verriet mir das? Sprach es für ein psychisches Bedürfnis, jemanden festzubinden? In diesem Fall wäre es um Kontrolle gegangen, was, stark vereinfacht ausgedrückt, auf einen Serienmörder hingewiesen hätte. Oder hatten eher praktische Fragen im Vordergrund gestanden? Also etwa das Problem, sie vor dem Tod gefangen zu halten und sie nach dem Tod mit einem Gewicht zu beschweren? Sie wurde seit acht Monaten vermisst, daher lag eine längere Gefangenschaft nahe. Warum aber band jemand sie an ein Gewicht, während es doch viel einfacher gewesen wäre, sie einfach so im Schlamm am Ufer liegen zu lassen? Wenn man will, dass das Opfer gefunden wird, warum macht man sich dann erst die Mühe, es zu verstecken?
    Frag nicht, sagte ich mir. Such nach Antworten. Was wäre passiert, wenn der Killer es einfach so dort hingelegt hätte? Dann hätten es die Typen von der Schülervertretung gefunden, als sie das Lagerfeuer vorbereiteten. Sie hätten die Polizei gerufen, und das Lagerfeuer wäre abgesagt oder auf das Footballfeld oder anderswohin verlegt worden. Die Leiche schlecht zu verstecken hatte zur Folge, dass sie gefunden wurde, aber erst später, wenn viele Zeugen anwesend waren.
    Was sonst? Was hatte der Mörder dem Opfer nicht antun müssen, es aber doch getan? Er hatte ihm Brandwunden und Schnitte beigebracht. Vielleicht waren Knochen gebrochen, und es gab Quetschungen und wer weiß welche inneren Verletzungen, die ich bei oberflächlicher Betrachtung nicht hatte entdecken können. Spekulationen halfen mir nicht – ich brauchte weitere Einzelheiten. Was hatte ich übersehen?
    Die Fingernägel! Die Fingernägel waren abgebrochen gewesen. Hatte er es getan, oder waren sie abgebrochen, als die Frau sich gewehrt hatte? Hatte sie versucht, sich irgendwo herauszugraben? Der Lack war haften geblieben, obwohl sie acht Monate lang gefangen gewesen war. Hielt sich Nagellack tatsächlich so lange? Wenn ja, dann hatte es nichts zu bedeuten, wenn nicht, dann bedeutete es allerdings, dass sie erst vor Kurzem eingesperrt worden war – oder dass der Killer seine Gefangenen mit Luxusutensilien wie Nagellack versorgt hatte. Warum? Das sagte möglicherweise etwas sehr Wichtiges über den Killer und seine Einstellung zu seinen Opfern aus. Ich musste es herausfinden.
    Die beschädigten Fingernägel waren in den Nachrichten nicht erwähnt worden, deshalb wusste Mom nichts davon, und ich konnte sie fragen, ohne Verdacht zu erregen. Oder jedenfalls keinen Verdacht, der mit Leichen zu tun hatte. Wahrscheinlich fielen ihr aber alle möglichen verrückten Fragen dazu ein, warum ihr Sohn sich plötzlich für Nagellack interessierte. Vielleicht sollte ich die Einzelheiten besser auf andere Weise herausbekommen oder im Internet danach suchen.
    Ich öffnete meine Zimmertür und hörte den Fernseher, also war der Computer wohl frei. Als ich Moms Zimmer betrat, saß sie jedoch am Schreibtisch vor einem geöffneten Ordner und arbeitete. Sie schaute auf.
    »He, John, brauchst du was?«
    »Ich wollte an den Computer«, sagte ich. »Ich dachte, du sitzt vor dem Fernseher.«
    »Das ist Margaret. Ich muss ein paar Rechnungen bezahlen, aber ich bin bald fertig.«
    »Gut.« Ich ging ins Wohnzimmer hinüber, wo Margaret in einem Reisemagazin blätterte.
    »Hallo, John.« Sie rutschte auf dem Sofa zur Seite, um mir Platz zu machen. Ich setzte mich neben sie und blickte zum Fernseher.
    »Hallo.«
    »Wie ich hörte, hattest du vor ein paar Tagen deinen großen Auftritt.«
    »Ja, kann sein.«
    »Das ist doch schön. Wahrscheinlich hat es viel Überwindung gekostet, aber ich möchte wetten, dass du im Nachhinein froh bist, dass du es getan hast.«
    Ich sah sie an. »Ich habe es mir doch nur angesehen und nicht einmal allein aus dem Wasser gezogen.«
    »Ich rede nicht über die Leiche, sondern über dein Date. Endlich bist du mal mit Brooke ausgegangen.«
    Das Date. Vorher war ich aufgeregt gewesen, jetzt kam es mir so vor, als wäre es schon eine Ewigkeit her. Die Leiche war viel wichtiger, viel bedeutender.
    »Nur schade, dass ihr so gestört wurdet«, fuhr sie fort. »Willst du sie noch einmal einladen?«
    »Ich denke schon. Hab aber noch nicht richtig drüber nachgedacht.«
    »Was gibt es da nachzudenken?« Margaret musterte mich kurz und

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