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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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helle Nylonschnüre. Die Nacktheit störte mich nicht – bei Toten machte mir das nichts aus. Ich zog an einer Schnur, leicht zuerst und dann fester, als ich Widerstand spürte. Etwas sehr Schweres hing am anderen Ende. So packte ich mit beiden Händen zu und hatte schließlich einen Betonklotz in der Hand, den jemand an der Frau festgebunden hatte.
    Ich blickte zu dem Mann auf, der mir geholfen hatte. Es war Mr. Verner, der Sozialkundelehrer.
    »Jemand hat es hier versenkt«, sagte ich noch einmal. Hinter uns drängten sich die Schüler und andere Lehrer am Ufer. Viele hatten der Toten, die im Wasser schwebte, den Rücken zugekehrt. Weiter hinten, fern und hell, toste das Lagerfeuer.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Mr. Verner noch einmal. Er hatte die Frage an mich gerichtet. Mit so etwas kannte ich mich besser aus als jeder andere, aber war das den anderen auch bewusst? Bestand die Gefahr, dass ich mich verriet?
    »Wir müssen die Polizei rufen«, sagte ich. »Am besten Agent Forman vom FBI . Er hat ein Büro in der Wache.«
    Wieder betrachtete ich die Leiche, die verdreht war wie eine Skulptur. Die Gliedmaßen wirkten steif und gekrümmt. »Das ist die Totenstarre«, erklärte ich. »Was bedeutet, dass sie erst seit ein paar Stunden tot ist, höchstens seit zwei Tagen.« An den Handgelenken bemerkte ich rote Striemen, auf der Brust und am Rücken Schnittwunden und Blasen, genau wie bei der anderen Toten. »Können Sie Agent Forman anrufen?«
    »Wer von euch hat ein Handy dabei?«, rief Mr. Verner zum Ufer hinüber.
    Rachel winkte und deutete auf Marci, die ihren Apparat ans Ohr gepresst hielt. »Sie ruft ihren Dad an«, antwortete Rachel. Marcis Dad war Polizist. Ich betrachtete die Mädchen, viel genauer als bisher an diesem Abend, und blickte auf die Tote zurück, die leicht in den Wellen schwankte. Es hätte mir nicht leichter fallen dürfen, die Tote zu betrachten, aber es war so.
    Am Rand meines Gesichtsfelds bemerkte ich, dass die Lehrer die Schüler wegschoben, und irgendjemand kam mit einer Decke. Mr. Verner watete ihm entgegen, nahm sie und breitete sie über die Tote.
    »Komm mit ans Ufer.« Er legte mir eine Hand auf den Arm.
    Ich stolperte hinter ihm her und ließ die Tote im Wasser liegen. Die Party hatte sich in ein Chaos verwandelt, einige Schüler zogen sich erschrocken zurück, andere standen wie gelähmt herum, wieder andere schoben sich nach vorn, um besser sehen zu können. Die Lehrer wirkten unsicher und versuchten, sie in unterschiedliche Richtungen abzudrängen.
    Auf der Böschung kam Brooke auf mich zu. Sie war leichenblass. »Wer ist es?«, fragte sie.
    »Hast du dein Handy dabei?«
    Sie nickte stumm und zog es aus der Hosentasche. Ich wählte Agent Formans Handynummer, setzte mich steifbeinig auf den Boden und bemühte mich, ruhig zu atmen.
    »Forman hier«, meldete sich eine energische Stimme. Im Hintergrund hörte ich Sirenen.
    »Dann sind Sie schon unterwegs«, sagte ich.
    »Verdammt, John, hast du damit zu tun?«
    » Rigor mortis «, erklärte ich ihm. »Völlig starr. Mindestens zwölf Stunden tot, wenn nicht länger. Der See ist recht kühl, was den Prozess verlangsamt hat.«
    »Was soll das, John? Du bist kein Cop und kein Privatdetektiv.« Er hielt inne. »Trotzdem bist du derjenige, der die Leichen als Erster findet.«
    »Andere haben sie gefunden.« Ich schloss die Augen und sah immer noch den verzerrten Körper, übersät von zornigen roten Blasen. Brandwunden? »Ich bin nur zufällig hier. Die ganze Schule ist versammelt, der Termin stand schon seit Wochen fest. Wenn er die Tote vor Kurzem hier abgelegt hat, genau hier am Lagerfeuer, dann wusste er, dass wir sie finden würden. Ich glaube, er wollte, dass wir sie entdecken.«
    »Wer ist er ?«, fragte Forman.
    »Der Typ, der es getötet hat.«, sagte ich. Ein Mann oder ein Dämon? »Es fehlen keine Körperteile.« Schwankend richtete ich mich wieder auf. »Es gibt auch keine größeren Verletzungen, soweit ich das beurteilen kann. Ich sehe es mir noch einmal an.«
    »Nein, John, lass das …«
    Bevor er den Satz beenden konnte, traf mich etwas von hinten, ein Schlag zwischen die Schulterblätter. Ich ging zu Boden, wälzte mich auf den Rücken und blickte hoch. Es war Rob Anders.
    »Was ist nur los mit dir?«, fragte er. »Du springst dort rein, als gäbe es was umsonst, du schleppst sie raus, damit jeder sie sehen kann, und du hast die Telefonnummer des verdammten FBI -Agenten im Kopf …«
    »Was?« Ich schüttelte den

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