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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Kopf.
    »Wer unschuldig ist, verhält sich nicht so wie du«, fuhr er fort. »Kein normaler Mensch weiß die Einzelheiten, die du weißt. Was soll dieser Mist von wegen rigor mortis ?«
    Er schrie, sein Gesicht war rot angelaufen, und er fuchtelte wild mit den Armen herum, sichtlich wütender, als ich ihn je erlebt hatte. Warum regt er sich so auf? Denk nach, John. Denk wie ein Mensch, der Empathie besitzt. Vielleicht hat er irgendeine Verbindung zu dem Opfer.
    »Kanntest du sie?«, fragte ich.
    »Was ist das denn für eine kranke Frage, du Freak?«
    »Lass ihn in Ruhe, Rob!«, rief Brooke. Sie ging dazwischen, um mir beim Aufstehen zu helfen. Rob stieß sie fort, sie stürzte zu Boden …
    … und ich rastete aus.
    Ich sprang Rob an, überrumpelte ihn und schlug ihn nieder, drückte ihn auf den Boden. Ich hatte noch nie gekämpft – jedenfalls mit keinem, der sich wehren konnte –, doch er war außer Puste, und ich hatte Zeit, unbeholfen die Fäuste zu heben und ihm auf den Kopf zu dreschen. Er versetzte mir einen Schwinger aufs Auge, und ich rutschte von ihm hinunter. Taumelnd kam ich auf die Beine und wollte wieder auf ihn losgehen, doch Mr. Verner und ein weiterer Lehrer schritten ein und zogen uns auseinander.
    »Schon gut«, sagte Brooke und nahm mich zur Seite. »Er ist ein Idiot, beachte ihn einfach nicht.«
    Erst als ich mich zu ihr umwandte, wurde mir bewusst, was ich getan hatte. Jemand hatte sie bedroht, und statt ihr zu helfen, war ich gegen den Angreifer vorgegangen. Genau wie beim Dämon. Ich hatte ihr nicht einmal beim Aufstehen geholfen.
    War das die richtige Reaktion?, fragte ich mich. Wann hilfst du den Guten, und wann hältst du die Bösen auf? Ich weiß nicht, was ich tun soll.
    Ich weiß nicht einmal, auf welcher Seite ich stehe.
    Mir wurde schwindlig, und ich musste mich setzen. Auf dem Boden fand ich Brookes Handy, das mir hinuntergefallen war.
    »Er hat was damit zu tun!«, rief Rob, der sich widerwillig von Mr. Verner wegziehen ließ. »Er ist ein Verrückter, vielleicht ist er sogar der Mörder!«
    Ich hielt das Handy ans Ohr, doch Forman hatte längst aufgelegt.
    »Ruf deinen Dad an.« Ich gab Brooke das Telefon zurück. »Sag ihm, es wird spät. Das Ganze hier wird noch eine Weile dauern.«

ZEHN

Den ganzen Abend über versuchte ich, mit Forman zu sprechen, doch wir wurden von einem Cop zum nächsten weitergereicht und mussten wer weiß wie oft unsere Aussagen wiederholen. Schließlich bekam ich Formulare mit Durchschlägen und schrieb alles noch einmal nieder. Ich breitete die Papiere auf der Kofferraumhaube eines Streifenwagens aus und füllte die Vordrucke so gewissenhaft wie möglich aus. Dabei nannte ich Zeit und Ort und meine eigenen Bewegungen an diesem Tag seit Schulschluss. Hätte ich noch mehr geschrieben, dann hätte es so ausgesehen, als versuchte ich angestrengt, unschuldig zu erscheinen. Als ich fertig war, gab ich die Dokumente ab, setzte mich an das sterbende Lagerfeuer und wartete darauf, entlassen zu werden. Inzwischen war es halb zwölf.
    Natürlich ließ man uns nicht in die Nähe der Leiche. Deshalb forschte ich so gut es ging in meinen Erinnerungen. Die Handgelenke waren rot und verkratzt gewesen – vielleicht hatte der Mörder sein Opfer gefesselt. Die Schnüre um den Körper hatten jedoch keine solchen Spuren hinterlassen, also war es an den Handgelenken erheblich länger gefesselt gewesen, vermutlich schon vor dem Tod. Irgendjemand – vermutlich der Mörder – hatte die Frau gefesselt und festgehalten. Wie lange?
    Dann die anderen Spuren – die roten Schwellungen und Brandblasen auf der bleichen Haut. Vielleicht hatte es auch tiefere Schnitt-oder Stichwunden gegeben, doch das Wasser hatte das Blut weggespült. Die großen bösen Schnitte wie beim Clayton-Killer hatte ich hier allerdings nicht bemerkt. Ob es ein neuer Dämon war? Einer, dessen Finger sich nicht in Klauen, sondern in Flammen verwandelten und der seine Opfer zerkratzt und zerstochen liegen ließ, ohne ihnen etwas wegzunehmen? Arbeiteten Dämonen auf diese Weise? Befolgten sie überhaupt irgendwelche Regeln?
    Einen Dämon – oder was es auch immer gewesen war – hatte ich gesehen, aber das bedeutete noch lange nicht, dass alles nur mit ihm zu tun hatte. Die Menschen waren auch für sich genommen zum Morden fähig. Es war dumm, sofort an einen Dämon zu denken, obwohl ich so wenig wusste. Ich musste mich in Geduld üben und die Tote in der Leichenhalle gründlich untersuchen. Außerdem wäre

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