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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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schüttelte den Kopf. »Ich kenne keinen jungen Mann, der sich durch eine Leiche von einem Sahneschnittchen wie Brooke ablenken lässt. Hatten wir nicht schon genug Tote?«
    »Müssen wir jetzt darüber reden?« Ich hatte wirklich keine Lust, schon wieder einen Vortrag über mich ergehen zu lassen.
    »Du bist sechzehn«, sagte sie. »Du solltest über lebendige Mädchen nachdenken, nicht über tote.«
    Es gab eine Möglichkeit, diese Unterhaltung rasch in eine andere Bahn zu lenken.
    »Warum hast du eigentlich nie geheiratet?«, fragte ich.
    »Oje«, machte sie erschrocken, »wie kommst du denn jetzt darauf?«
    »Du meinst, ich soll mich mit Mädchen verabreden«, antwortete ich, »aber du bist als Single glücklich. Kann ich das nicht genauso machen?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Keine Frage, du bist ein hinterhältiger kleiner Schuft.«
    »Du hast doch damit angefangen.«
    Margaret seufzte, blickte zur Decke, sah wieder mich an. »Was ist, wenn dir meine Antwort nicht gefällt?«
    Ich nickte. »Aha. Das heißt, es hat mit meinem Dad zu tun.«
    Margaret lächelte gequält. »Für einen Jungen in deinem Alter bist du viel zu schlau. Ja, es hängt mit deinem Dad zusammen. Wahrscheinlich weißt du’s nicht, ich war in ihn verknallt.«
    »Du machst Witze.«
    »Warum sollte ich? Er sah gut aus, war höflich, und er, deine Mom und ich waren die einzigen Bestatter in der Stadt. Ich glaube, an dem Tag, als er hier auftauchte, haben wir uns beide in ihn verliebt.«
    Margaret blickte aus dem Fenster, während sie sprach, und ich fragte mich, was sie vor ihrem inneren Auge sah. »Dein Vater war äußerst charmant«, fuhr sie fort. »Unser Geschäft lief nicht gut, bis er kam. Wahrscheinlich deshalb, weil niemand zwei zweiundzwanzigjährige Bestatterinnen ernst nahm. Im Rückblick kann ich das sogar sehr gut verstehen. Wir hatten bei Jack Knutsen gelernt und nach dessen Tod das Geschäft übernommen. Doch erst als dein Vater aufgetaucht war, lief der Laden richtig gut.«
    »Wie kann es sein, dass das einzige Bestattungsunternehmen in der Stadt keine Aufträge bekommt?«, fragte ich. »Die Leute sterben so oder so, und dann müssen sie zu euch kommen.«
    »Das Einbalsamieren ist nicht zwingend vorgeschrieben. Auch heute wickeln wir höchstens die Hälfte aller Beerdigungen ab. Den Rest erledigen die Kirchengemeinden. Nein, wir brauchten deinen Vater, weil er die Leute im Clayton County davon überzeugen konnte, dass sie uns brauchten. Zuerst einmal rettete er unser Geschäft, aber das war noch nicht alles. Er war … aufregend. Lässig und elegant. Kaum zu glauben, dass ein so wundervoller Mann vom Himmel gefallen war. An dem Tag, als ich merkte, dass er deine Mutter und nicht mich liebte, hätte ich sterben können. Ich wäre mit Freuden in den Tod gegangen, wenn er mich so angesehen hätte wie sie.«
    Sie war in Gedanken ganz woanders und betrachtete unsichtbare, verlorene Dinge. Als sie in die Gegenwart zurückkehrte und sich mir zuwandte, lächelte sie traurig. Es war beinahe, als ströme ihr Bewusstsein wie ein Geist in ihren Körper zurück.
    »Natürlich hat es nicht lange gedauert, bis herauskam, dass ich im Grunde großes Glück gehabt hatte. Das verschmähte Mädchen war auf einmal die Stütze der Schwester, die scheinbar alles bekommen hatte, was sie wollte. Ich glaube, das war das einzig Gute, das dabei herauskam. Wenn dein Dad wirklich so toll gewesen wäre, wie wir alle dachten, dann wäre ich wahrscheinlich irgendwann weggerannt und hätte April nie verziehen, dass sie ihn mir weggenommen hatte.« Sie dachte über irgendetwas nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich sollte nicht schlecht über deinen Vater reden.«
    »Glaubst du, ich weiß nicht, welch ein Armleuchter er ist?«
    »Ja, das weißt du.« Margaret seufzte. »Nur schade, dass es nicht anders gelaufen ist.«
    »Soll ich mich jetzt also mit Brooke treffen, weil du an die große Liebe glaubst oder weil du aus zweiter Hand die Beziehungen von anderen miterleben willst?«
    Margaret schnitt eine Grimasse, dann lachte sie. »Deshalb verzweifelt deine Mutter an dir. Wie kann sie nur mit einem Kerl zusammenleben, den man gleichzeitig verhauen und umarmen möchte?«
    »Ich bin eben etwas ganz Besonderes«, sagte ich.
    »Der Computer ist frei.« Mom kam herein. »Worüber redet ihr gerade?«
    »Nichts Besonderes.« Margaret wandte sich wieder dem Fernseher zu. Ich ging nach nebenan.
    Eigentlich fand ich nicht viel heraus, erfuhr aber immerhin, dass

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