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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
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Darwen. »Motte, du musst für mich …«
    Aber die Talfee hörte ihm nicht zu. Sie war noch blasser geworden und blickte entsetzt und mit offenem Mund über seine Schulter, die Augen starr. Darwen fuhr herum und sah es nun ebenfalls: Ein Schatten zeichnete sich auf dem Boden ab. Größer als ein Mensch, sprang er von Baum zu Baum und kam direkt auf sie zu.
    Die Talfee begann zu schreien. Es war ein schrilles Heulen voller Verzweiflung, das Darwen beinahe ebenso viel Angst einjagte wie der Anblick des Schattums. Beinahe erstarrte er vor Angst, und er musste sich zwingen, in Richtung Spiegel loszulaufen. Dabei achtete er nicht mehr auf die vielen Schrubbler und Knatscher, denn eins wusste er – das Schattum war schlimmer als sie, und es konnte ihn sehen. Im Augenwinkel bemerkte er etwas Dunkles, als er einem riesigen Schrubbler auswich, der eine Schubkarre schob. Er verfehlte ihn nur um Haaresbreite, und dann wurde alles schwarz.
    Das Schattum hatte ihn eingeholt.
    Darwen hörte auf zu rennen. Der Wald und alles, was dazugehörte, waren verschwunden, und um ihn herum war nichts. Kein Licht. Keine Geräusche. Darwen konnte sich nicht einmal mehr selbst sehen. Er keuchte, aber es gab keine Luft zum Atmen, und seine leeren Lungen zogen sich zusammen. Er schloss den Mund, und sein Hirn schrie tonlos. Panik überwältigte ihn, als würde sich eine Hand um seine Kehle legen. Er ertrank in Dunkelheit.
    Wieder versuchte er einzuatmen, aber es ging nicht. Das Schattum hatte ihn völlig umschlossen, und in seinem luftlosen Schatten gab es nichts als Leere. Ihm wurde schwindlig. Noch ein paar Sekunden, und er würde ohnmächtig werden. Und dann würde es nicht lange dauern …
    Ein winziger, grünlicher Lichtfunken flackerte vor seinen Augen auf. Die Farbe erinnerte ihn an etwas …
    Motte.
    Sie war selbst in den Schatten geflogen. Zuerst konnte er nur das Licht des kleinen Motors sehen, der ihre Flügel antrieb, aber dann begriff er, dass dieser Lichtfleck ein winziges Loch in die Schwärze riss. Dahinter konnte er den Wald sehen, als ob er durch eine enge Röhre schaute. Mit Mühe zwang er sich, klar zu denken.
    Der Wald war noch da. Er war im Schattum gefangen, aber der Wald war noch da …
    Er sammelte all seine Kraft, konzentrierte sich und sprang beiseite. Es war egal, wohin. Er musste nur für einen winzigen Augenblick der Dunkelheit entkommen. Nach zwei blindlings getätigten Sprüngen war die Welt wieder da, beinahe gleißend hell trotz Nacht. Er holte tief Luft, bevor das Schattum ihn wieder umschlingen konnte, prägte sich ein, wo sich der Spiegel befand, und rannte darauf zu.
    Die Schwärze kehrte zurück, aber dieses Mal erstarrte er nicht, obwohl er nichts mehr sehen konnte, und er versuchte auch nicht zu atmen. Er hielt die Luft an, als wollte er ein paar Züge unter Wasser schwimmen, und hastete weiter durch die Dunkelheit und das Schweigen. Das Schattum hielt mit ihm mit, aber Darwen lief weiter, hoffend, nicht unversehens gegen einen Baum – oder, schlimmer noch, gegen einen Knatscher – zu prallen.
    Er war etwa zehn Sekunden gerannt, als er merkte, dass er nicht mehr weiterkonnte, ohne Luft zu holen. Seine Kehle zog sich zusammen, als müsste er sich übergeben. Er schluckte, aber es half nichts. Er hatte nicht mehr genug Atem. Mit letzter Kraft blieb er ruckartig stehen und machte zwei Sprünge nach hinten. Das Schattum glitt weiter, und Darwen trat er auf seiner Rückseite tatsächlich ins Licht.
    Schnell atmete er tief und verzweifelt ein. Der Spiegel befand sich nur ein paar Schritte entfernt im zerstörten Wald.
    Zwischen ihnen war das Schattum.
    Es ging nicht anders, er musste sich kopfüber hineinstürzen. Voller Kraft und Wut rannte Darwen mitten in den Schatten, hindurch durch Schwärze und Stille, auf der anderen Seite wieder hinaus und hinein in den Spiegel.
    Den nächsten Atemzug tat er in seinem Zimmer.

K A P I T E L 2 4

    Am nächsten Tag erzählte Darwen Rich und Alexandra alles, was in der letzten Nacht passiert war, und berichtete auch von seiner schrecklichen Begegnung mit dem Schattum.
    Alexandra nickte grimmig. »Ich hab’s euch doch gesagt. Mir war klar, dass die Diebstähle etwas damit zu tun hatten. Aber die Schrubbler können die Sachen nicht selbst geklaut haben. Das hätte doch jemand gesehen.«
    Sie eilten durch das Einkaufszentrum, das jetzt, kurz vor dem Wochenende, sehr belebt war.
    »Vielleicht haben sie so etwas wie einen Flitterfalk dafür eingesetzt«, sagte Darwen. »Ich

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