Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
Vom Netzwerk:
Verstand ihrer Welt, und die Wächter kontrollieren und lenken sie, damit das Land gesund bleibt. Hier liegt auch die Kraft, die die Tore betreibt. Und weil die Wächter diese Kraft kontrollieren, können sie andere auch daran hindern, sie zu nutzen.«
    »Zum Beispiel die Schrubbler, meinst du?«, fragte Rich.
    »Ja. Deswegen bauen die Schrubbler ihre eigenen Tore und suchen nach Möglichkeiten, sie anzutreiben.«
    »Sie bauen netzunabhängige Generatoren«, sagte Rich. »Sie zapfen also nicht die Kraft der Wächter an, damit die nicht merken, was vor sich geht.«
    »Was ich nicht verstehe«, fuhr Darwen fort und begann nachdenklich auf und ab zu gehen, »ist, wieso die Wächter bei der Arbeit buchstäblich einschlafen. Denn nur deswegen können die Schrubbler so ungehindert tun, was sie wollen. Und deshalb verblassen Teile der Welt einfach. Einige sterben richtiggehend, so wie das Tal da draußen, andere wiederum verschwinden unter dem Nebel, dem wir überall begegnen. Die Gedanken der Wächter halten diese Welt am Leben, und wenn sie Teile davon vergessen, dann sterben diese. Irgendwann wird gar nichts mehr da sein.«
    »Kein Wunder, dass die Schrubbler versuchen, zu un serer Welt durchzubrechen«, sagte Alexandra. »Ihre bricht zusammen.«
    »Es ist mehr als nur das«, sagte Darwen. »Sie werden unsere Welt benutzen, um Energie für ihre zu gewinnen.«
    Sie erreichten den Teil des Gebäudes, von dem die steinernen Flure strahlenförmig ausgingen, und Darwen hielt kurz inne, um sich zu orientieren.
    »Da war es wieder«, sagte Rich plötzlich.
    »Was denn?«, fragte Alexandra.
    »Was ich auch vorhin schon gesehen habe«, antwortete Rich, ohne sich umzusehen. »Ich dachte, da wäre ein Mensch, aber wahrscheinlich war es nur ein Schatten.«
    Darwen lief es eiskalt den Rücken hinunter.
    »Wo?«, fragte er.
    »Da hinten, beim Eingang zu dem Flur dort hinten, aber jetzt … Warte. Da ist es.«
    Im Dämmerlicht am Ende des von Rich bezeichneten Korridors war eine tiefere Dunkelheit wahrzunehmen, wie ein sternenloses Stück Nachthimmel, das genau den Umriss eines Menschen hatte. Darwen starrte es an und spürte, wie sein Herz zu klopfen begann. Der Schatten flackerte kurz, dann war er auf der anderen Seite des Flurs, gut zwanzig Meter näher.
    »Lauft!«, brüllte Darwen.
    Sie rannten durch die Halle.
    »Hier entlang!«, rief Alexandra und bog scharf nach links, ohne ihr Tempo zu verlangsamen. Die anderen rannten hinterher und wagten nicht, sich umzublicken. Sie nahmen zwei weitere Abzweigungen im Labyrinth der Gänge, und dann drehte sich Rich schwer atmend um.
    »Ich glaube, wir haben es abgehängt«, stieß er hervor.
    »Du glaubst, dass es dieses Schattum war und nicht nur ein Schatten?«, keuchte Alexandra.
    »Davon bin ich überzeugt.« Trotz seiner Angst klang Darwens Stimme tief und ruhig. »Und ich bin auch überzeugt, dass wir es noch nicht los sind.«
    »Was?«, fragte Alexandra. »Wieso?«
    »Weil wir zu dritt sind«, sagte Darwen.
    »Ja und?«, fragte Rich.
    »Und weil ich überlege«, flüsterte Darwen jetzt, »wieso wir dann vier Schatten haben?«
    Ein lastendes Schweigen breitete sich aus, und als sie ihre Blicke senkten, sahen sie, dass es stimmte. Darwen wollte losrennen, aber das Schweigen und die Dunkelheit veränderten sich, wurden allumfassend, und er konnte nichts mehr sehen, hörte nicht einmal mehr sein eigenes Schreien. Es hatte ihn eingeholt.
    Er steckte im Schattum.
    Er war noch immer völlig außer Atem, weil er so schnell gelaufen war. Mühsam zwang er sich nun, das bisschen Luft anzuhalten, das sich noch in seinen Lungen befand, und dem erstickenden Griff des Schattums zu entkommen. Aber er fand keinen Weg hinaus. Erst machte er ein paar Schritte in die eine Richtung, dann in die andere, aber überall waren nur Schwärze und die Geräuschlosigkeit des leeren Raums. Übelkeit stieg in ihm auf, und er fiel auf die Knie und begann zu würgen. Sein Magen verkrampfte sich, und seine Brust brannte. Unwillkürlich öffnete er den Mund und versuchte, Sauerstoff einzusaugen, aber da war nichts. Er fiel auf die Seite, und als er ein wenig hin und her rollte, fragte er sich, wieso er die kalten Steine des Fußbodens noch spürte, obwohl alles andere verschwunden war.
    Die Dunkelheit und die Stille blieben, aber Darwen begann zu verlöschen wie eine flackernde Kerze. Seine Gedanken schweiften ab, und selbst das Entsetzen und der Schmerz wurden allmählich undeutlich, als er der Bewusstlosigkeit und dem

Weitere Kostenlose Bücher