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Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.J. Hartley
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darunter ein T-Shirt ohne Kragen trug. Ein T-Shirt noch dazu, auf dem vorn ein Triceratops prangte. Als der Junge ihm die Jacke überziehen wollte, riss Darwen sie ihm aus der Hand.
    »Das kann ich selbst«, sagte er.
    Darwen war nicht besonders groß, zudem war die Jacke offensichtlich für einen wesentlich älteren Jungen bestimmt. Die Manschetten fielen ihm weit über die Hände, und das ganze Ding hing an ihm, als hätte er sich eine Decke umgeworfen.
    »Das muss gehen«, sagte Whittley. »Okay, komm mit. Im Laufschritt.«
    Darwen zögerte und warf einen letzten Blick durch die offene Tür, aber der Junge war bereits losmarschiert, und Darwen musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten.
    Sie gelangten in einen Flur, auf dessen rechter Seite sich Klassenräume befanden, während sich links Fenster zur Rasenfläche eines Innenhofs öffneten. Wie alles, was er bisher von dieser Schule gesehen hatte, war auch dieser Flur breit und beeindruckend, als hätte der Architekt beabsichtigt, dass sich die Menschen – und vor allem die Kinder – in dieser Umgebung klein und unbedeutend fühlen sollten. Darwen eilte dem anderen Jungen nach und holte ihn ein.
    »Ich habe da gerade diesen Vogel draußen auf dem Gelände gesehen«, sagte er. »Ziemlich groß, aber mit so lederartigen Flügeln. Vielleicht seht ihr sie hier ja dauernd, aber ich habe noch nie …«
    Es hatte eigentlich nur ein höflicher Versuch sein sollen, um ein Gespräch mit Whittley zu beginnen. Aber der entgegnete barsch: »In den Fluren wird nicht gesprochen. Und du gehst hinter mir. Immer im Gänsemarsch.«
    Darwen ließ sich mit gesenktem Kopf zurückfallen.
    Im Klassenzimmer war es völlig still, als sie eintraten, doch alle Köpfe wandten sich zur Tür, um den Neuen anzusehen, und zischendes, leises Flüstern hob an. Darwen hatte das Gefühl, in einen Raum voller Schlangen zu kommen.
    »Ruhe in der Klasse«, sagte die Lehrerin. Während Whittley sich auf einen Platz in der letzten Reihe setzte, blieb Darwen unsicher an der Tür stehen und versuchte, jeden Augenkontakt zu vermeiden. »Das ist Mr. Darwen Arkwright, der aus England zu uns kommt«, sagte die Lehrerin, eine blasse Frau, die eine dunkle Pagenkopffrisur und eine große Brille mit ovalen Gläsern trug. Ihre Kleidung – eine cremefarbene Bluse, ein gerade geschnittener Rock und flache Schuhe – kam Darwen insgesamt recht altmodisch vor für jemanden, der eigentlich für eine Lehrerin noch ziemlich jung aussah.
    »Herzlich willkommen, Mr. Arkwright«, sagte die Klasse wie aus einem Mund.
    »Äh, alles klar?«, sagte Darwen verlegen. Die Klasse kicherte.
    »Ich bin Miss Harvey«, sagte die Lehrerin. »Bitte setzen Sie sich dort drüben hin, bis es zum Ende der Stunde läutet.«
    Die Schulbänke waren in drei Reihen mit ordentlichem Abstand dazwischen aufgestellt, immer fünf nebeneinander. Darwen setzte sich auf den einzigen freien Platz am Fenster, während ihn das Mädchen aus dem Einkaufszentrum interessiert beobachtete. Es war kein kritischer Blick, sondern reine, offenkundige Neugier, aber es war Darwen peinlich, und so guckte er weg.
    Durch das Fenster sah er auf die Bäume, die das Schulgelände umgaben, und zum Dach eines Gebäudes, bei dem es sich vielleicht um das Einkaufszentrum handelte. Er war so in Gedanken versunken, dass er hochschrak, als die Glocke ertönte und alle Schüler sich mit fließenden Bewegungen erhoben.
    Darwen trat als Letzter hinter seinen Stuhl, stellte sich als Letzter in die Reihe, die sich an der Tür formierte, und fand als Letzter in den Gleichschritt, als sie alle hinausmarschierten.
    Ihm stand ein langer Tag bevor.

K A P I T E L 7

    Und er sollte recht behalten. Als Erstes hatten sie Weltkunde, was eine hochgewachsene Lehrerin namens Miss Murray unterrichtete. Sie trug ein eng geschnittenes, blaues Kostüm mit Goldknöpfen, das sich von ihrer dunklen Haut abhob, und sah aus, als sei sie ziemlich streng. Ihren Unterricht begann sie mit den Worten:
    »Guten Morgen, Kinder. Bereit zum Lernen?«
    Darwen war nicht bereit. Er hatte noch nie von Weltkunde als Unterrichtsfach gehört, und auch wenn er schnell merkte, dass offenbar viele Themen aus Geschichte und Erdkunde dazugehörten, ging es dabei um Orte und historische Entwicklungen, von denen er bisher noch nichts gehört hatte. An seiner alten Schule hatten sie zuletzt das Leben unter der Herrschaft der englischen Tudorkönige und -königinnen behandelt. Die Klasse an der Hillside hatte sich hingegen

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