Mr Pink Floyd
ausschließlich in seinem Keller.
Winifred Flack Barrett starb 1991. Syd erschien in einem tadellosen schwarzen Anzug zur Beerdigung: Ich wage sogar zu behaupten, dass er von allen der Eleganteste war. Er hat keine Träne vergossen, aber als wir ihn nach Hause brachten, sahen wir, dass er im Garten einen Katafalk aufgebaut hatte, auf dem er sechs Gitarren verbrannte: seine Art, um die Mutter zu trauern, wenngleich ich bezweifle, dass sich die Alte im Jenseits auch nur einen Deut um die verkohlten Fender geschert hat.
ZWEIUNDZWANZIGSTE ZEUGENAUSSAGE
Ronald Salmon
Grüß Gott. Als ich gebeten wurde, eine Zeugenaussage zu machen, wollte ich erst ablehnen, aber dann erfuhr ich, dass es um Mister Barrett ging, und ich änderte sofort meine Meinung, und da bin ich also: Ihr könnt Ronnie zu mir sagen. Das bin ich ihm schuldig, dem Mister Barrett: So viele Jahre Portier, aber nie wieder habe ich einen so großzügigen Menschen kennengelernt. 1974 trat ich in den Chelsea Cloisters den Dienst an: Mister Barrett wohnte seit einigen Monaten dort und blieb, obwohl er häufig nach Cambridge fuhr, bis 1979.
Er muss eine Menge Kohle gehabt haben, denn jedes Mal, wenn er das Haus verließ, kam er voll beladen wieder zurück oder ließ sich das Zeug nach oben bringen: und zwar kein Kleinkram, ich rede von Fernsehern, Stereoanlagen, Luxusklamotten, Kühlschränken, Gitarren … Einmal konnte ich sehen, dass er sechs Fernseher und drei Kühlschränke besaß, ich meine, da kommen einem schon Zweifel, ob der noch richtig tickt… Aber ich bin der Letzte, der irgendetwas sagen würde, schließlich habe ich immer, wenn Mister Barrett etwas leid war, genau das geschenkt bekommen, und da er schnell Dinge leid wurde, verkaufte ich das Zeug wie neu … Von der Kleidung ganz zu schweigen: Die trug er nur ein einziges Mal, dann gab er sie mir: Schade, dass er so dick war, sonst hätte ich das eine oder andere behalten, könnt ihr euch das vorstellen, der alte Ronnie als Lord zurechtgemacht? Einmal rief er mich nachts um drei zu sich und drückte mir an der Tür eine nagelneue
Gitarre in die Hand: »Bring sie weg«, hat er gesagt, »ich will sie nicht mehr sehen.« Als er endgültig auszog, sagte er, ich könne mitnehmen, was ich wolle: »Auch die da?«, frage ich und zeige auf eine große Schachtel voller Bänder. Er schaut sie an, denkt kurz nach und meint: »Aber klar, die auch.« Da mir seine Reaktion verdächtig vorkommt, rufe ich nach seiner Abreise einen Freund an, der sich mit Musik auskennt, und zeige ihm die Schachtel. Als er die Bänder sieht, wird er blass. Er bittet mich, sie zu Hause anhören zu dürfen. »Sicher«, antworte ich, »hör sie dir an und sag mir, was die bringen.« Zwei Tage später ruft er mich aufgeregt an: Die Bänder seien ein Vermögen wert, sie enthielten unveröffentlichte oder höchst seltene Aufnahmen von Mister Barrett. Gut, oder vielmehr schlecht. Ich nehme die Bänder wieder an mich und bereite eine Anzeige in der Times vor; bis dahin halte ich es für besser, den Glückstreffer in einem Schließfach aufzubewahren. Auf dem Weg von mir zur Bank liegt ein Wettbüro, wo ich kurz reinschaue, um ein paar Pferdewetten abzugeben, aber als ich mich umdrehe, ist die Schachtel nicht mehr da. Scheiße! Ich hatte sie neben mich auf die Bank gestellt, aber die drei Sekunden für den Einsatz auf den Favoriten Piper, und sie war weg. Und dann platziert der sich noch nicht mal, diese Niete von Piper, schlachten müsste man ihn, noch auf der Piste.
FÜNFZEHNTES GESTÄNDNIS
Die Katze (7)
Schrecklich, wie sehr die Geschichte unserer Band mit der Trennung von Syd verbunden ist. Trennung in jeglicher Hinsicht: Wir waren hinterher wie verstümmelt, und er hat sich von der Welt abgekehrt. Dennoch ist es ziemlich merkwürdig, dass immer wieder die Rede davon ist, ohne dass auch die zweite Verstümmelung, die Pink Floyd widerfahren ist, zur Sprache kommt.
Roger war nie einfach. Am Anfang hat er geduldig Syds Persönlichkeit ertragen und gleichzeitig an seinem Bass arbeiten müssen, aber ab SAUCERFUL hat er Scheibe für Scheibe, Konzert für Konzert die Band an die Hand genommen, an die Hand und in die Hand … Vielleicht war es unser Fehler, ihm alle Initiative zu überlassen, aber er war der Lyriker, der mit den Ideen und moralischen Prinzipien, während wir uns um nichts als die Musik kümmerten. Nichts als Musik! Grotesk, zumindest was Pink Floyd angeht, auch weil die Musik fast immer vor den Lyrics kam. Aber die
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