Mr Pink Floyd
usw. usw. Aber der schlimmste Tiefpunkt war erreicht, als wir gleichzeitig auf Tournee gingen, wir mit LAPSE und er mit RADIO K.A.O.S.: Auf seinen Konzerten wurden zigtausend
T-Shirts mit der Aufschrift »Which one’s Pink?« verteilt, eine alte Zeile aus Have a cigar , die nun eine neue Bedeutung bekam. Dies war wahrscheinlich für alle, die Pink Floyd gut fanden, die traurigste Seite unserer Geschichte, und ich bin froh, dass Syd davon nie etwas erfahren hat. Syd … Er war der Ausgangspunkt, und zu ihm kehren wir zurück, denn was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass Pink Floyd mit dem Verlust von Roger das gleiche Drama noch einmal durchlebten. Wie es den anderen ging, weiß ich nicht, Rick ist ein einziges Mysterium und Nick ein stumpfer Einfaltspinsel, aber was mich betrifft, so habe ich bei der Trennung von Roger dieselbe Trauer empfunden wie bei Syd. Ich weiß, sie waren grundlegend verschieden: Syd war die Zerbrechlichkeit in Person und Roger ein Fels in der Brandung; Syd ging es schlecht, Roger nicht, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne; Syd nährte in uns allen ein Schuldgefühl, das Roger in keiner Weise umformen konnte. Dennoch hatten sie auch Grundlegendes gemeinsam: Beide waren sie unsere Bandleader, beide schrieben fast alle unsere Texte, beide waren unersetzlich. Ja, mit der Entscheidung, die Texte für LAPSE selbst zu verfassen, war ich mir der Unersetzbarkeit des dichterischen Talents von Roger durchaus bewusst, und sicherlich stimmt es, dass viele meiner Texte im Vergleich zu seinen »erbärmlich« sind, aber um zum verloren gegangenen Enthusiasmus zurückzufinden, mussten wir etwas tun, etwas riskieren. Und vielleicht lag die wirkungsvollste Gemeinsamkeit darin: dass Pink Floyd , um weiterzukommen, in beiden Situationen auf ihr wertvollstes Stück verzichten mussten.
Hat nicht übrigens Roger immer von den im Krieg Gefallenen gesprochen?
DREIUNDZWANZIGSTE ZEUGENAUSSAGE
Duncan Waters (2)
Ich habe Mister Daves Worte aufmerksam verfolgt, und da ich weiß, dass mein Bruder nicht darauf reagieren wird, sehe ich mich dazu verpflichtet. Damit wir uns verstehen: Mister Dave war mir immer sehr sympathisch, auch weil Rog immer gut über ihn gesprochen hat: selbst nach ihrer Auseinandersetzung und trotz allem, was aus den Zeitungen hervorging. Zum Beispiel sagte er, dass Dave wie kein anderer zum Gitarrespielen geboren sei und dass jeder Songwriter von einem Musiker wie ihm nur träumen könne. Ich kann jedoch nicht dulden, dass man über Rog wie über einen Diktator spricht. Sicher, er hat einen aufbrausenden Charakter, als Junge musste ihm das Rugbyspielen verboten werden, weil er die Gegner zu arg vermöbelte, auch ich als ältester Bruder musste aufpassen, dass er nicht sauer wurde. Aber dass es zwischen ihnen so ausgegangen ist, hat nichts mit seinem Charakter zu tun, sondern damit, dass Rog das Geheimnis der Band kannte und wusste, dass die anderen es ohne ihn nicht geschafft hätten, vielleicht eine Weile, aber nicht lange … Es handelte sich um ein sehr wichtiges Geheimnis, das er direkt von Mister Syd erfahren hatte, weshalb er zu mir sagte, als das Verfahren wegen des Bandnamens gerade lief, dass sie verrückt seien, dass sie nicht wüssten, was sie täten, dass er von Mister Syd ein Pfand erhalten habe und nur er mit ihm kommunizieren könne, über einen besonderen Kanal, und dass Mister Syd, auch wenn es ihm schlecht ginge, immer bei ihnen sei, näher, als die anderen sich vorstellen könnten,
und dass es jetzt, da er gehe, das Beste sei, die Band aufzulösen … Verraten wollte er mir das Geheimnis allerdings nicht, er sagte lediglich, dass Mister Syd eigenartig sei, denn immer, wenn er ihre Songs schrieb, sei er in sein »Unterbewusstsein« hinabgestiegen, ja, genau so hat er sich ausgedrückt, aber auch in das der drei anderen, und dass er ihm auch erklärt habe, wie, leider fällt es mir ausgerechnet jetzt nicht mehr ein, aber es ging dabei um Worte aus der Kindheit. Ich erinnere mich aber auch noch daran, wie Rog häufig zu mir sagte, dass dank dieses Geheimnisses die Beatles und die Rolling Stones in hundert Jahren im Vergleich zu Pink Floyd eine Lachnummer seien und dass er sich wünsche, dass man Pink Floyd als Musiker des Unterbewusstseins in Erinnerung behalte, nun, ich warte jedenfalls noch immer darauf, dass eines Tages ein Professor zu mir ins Taxi steigt, der mir gegen eine Gratisfahrt erklärt, wie diese Sache mit dem Unterbewusstsein eigentlich genau funktioniert!
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