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Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Mari
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Musik dreht sich um sich selbst, der Text um die Welt…
    Was die Technik betrifft, waren Rick und ich die einzigen richtigen Pink Floyd , denn Nick war für uns das, was für die Beatles Ringo war, was jetzt nicht gerade nett ist, aber der Wahrheit entspricht… Außerdem hat er ja selbst zugegeben, dass er vor allem deswegen Schlagzeuger bei Pink Floyd war, damit er sich diese Unmengen an Sportwagen zulegen konnte … Rick hat immer brav gespielt, als gehörte er dem Konservatorium
an, einem Bulldozer wie Roger hätte der keinen Ärger gemacht: Als er eines Tages aber dann doch in die Luft ging, dauerte es keine drei Minuten, bis Roger ihn rausgeworfen hatte … Somit war ich der Einzige, der dem Lyriker die Stirn bieten konnte, aber mir ging es vor allen Dingen ums Musikmachen, daher habe ich sein diktatorisches Regiment sowohl bei THE WALL als auch bei THE FINAL CUT ausgehalten, eine Platte, die offiziell nicht von Pink Floyd , sondern von ihm stammt, Pink Floyd waren lediglich die »Ausführenden«! In der Kritik wurde die LP als eintönig, zwanghaft und voller Groll verrissen: Ich dagegen, auch wenn ich mehr als einen Grund dafür hätte, sie zu hassen, halte sie für eines unserer besten Werke: Ehr und Preis also dem Genie Roger und, mit Verlaub, meiner Musik.
    Nie aber war ein Titel bezeichnender. Wenige Wochen nach der Tournee hatte Roger in seinem Delirium der Allmacht untragbare Höhen erreicht: Er behandelte uns wie seine Angestellten und brüllte paradoxerweise genauso herum wie die Lehrer und Soldaten, gegen die er in seinen letzten Platten angeschrieben hatte. Und so kam es zwischen ihm und mir, wie im Western, zur Abrechnung. Als er begriff, dass ich nicht mehr zu dulden bereit war, versuchte er es mit Kränkung und erinnerte mich daran, dass ich, so gut ich auch sei, immer nur ein Ersatz bliebe: Das hätte er nicht sagen dürfen. Ich gab ihm zum ersten Mal in meinem Leben zu verstehen, was ich von ihm hielt. Seine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: »Sehr gut, dann existieren Pink Floyd ab jetzt nicht mehr.« Damit stand Nick, ohne gefragt worden zu sein, vor einer aufgelösten Band … Wenn ihr euch jetzt wundert, warum Roger nicht auch mich ersetzt hat, habt ihr nicht verstanden, an welchem Punkt Roger angekommen war: Er war überzeugt davon, Pink Floyd nicht mehr zu brauchen, nach Syds Verlust stellte er Pink Floyd dar, wie eigentlich schon immer … Darum ist unsere Auflösung auch nie bekannt gegeben worden: Die Fans tuschelten hinter vorgehaltener Hand, als stünde eine Katastrophe bevor,
aber offiziell wurde es nie. Wir würden Urlaub machen, das war alles. In diesem Urlaub entwickelte jeder seine eigene Platte, wie vier streitsüchtige Kinder, die alle nur noch mit ihren eigenen Bauklötzen spielen wollen: Nach so vielen Jahren Abstand kann ich nur sagen, dass wir echt schlecht drauf gewesen sein müssen, auf diese Art vier Platten herauszubringen.
    Ich hatte mir ein großes Hausboot im viktorianischen Stil auf der Themse gekauft, und das Letzte, was ich wollte, war Krieg gegen Roger. Aber das war nur eine Frage von Monaten. Als ich anfing, mich mit A MOMENTARY LAPSE OF REASON zu beschäftigen, ging ich noch von einem Soloalbum aus, aber nachdem ich sämtliche freien Musiker abgelehnt hatte, wurde mir klar, dass ich mich in erster Linie danach sehnte, wieder mit meinen Kumpels zusammenzuspielen. Daher rief ich Rick und Nick an. Und weil an Roger erst gar nicht zu denken war, schrieb ich die Lyrics dieses Mal selbst. Eine schöne Platte ist dabei herausgekommen, mit Songs, die mich richtig glücklich machten, On the turning away oder Sorrow zum Beispiel. So glücklich, dass ich mir einbildete, Roger könnte uns seinen Segen geben oder sich sogar dazu durchringen, sich uns anzuschließen. Stattdessen erhob er Klage gegen uns, kurz vor Erscheinen der Platte, womit er uns daran hindern wollte, den Namen Pink Floyd zu benutzen. Ende ’86 gab der Richter ihm recht, aber in der Berufung ein paar Monate später gab ein anderer Richter uns recht. Auf diese Weise war die LP bereits vor ihrem Erscheinen in den Genuss von Werbung gekommen, die gewiss einen Anteil am außergewöhnlichen Erfolg der Platte darstellte, was Roger in seinem Groll fast an den Rand des Nervenzusammenbruchs trieb. Er stellte alle möglichen Behauptungen auf: Pink Floyd sei ohne Waters ein Widerspruch in sich, die Platte sei eine Fälschung, weil sie »in der Art« von Pink Floyd gemacht sei, die Texte seien erbärmlich

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