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Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Mari
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jemand, der an einem verlassenen Ort ausgesetzt wird, auch Poles apart zu hören ist, das höchste Konzentrat an Schuldgefühlen, das je komponiert wurde … Nur wer ein Herz aus Stein hat, fühlt sich nicht mies, wenn Dave zu Syd sagt: »Du hast es gewusst«, du hast gewusst, dass bei dir alles schiefgehen und bei mir alles wunderbar laufen würde, und er ihn fragt, warum er sich immer wieder angehört habe, dass er der Goldjunge sei und dieses Leuchten in den Augen nie verlieren würde … Und immer noch haben tatsächlich Leute den Mut zu behaupten, das Album sei lediglich ein gut zusammengestelltes Produkt, das zur Geschichte der Pink Floyd nichts beitrage … Schwachköpfe!

SECHSUNDZWANZIGSTE ZEUGENAUSSAGE
    Alan Barrett

    Arme Rose, es widerstrebt ihr, über Syd zu sprechen … Große Lust habe ich ehrlich gesagt auch nicht, aber als älterer Bruder kann ich ja nicht einfach in den Ermittlungen hier fehlen (sind doch Ermittlungen, oder?).
    Als Erstes würde ich gerne mal klarstellen, dass mein Bruder in den Siebzigern nicht wegen des vielen Guinness, das er getrunken hat, dick geworden ist. Hauptursache waren die Süßigkeiten. Man muss kein Psychologe sein, um diese ungeheure Gier als Ausdruck von Regression zu deuten. Rose und auch der Portier haben von Gitarren, Haushaltsgeräten und Luxusklamotten gesprochen. Das stimmt, aber sie haben vergessen zu erwähnen, dass Syd, ob in Cambridge oder London, nie ohne eine Tüte Süßigkeiten nach Hause kam: Bonbons, Kaugummi, Lutscher, Schokolade, Kekse, Marshmallows, Pralinen, Baiser, Plumcake, Teilchen, Sahnesprühdosen, Obstkonserven, Fruchtgummi, Sponge Pudding, ich könnte ewig weitermachen … Das war sein täglich Brot, Süßkram und Bier, davon wäre jeder dick geworden: Aber er war der Dünnste der Familie … Mit fünfzig hat man bei ihm Diabetes diagnostiziert, und zwar in so fortgeschrittenen Stadium, dass man von einem Wunder sprechen kann, dass er noch zehn Jahre gelebt hat… Vor Kurzem habe ich ein Interview mit Roger Waters gesehen, wo er sagte, dass er Syd das letzte Mal 1977 oder ’78 gesehen habe: Er sei gerade bei Harrods gewesen, als er ihn in der Nähe der Kassen stehen sah, mit zwei riesigen braunen Papiertüten in den Armen;
er ging auf ihn zu und konnte erkennen, dass sie randvoll mit Süßigkeiten waren. Aber mein Bruder, kaum dass er angesprochen wurde, ließ die Tüten fallen und haute ab.
    Nun ein Andenken. Im Sommer ’73 fand in Cambridge ein großes Happening für Musik und Poesie statt. An einem der ersten Abende hatte sich mein Bruder unter die Leute gemischt. Auf einmal sagt ein Typ namens Brown, er habe ein Gedicht geschrieben und es der Person gewidmet, die aus Cambridge entschieden zur Geburt dieser »Bewegung« beigetragen habe: Syd Barrett. Angeblich, so erzählten mir Anwesende später, hat mein Bruder beim Wegrennen gerufen: »Das war ich nicht! Das war ich nicht!«
    Ein weiteres Andenken. 1981, oder war es ’82?, hatte eine Rockband, die damals völlig unbekannt war, einen ziemlichen Erfolg mit dem Song I know where Syd Barrett lives . 1984 nahm David Gilmour, warum, habe ich nie verstanden, sie als Gastband auf seine Solotournee mit: Doch eines schönen Abends fügten diese Idioten die Adresse meines Bruders in den Songtext ein, die echte Adresse, versteht ihr? Gilmour warf sie noch am selben Abend raus, aber der Schaden war nicht rückgängig zu machen, und zu Hunderten streunten die Fans um das Haus am St. Margaret Square herum. Sie nannten sich die TV Personalities , wenn ihr ihnen also mal begegnen solltet, könnt ihr ihnen mit einem schönen Gruß von mir ins Gesicht spucken.
    Was habe ich noch zu erzählen … nicht gerade viel … zum Beispiel, dass mein Bruder uns auf einmal mitteilte, wann genau, weiß ich nicht mehr, aber relativ früh, dass er nicht mehr Syd, sondern Roger genannt werden wolle, also mit seinem richtigen Namen… Anfangs war das etwas mühsam, auch weil ja der Bandleader von Pink Floyd denselben Namen hatte, aber mit der Zeit gewöhnten wir uns daran … Ach ja, und das, was Mister Jenner gesagt hat, ist richtig, Syd … ich meine Roger … hatte eine völlig ungekünstelte Art, sich Interviews zu entziehen, wenn er sagte: »Syd kann gerade nicht sprechen«, »Syd ist nicht
hier«, »Ich lebe hier nicht, bin nur auf der Durchreise«, meinte er das ehrlich, zumindest hat Rose mir das bestätigt, die hin und wieder dabei war … Ich erinnere mich noch, dass ein Journalist Ende der 80er Jahre in

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