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Mr. Postman

Mr. Postman

Titel: Mr. Postman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie waren seiner Ansicht nach nichts wert. Er hatte sich oft genug die Beschwerden der Frauen angehört und hörte sie noch immer, denn er war ja beides.
    Tot und lebendig! Niemand kannte sein Geheimnis, aber jeder liebte ihn, den lebendigen Menschen. Er war ihrer aller Darling, und das sollte tagsüber auch so bleiben.
    Sein Weg führte ihn durch die Lücken zwischen den abgestellten Fahrzeugen. Auch jetzt war Mr. Postman vorsichtig. Er sorgte dafür, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen und hütete sich auch davor, mit seinen Knochenfingern an den Karosserien der Autos entlang zu streifen.
    In den Wagen hielt sich niemand auf. Trotzdem nahm er die Menschen deutlich wahr. Sie waren in der Nähe, als hätten sie auf ihn gewartet.
    Das Lachen einer Frau schreckte ihn auf und sorgte zugleich dafür, dass er stehen blieb. Er hatte niemand gesehen, war sich allerdings sicher, dass die Frauenstimme gelacht hatte. Nur wo?
    Er hielt sehr ruhig, voll konzentriert. Unter dem Schirm der Mütze malte sich das Gebein ab. Es leuchtete nicht, aber es war heller als sein struppiges Haar, das von seinem Knochenschädel abstand. Die Augen waren dunkle Höhlen. Zugänge in die Unendlichkeit. Kraftquellen der Hölle, die seine Existenz garantierten.
    Wo hatte die Frau gelacht? Der Laut war verstummt, aber er hörte trotzdem etwas. Ein schnelles und lautes Atmen, vielleicht sogar ein Keuchen, und es wehte auf ihn zu. Also kam es von vorn.
    Dort standen die Autos. Still und unbeweglich. Keines tanzte auf und ab, weil sich zwei Personen in einem gewissen Rhythmus darin bewegten. Hier also nicht.
    Seine Augen waren leer, aber er sah trotzdem, weil sich seine Sinne verändert hatten und auch durch die Hilfe des Teufels magisch manipuliert waren. So konnte er beinahe mehr als sehen und war damit hochzufrieden.
    Langsam ging er weiter. Vor ihm lagen die Garagen. Jetzt, da er näher an sie herangekommen war, konnte er sie auch besser erkennen. Sie bildeten keine durchgehende Wand. Zwischen ihnen waren immer schmale Wände hochgezogen worden, um dem Bau den nötigen Halt zu geben.
    Er hatte sie nicht gezählt, doch wenige waren es nicht. Geschlossene Tore, bis auf eines.
    Ein keuchendes Geräusch wehte aus seinem offenen Maul. Ein laut des Triumphes, der Freude, denn Mr. Postman hatte sein Ziel so gut wie erreicht. Das offene Tor war auch schwer zu entdecken gewesen. Es gehörte zu der letzten Garage an der rechten Seite. Dort sah es aus wie ein offenes Maul.
    Er war zufrieden, denn er wusste jetzt, wohin er zu gehen hatte. Sein Instinkt sagte ihm, dass er genau richtig lag. In dieser Garage tat sich etwas. Dort hatten sich zwei gefunden, um etwas zu treiben, gegen das er im Prinzip nichts hatte, wenn die beiden tatsächlich zusammengehörten und nicht fremdgingen.
    Das Keuchen verwandelte sich in ein Knurren. Er war sicher, dass sie es einfach nur trieben, um sich zu befriedigen. Mehr steckte nicht dahinter, das wusste er mit einer schon tödlichen Sicherheit.
    Er hob die Arme so an, dass die Ärmel verrutschen konnten. Dabei schaute er auf seine Hände und sah auch die dunklen Flecken darauf.
    Das alte Blut zeichnete sich dort ab, und er wusste, dass sich bald neues dazugesellen würde.
    Die letzten Meter bis zur Garage überwand er mit schnellen und auch lautlosen Schritten. Im Schatten eines geschlossenen Tores blieb er wieder stehen. Über seinem Schädel sprang der waagerechte Träger etwas vor, und auch er bildete noch einen Schatten, der nach unten fiel.
    Mr. Postman wartete ab. Es war weniger aus der letzten Garage zu hören. Er stand zu ihr eben nicht gut genug, aber das ließ sich sehr bald ändern.
    Der sichernde Blick zurück. Nein, es war ihm niemand gefolgt, und es hatte auch keiner das Haus verlassen. Er war allein, und so musste es sein. Innerlich lachte er, wenn er daran dachte, was jetzt vorn auf der Straße ablaufen würde. Da würden die Bullen durchdrehen, da kamen sie mit den Aussagen der Zeugen überhaupt nicht zurecht. Das war nicht sein Problem. Ihm waren andere Dinge wichtiger.
    Er bewegte sich wieder. Schlich. Große Schritte. Setzte seine Füße jedesmal vorsichtig auf. Blieb im Schatten der Garagen und hörte die Laute wieder. Diesmal intensiver. Fast schon hektisch.
    Sie waren dabei. Sie waren mitten bei der Sache. Er würde sie nicht sofort töten, nein, er wollte sich das Paar erst anschauen. Wenn alles in Ordnung war und sie zusammengehörten, dann hatte er bei ihnen nichts verloren, auch wenn er

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