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Mr. Postman

Mr. Postman

Titel: Mr. Postman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ich Ihnen nur sagen, dass er irgendwie, ich betone irgendwie, erstochen wurde. Ich weiß allerdings nicht, mit welcher Waffe das geschah. Da müsste man die genaueren Untersuchungen abwarten.«
    »Das verstehe ich, Doktor. Aber darum geht es mir auch nicht. Ich möchte, dass Sie Mrs. Evans nicht mit in ein Krankenhaus nehmen. Es wäre mir lieber, wenn sie zunächst noch in ihrer Wohnung bleibt und in einer vertrauten Umgebung aufwacht. Ich könnte mir vorstellen, dass es für sie besser ist, da sie als wichtige Zeugin bestimmte Aussagen machen sollte. Für uns von großer Wichtigkeit.«
    Er schwieg. Wischte seine Hände am Kittel ab. Schaute dabei auf die neben ihm stehende Arzttasche. »Es ist ziemlich ungewöhnlich, was Sie da verlangen, Mr. Sinclair. Mir als Arzt muss es in erster Linie um das Wohl des Patienten gehen.«
    »Das ist auch bei mir der Fall.«
    Er schaute mich an wie jemand, der mir kein Wort glaubte. Aber er ging einen Kompromiss ein. »Wenn es natürlich sehr wichtig ist und Sie garantieren, dass sie keinen Rückschlag bekommt, dann werde ich zustimmen.«
    »Eine Garantie kann ich Ihnen natürlich nicht geben, Mr. Oakland. Ich sehe das mehr von der psychologischen Seite. Wenn Mrs. Evans die normale Umgebung um sich weiß und auch einen bekannten Menschen sieht, wird das meiner Ansicht nach viel bringen. Außerdem suchen wir einen Killer, den sie gesehen hat. Wir garantieren für ihren Schutz. Da brauchen Sie keine Sorgen zu haben, Mr. Oakland.«
    »Das habe ich auch nicht.«
    »Wunderbar. Eine Frage noch. Wie stark war das Mittel, das Sie ihr verabreicht haben? Oder genauer formuliert: Wann können wir damit rechnen, dass sie erwacht?«
    »Das kann ich Ihnen nicht genau sagen. Es kommt auf ihre körperliche Verfassung an. Ich denke, dass es noch eine gute halbe Stunde dauern wird. Bis dahin hätte sie ja auch im Krankenhaus sein sollen. Nun ja, das ist wohl jetzt vorbei.«
    »Danke für Ihr Verständnis, Mr. Oakland.«
    Er lächelte nur schief und ließ mich gehen. Kollege Murphy rief mir nichts mehr nach. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, denn irgendwie war ich schon ein Einzelgänger.
    Im Tempo eines Spaziergängers schlenderte ich über den Bürgersteig.
    Ich sah über mir das Laub der Bäume, ich entdeckte die Sperren, hinter denen die Neugierigen standen, ich sah die Autos auf der Straße, bei denen sich das Blaulicht drehte und die Sirenen abgestellt waren, und ich schaute mir die Fassaden der Häuser an, die durch die an ihnen vorbeigleitenden Lichtstreifen einen leicht unheimlichen Glanz bekommen hatten. Bild für Bild reihte sich zu einem Film zusammen, in dessen Mittelpunkt ich den Mörder stellte.
    Ein killendes, lebendes Skelett in einer Uniform des Briefträgers. Das hatte ich auch noch nicht erlebt, und ich fragte mich natürlich, was dahinter steckte und welche Kraft ihn antrieb. Eine andere Macht. Die Kraft der Hölle. Asmodis im Hintergrund. Da konnte einiges zusammentreffen, aber es musste auch ein Motiv geben, das ihn zu diesen Taten verleitet hatte.
    Was trieb ihn dazu? Wo lebte er? Wo hielt er sich versteckt? Gehörte er zu den Personen, auf die nur bedingt dieser Begriff zutraf? War er wirklich nur ein Monster oder zeigte er sich auch als Mensch, konnte also beides sein? Fragen, auf die ich jetzt keine Antwort bekommen würde. Wichtig war, dass ich ihn fand.
    Er war geflohen, das stand fest. Wohin allerdings? Wo konnte er sich versteckt halten? In welchem Haus? Wohnte er hier in der Nähe? War er schon längst über alle Berge oder hatte er in der Umgebung ein Versteck gefunden, einen Keller oder lag er unter einem Wagen, wo er in Ruhe abwarten konnte, bis alles vorbei war und die Polizisten sich zurückgezogen hatten?
    Es gibt viele Straßen in London, deren Ränder von Autos zugeparkt sind. Das traf hier nicht zu. Nur wenige Fahrzeuge standen draußen. Die meisten hielten sich in Garagen auf. Diejenigen, die im Freien parkten, waren mit einem dünnen Film aus Blütenstaub bedeckt. Die Neugierigen hatte ich zurückgelassen. Trotzdem gab es Menschen, die in den Fenstern lagen und sich die Köpfe verrenkten, um etwas erkennen zu können. So war das immer.
    Ich ging weiter. Eine halbe Stunde Zeit wollte ich mir schon nehmen.
    Dabei hielt ich die Augen offen und suchte die Umgebung ab. Glendas Freundin Muriel wollte ich nicht besuchen. Ich hörte wieder einmal auf meine innere Stimme. Sie verriet mir, dass der unheimliche Killer nicht allzu weit entfernt war. Er konnte sich

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