Mr. Shivers
Sägewerk.«
»Roosevelt ist auf«, sagte Connelly. »Ich habe ihn vor nicht einmal einer Minute gesehen.«
»Ich glaube, Roosevelt schläft überhaupt nicht mehr«, meinte Pike. »Was wollen Sie mir denn unbedingt zeigen?«
»Markierungen. Dachte, Sie würden sie vielleicht kennen. Da drüben, an den Bäumen.«
Er führte sie in den Hain. Roosevelt war nirgendwo zu sehen. Connelly suchte die Markierungen und zeigte sie Pike. Der grunzte und ließ sich davor auf ein Knie nieder.
»Das sind Hobozeichen«, erklärte er und folgte den Linien mit dem Finger.
»Botschaften?«, fragte Hammond.
»Ja. Mit Kreide gemalte oder in Holz eingeritzte Botschaften, die für andere Hobos zurückgelassen wurden. Sie können alles Mögliche bedeuten. Ein Kreuz bedeutet, dass dieses Haus nach einer Feier Hobos das übrige Essen abgibt. Ein Dreieck über einer gezackten Linie heißt, hier gibt es einen Hund. Eine Katze bedeutet, hier wohnt eine nette, alte Lady. Versteht ihr?«
»Und das da?«, wollte Connelly wissen.
Pike rieb mit dem Daumen darüber. »Das bedeutet: Hau schnell ab. Gefahr.«
»Was für eine Gefahr denn?«, fragte Hammond.
»Das weiß ich nicht.« Pike stand auf und sah sich um. »Es muss etwas sein, das sich in der Nähe befindet. Etwas, das wir von hier aus sehen sollten.« Er richtete sich auf, nahm die Position des Mannes ein, der die Botschaft eingeritzt hatte, und ließ seinen Blick schweifen. Er lehnte sich nach rechts, dann nach links und winkte. »Ich weiß es nicht. Vielleicht etwas dort drüben?«
Seine Begleiter schauten in die Richtung, in die er deutete. Dort gab es nichts außer den Steinen und den kleinen Erdhügeln.
»Komm mit«, sagte Connelly zu Hammond. »Gib mir dein Messer.«
»Warum?«
»Gib es mir einfach.«
Hammond reichte ihm das Messer, und Connelly kniete neben einer der kleinen Erhebungen nieder. Strich mit den Fingern über das Gras und fing mit dem Messer an zu graben, zog Steine und feuchte, schwarze Erde in die Höhe.
»Was tust du denn da? Du machst noch die Klinge kaputt«, protestierte Hammond, aber Pike brachte ihn zum Schweigen.
Das Messer traf etwas Kleines und Hartes. Connelly grub es aus, rieb es ab und hielt es nach oben ins Mondlicht.
»Was ist das?«, fragte Hammond.
Connelly untersuchte es. Es war grau, die Enden waren hart und rund, die Mitte so rau wie Sandpapier.
»Ein Finger«, sagte er. »Zumindest war es das einmal vor langer Zeit.«
Seine Begleiter beugten sich über ihn, dann wandten sie sich den anderen Erdhügeln zu. Hammond bückte sich und berührte einen, zog aber die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt. Connelly ging zum nächsten, rammte das Messer hinein und zog damit einen großen Kreis. Dann griff er zu und öffnete das Erdreich; das Gras war dicht und der Boden dunkel und duftend. Er stieß die Hand in die Tiefe, wühlte herum und beförderte schließlich etwas an die Oberfläche. Er zog seinen Fund an die Brust und pustete den Dreck weg.
Rippen. Glatt und gebogen. Sie sahen seltsam aus, weil sie den strukturierten konzentrischen Bögen der menschlichen Anatomie entrissen waren.
»Was geht hier vor?«, fragte Pike leise.
Connelly warf die Knochen zur Seite. »Peachy«, sagte er.
»Was?«
»Wir müssen Peachy da rausholen. Wir müssen hier verschwinden. Jetzt. Auf der Stelle.«
Geduckt schlichen sie zurück zur Scheune, aber dort hatten sich bereits mindestens ein Dutzend Männer versammelt, die im Schatten des Gebäudes lauerten. Ein paar von ihnen benutzten ein langes Brett, um damit die Tür zu verkeilen, und liefen weg. Im Mondlicht konnte Connelly etwas funkeln sehen, etwas Metallisches. Irgendein Gewehr. Vielleicht eine Schrotflinte.
»Was machen die da?«, flüsterte Hammond.
»Den Kopf runter«, fauchte Pike.
»Peachy«, murmelte Connelly. »Was machen sie mit Peachy?«
Die Hände einer der Gestalten leuchteten plötzlich auf, dann bei noch einer. Sie traten von der Scheune zurück, und bevor Connelly sich bewegen oder aufschreien konnte, sah er die Flaschen mit den brennenden Lumpen. Sie schleuderten die Bomben durch die offenen Fenster oben in der Scheune.
Ein gewaltiges Donnern ertönte, als die Luft auseinanderplatzte und wieder zusammengezogen wurde, dann tanzte ein greller Feuerschwall in die Höhe und bettelte darum, das Dach anzünden zu dürfen. Ein heiserer Schrei entfuhr Connellys Kehle, den niemand hörte. Zwei weitere Männer entzündeten Lumpen und warfen Flaschen ins Scheuneninnere. Das Feuer
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