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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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Hause gegangen sein, wo sie nun friedlich schlummerten.
    »Jeder schläft hier«, murmelte er. »Mistkerle. Alles Mistkerle. Jeder Einzelne von ihnen.«
    Er benetzte gerade das Spalier eines Hauses, als er eine Stimme sagen hörte: »Was machen Sie da?«
    Eine junge Frau stand neben dem Haus, kaum älter als Hammond. Sie steckte den Kopf um die Ecke und kam dann mit ein paar Schritten näher heran. Sie trug ein weißes Nachthemd, ihr Haar schimmerte wie Gold, und ihre Züge waren wie die eines Kindes. Ihre Augen leuchteten so grün wie die Hügel um sie herum, wie durch Blätter gefiltertes Sonnenlicht. Als sich Connelly zu ihr umdrehte, wich sie einen Schritt zurück.
    »Sie!«, sagte sie. »Sie sind der Landstreicher. Sie sollten nicht hier sein.«
    »Geh wieder ins Bett«, sagte Connelly.
    »Sie sollten tot sein«, flüsterte sie. »Tot und fort.«
    »Sei still … Sei still, oder verdammt, ich schlag dich grün und blau«, antwortete er.
    Sie lächelte. »Das würden Sie nicht tun. Sie schlagen keine Mädchen, dazu sind Sie nicht der Typ.«
    »Ich würde es tun.«
    »Nein, würden Sie nicht. Sie sind bloß ein großer Teddybär. Einfach nur ein großer, alter Teddybär.«
    Connelly richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Sei still«, sagte er leise, »oder ich schwöre … ich schwöre bei Gott …«
    »Was wollen Sie schwören? Dass Sie mich umbringen?« Sie lachte. Ein engelsgleicher Laut. »Dafür sind Sie nicht der Typ. Ich wette, alle würden sofort angerannt kommen, wenn ich einfach nur um Hilfe rufen würde, nicht wahr?«
    Connelly regte sich nicht.
    »Natürlich würden sie das. Und Sie könnten nichts dagegen machen. Man würde Sie finden und in Streifen schneiden«, sagte sie und lächelte breit.
    Kalte grüne Knopfaugen, bösartig und gnadenlos. Flach wie eine Schlammpfütze.
    »Sehen Sie zu«, sagte das Mädchen und holte tief Luft.
    Die Schaufel grub sich unterhalb ihres Auges tief in den Schädel, und die Wucht des Schlages ließ das Auge auf die Wange baumeln. Blut schoss ihr aus Mund und Nase, und sie stürzte zu Boden und fing an wie verrückt zu zucken. Ein schwarzes Rinnsaal floß aus ihrer geöffneten Nasenhöhle. Im Mondlicht sah ihr geborstener Kopf alles andere als menschlich aus, wie ein sinnloses Zerrbild, und Connelly stand über ihr und hieb mit der Schaufel immer wieder auf ihren Hals ein. Bald hörten die Zuckungen auf, und er war froh. Es war, als hätte er sie durch die Enthauptung wieder menschlich und erkennbar gemacht.
    Er stand über dem erschlagenen Mädchen, schüttete das Benzin aus, zündete ein Streichholz an und warf es hinter sich. Dann lief er los.
    Er konnte nicht sagen, wann genau es passierte. Er sah den Feuerschein zwischen den Bäumen vor sich und fühlte die Hitze im Rücken, aber erst als er das gutturale Rülpsen und das kreischende Brausen hörte, wusste er, dass es sich wirklich ausgebreitet hatte. Er drehte sich um und lief rückwärts, sah Feuersäulen in die Nacht hochschießen. Zu seiner Linken und seiner Rechten prasselte ein loderndes Inferno, und er wusste, dass Hammond und Pike von irgendwo auf den Wald zuliefen.
    Er rannte zu den Berghängen und stieg ein Stück hinauf. Dann hörte er die Schreie. Vielleicht von einem Mann, vielleicht auch von einer Frau. Möglicherweise von einem Kind. Dann noch mehr. Er drehte sich um und betrachtete das Inferno, das er hinter sich zurückgelassen hatte, die einstürzenden Häuser und die verkohlende Kirche, die dicke schwarze Rauchsäule, die himmelwärts stieg. Er versuchte den schrecklichen Teil seines Herzens zum Schweigen zu bringen, der beim Anblick seines höllischen Zerstörungswerks freudig sang und tanzte, musste aber entdecken, dass er es nicht konnte.
    »Sieh einer an«, sagte eine Stimme.
    Er drehte sich wieder um. Roosevelt saß auf einem Stein und betrachtete lächelnd das Feuer.
    »Du hast die Sonne aufgehen lassen, Connelly«, sagte er. »Du hast die Sonne aufgehen lassen.«

FÜNFUNDZWANZIG
    Sie schlugen den Weg zur Farm ein und stießen unterwegs auf Pike und Hammond, die sich durch die Büsche kämpften. Hammond grinste Connelly durchtrieben an; ihm stand der Irrsinn in das rußgeschwärzte Gesicht geschrieben.
    »Haben es diesen Scheißkerlen gezeigt«, keuchte er. »Haben diesen Scheißkerlen gezeigt, wie man etwas niederbrennt.«
    »Roosevelt?«, fragte Pike. »Wo sind Sie gewesen?«
    »Spazieren«, antwortete Roosevelt. »Spazieren und mich umsehen.«
    Pike musterte ihn misstrauisch,

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