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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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toten und sterbenden Zeitalter. Schon waren sie nicht mehr als zukünftige Erinnerungen.
    Der Pastor und seine Männer wurden sehr ernst. Er nickte. »Der Wandel ist gekommen«, sagte er.
    »Nun, ich hoffe, es ist ein Wandel«, erwiderte Pike.
    »Das tun wir alle«, bekräftigte Hammond.
    Der Pastor dachte nach. Er sagte: »Ich schätze, dass ein Mann in solchen Zeiten tun muss, was er kann, um zu überleben. Um seine Familie und die, die er liebt, am Leben zu erhalten.«
    »Dem kann ich nur zustimmen«, sagte Pike.
    »Doch viele können das nicht. Irgendwo dort draußen raubt gerade jemand einen anderen Menschen aus, um diesen Tag überleben zu können. Dieser Mann, der beraubt wird, das Opfer, würde energisch widersprechen.«
    »Wenn er könnte, dann wäre er derjenige, der nimmt, raubt und stiehlt. Wenn er damit durchkommen würde.«
    Leo nickte. »Das glaube ich auch. Sie das sagen zu hören, erleichtert mich. Da fühle ich mich gleich besser.«
    »Warum?«, fragte Connelly. »Kennen Sie jemanden, der gestohlen hat, um zu überleben?«
    Der Pastor blinzelte überrascht. »Ich? Nein. Nein, überhaupt nicht. Wir hier sind gesegnet. Was auch immer für eine Krankheit diese Nation befallen hat, an uns ist sie vorbeigegangen. Wir leben in Frieden. Ich würde tun, was auch immer nötig ist, damit … damit es so bleibt, ja, aber … aber diese Zeit ist noch nicht gekommen.« Sein Auge zuckte, und er schaute aus dem Fenster zu den Bergen hoch. »Ich hoffe, dass Christus und der allmächtige Gott uns allen in der Zukunft das vergeben werden, was wir in der Gegenwart tun.«
    »Das wird Er bestimmt, davon bin ich überzeugt«, sagte Pike. »Einst lehrte ich selbst das Wort Gottes. Ich habe die Orte der Verzweiflung dieser gesegneten Nation gesehen, und dort ist das Wort Gottes noch immer lebendig.«
    »Ja«, bestätigte der Pastor. »Lebendig.«
    Er und Pike führten ihre Unterhaltung fort. Connelly und die anderen waren ihrer bald überdrüssig und baten um Zugang zu einem Waschraum. Es gab einen in der Kirche, und sie säuberten sich; Seife und Kämme hatten sie seit Monaten nicht gesehen. Die Ehefrau eines der Männer bot ihnen frische Kleidung an, aber sie konnten sie einfach nicht annehmen; die ganze Gastfreundschaft bereitete ihnen bereits großes Unbehagen. Dann gingen sie in Begleitung von zwei Gemeindemitgliedern zurück auf den Stadtplatz, um den Rest des Tages zu genießen.
    Sie schauten zu den grauen Gipfeln hinauf, die sich vor ihnen in den Himmel erhoben.
    »Ich habe noch nie Berge gesehen«, sagte Hammond. »Jedenfalls keine richtigen. Immer nur Ebenen. Ich wusste gar nicht, dass die Erde so hoch sein kann.«
    »Hoch und gefährlich«, meinte einer ihrer Begleiter. »Ich weiß ja nicht, wo Sie als Nächstes hinwollen, aber es sollte nicht da oben hinauf sein.«
    Connelly sah ihn fragend an. »Warum?«
    »Wegen der Wölfe. Wir hatten viel Ärger mit ihnen. Sie streifen dort oben in Rudeln umher. Setzen dem Vieh schwer zu.«
    »Wölfe?«, fragte Peachy. »Hier in der Gegend gibt es Wölfe?«
    »Ja.«
    Connelly betrachtete die Hänge mit zusammengekniffenen Augen. Er beschattete die Stirn. »Dort oben ist etwas«, sagte er.
    »Was denn?«, fragte einer der Männer. Er klang überrascht.
    »Ich sehe ein Dach. Nur ein kleines Stück höher als hier. Sehen Sie, da!« Er zeigte in die Richtung.
    »Ach das. Das ist die alte Farm. Sie ist verlassen. Man hat sie wegen der Wölfe aufgegeben.«
    »Tatsächlich?«, fragte Connelly.
    Die beiden Ortsansässigen kratzten sich unbehaglich an den Armen, dann verabschiedeten sie sich von Connelly und begaben sich zu den anderen Feiernden. Er sah ihnen hinterher. Zwei kleine Jungen liefen mit den Spielzeugäxten oder -sensen vorbei, ließen sie umherwirbeln und sangen ein Lied über die Ernte. Die beiden Männer brachten sie zum Schweigen. Die Jungen blieben verlegen stehen, dann schauten sie Connelly und seine Gefährten an und liefen weg.
    Am Abend führten der Pastor und seine Männer sie zu einer kleinen Scheune am Stadtrand, wo sie sich auf Hocker setzten und im Schatten ein kühles Bier tranken. Connelly und die anderen lächelten und waren glücklich, aber die Kirchenleute blieben ernst. Sie tranken aus ihren staubigen Gläsern, starrten zu Boden und sagten kaum ein Wort. Bald sprachen Hammond und Peachy wieder von Frauen, Pike schlug mit der Faust in die Handfläche und sprach von Gott und Rechtschaffenheit, und sie alle hatten rote Gesichter und lachten. Nur

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