Mr. Shivers
was der graue Mann an diesem Ort aufbewahrte, und er wollte es auch nicht wissen. Doch diesen ihm heiligen Boden hatte er sicherlich für etwas ganz Besonderes bereitgehalten, das weit über jede Abartigkeit hinausging, die sich ein normaler Mensch hätte einfallen lassen können.
Was befand sich dort drinnen? Wohin führte dieser Gang? Das letzte Mal hatte sich Connelly abgewandt und sich dem grimmigen Wissen verweigert, aber er war sich nicht sicher, ob er das erneut tun konnte.
Der Wind blies in den Schuppeneingang, und ein Stöhnen ertönte. Hammond trat einen Schritt vor, beinahe wie hypnotisiert. Connelly kam wieder zu sich, packte seinen Arm und flüsterte: »Nein … Nein.«
Hammond sah ihn verblüfft an, und sie rangen miteinander. Er versuchte, sich an ihm vorbeizudrängen, um eintreten zu können, aber Connelly wich nicht zurück.
Dann hob Pike eine Hand und zeigte zur Scheune. »Da«, zischte er. »Da, ihr verdammten Narren. Da.«
In der Scheune bewegte sich etwas. Sie wandten sich vom Verschlag ab, gingen an der Hausecke in die Hocke und warteten. Pike spannte den Revolverhahn, dann folgte Hammond seinem Beispiel. Als die Kreatur aus der Scheune kam, durchbrach das Mondlicht die Wolken und beleuchtete das kleine Feld, bis es in durchsichtiges Silber getaucht war.
Es war ein Stier, gewaltig und weiß. Keiner vermochte zu sagen, wie er so weit oben auf den Berg gekommen war, aber da stand er nun. Wäre er gepflegt worden, hätte er ein stattliches Tier abgegeben, aber die Hörner waren zersplittert, die Haut war faltig, und am Hinterteil klebte getrocknete Scheiße. Eine dichte Fliegenwolke summte um ihn herum, während der Bulle langsam zur Mitte des Feldes trottete.
Am anderen Ende bewegte sich etwas. Die blattlosen Bäume raschelten, dann schlurfte der graue Mann auf das Feld zu, den Blick fest auf den Bullen gerichtet. An seinem Rand blieb er stehen, er sah müder und erschöpfter aus, als man ihn je zuvor gesehen hatte, als verfügte er kaum über genug Energie, den Kopf zu heben. Aber als er in das Licht trat, richtete er sich auf und schien beinahe größer zu werden. Er atmete tief ein und aus und öffnete die Augen. Er beugte die Arme, prüfte ihre Geschmeidigkeit. Drückte den Rücken durch und machte einen energischen Schritt nach vorn. Dann betrachtete er den Bullen vor sich wie ein König, der seine Untertanen mustert. Der Stier hob bei seiner Ankunft den Kopf und trat vor.
Connelly und die anderen schossen nicht. Sie riefen auch nicht und griffen nicht an. Stattdessen saßen sie wie erstarrt da, sich bewusst, dass sie Zeugen eines uralten Ritus wurden, einer Sache, die so alt war, dass sie keinen Namen hatte. Sie war älter als die Sprache. Älter als alles Wissen der Welt, hätte es einen einzelnen Menschen gegeben, dessen Lebensspanne ausgereicht hätte, um ihren Lauf zu verfolgen.
Der graue Mann und der Bulle umkreisten einander. Das Tier senkte den Kopf und schwang die zerbrochenen Hörner, aber der graue Mann zeigte keine Regung. Es grub einen Huf in den aufgesprungenen Boden, hob den Kopf und senkte ihn wieder, warnte ihn. Aber der graue Mann reagierte nicht darauf. Stattdessen griff er in seinen Mantel und holte ein kleines Silbermesser hervor. Es funkelte gierig im Mondlicht. Er atmete aus; eine frostige Wolke bildete sich und löste sich auf. Dann griff der Stier an.
Die Geschwindigkeit des Bullen war immens, trotz der kurzen Distanz. Der graue Mann wich zur Seite, als könnte er schweben, und der Bulle raste ohne Schaden anzurichten an ihm vorbei. Allerdings landete er einen Treffer an der Flanke des Tieres. Blut strömte das weiße Fell hinunter, und der Stier riss den Schädel herum, aber der graue Mann war bereits weg, tänzelte über das unebene Gras. Beide drehten sich am Rand des kleinen Feldes und stellten sich wieder einander gegenüber, schätzten ihre Schwächen und Stärken ein und warteten auf den nächsten Durchgang.
Der Bulle stürmte wieder vorwärts. Dieses Mal blieb der graue Mann völlig reglos stehen, ließ die Arme hängen, während das Tier auf ihn zukam. Als der Bulle ihn fast erreicht hatte, beugte er sich zur Seite, seine Hand schoss vor und packte ein Horn. Er zog sich auf den Stier und drückte das Knie in dessen Nacken. Das Tier brach vorn in die Knie und kam rutschend zum Stehen; die gewaltigen Hinterbeine traten aus und gruben tiefe Kratzer ins Gras. Der graue Mann hielt das Messer über seinem Opfer in die Höhe und rammte es in die Seite
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