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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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dass er uns töten musste. Ist Ihnen das aufgefallen?«
    »Ja.«
    »Der Narbenmann hat im Gefängnis etwas mit ihm gemacht. Ich weiß nicht was, aber ich habe da eine Ahnung. Ich glaube, er hat Roosevelt befohlen, uns zu diesem Ort zu führen. Durch Folter. Als hätte er seine Befehle auf Rosies Haut geschrieben oder auf die Innenseite seines Schädels.«
    »Ich weiß. Der Pastor hat ihm in die Augen geschaut und gesagt: ›Ich sehe ihn dort.‹ Er erkannte, dass der graue Mann ihn verändert hatte. Irgendwie.«
    »Also gut. Wer soll es also machen?«
    »Ich will ihn nicht töten.«
    »Das habe ich auch nicht vor«, sagte Pike tonlos. »Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt. Wenn Mr. Shivers ihm einen Befehl zugeflüstert hat, dann könnte er ihm auch noch andere Geheimnisse verraten haben. Wir mögen vielleicht nicht über sein teuflisches Geschick verfügen, aber es gibt Möglichkeiten, Roosevelt die richtigen Fragen zu stellen und Antworten zu bekommen.«
    Connelly sah Pike an. Dann schaute er zu Roosevelt hinüber. Rosie hielt einen kleinen Stein in der Hand, gurrte ihn an und befahl ihm, aufzuwachen und ihm Wasser zu geben. Connelly blickte ihn eine lange Zeit an.
    »Ich will das nicht tun«, sagte er dann.
    »Dann helfen Sie mir wenigstens, ihn zu fesseln.«
    »Gottverdammt noch mal, Pike.«
    »Wollen Sie das hier zu Ende bringen oder nicht?«
    Connelly holte tief Luft. »Also gut.«
    Sie gingen zurück. »Mr. Roosevelt!«, rief Pike. »Lassen Sie mich Ihnen helfen.«
    »Wobei wollen Sie mir denn helfen?«, fragte Rosie neugierig.
    »Bei dem Problem mit Ihren Händen«, sagte Pike, dann nahm er den Gürtel ab und gab Connelly seinen Revolver.
    »Gut«, sagte Roosevelt lächelnd und streckte sie aus.
    »Nein, nein. Nein, nein. Hinten. Hinter Ihrem Rücken.«
    »Meinem Rücken?«, fragte Roosevelt jetzt verwirrt. Connelly ging um ihn herum.
    »Ja. Ihrem Rücken. Das ist gut für Sie, Sie werden schon sehen.«
    »Oh«, sagte Roosevelt. »Haben Sie gesehen, wo ich meinen Stein gelassen habe?«, fragte er, als Connelly seine Hände fesselte.
    »Nein, ich fürchte, das habe ich nicht«, erwiderte Pike. Er riss ein Stück Stoff aus seinem Ärmel und fing an, damit Roosevelts Füße zu fesseln.
    »Das war mein ganz besonderer Stein. Ich wollte ihn dazu bringen, mir Wasser zu geben. Wollte ein Loch hineinbohren und ihn dazu bringen, mir etwas zu trinken zu geben.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja.« Er wimmerte. »Das ist aber fest«, sagte er und wand die Arme. »Das tut weh.«
    »Ja, ja«, sagte Pike. »Und jetzt hinsetzen.«
    »Hören Sie«, sagte Roosevelt, während er gehorchte. »Hören Sie. Hören Sie mir zu.«
    »Wir hören Ihnen zu«, erwiderte Pike und zog die Knoten an seinen Füßen fest.
    »Hören Sie … nehmen wir einen Mann«, sagte Rosie. »Nehmen wir irgendeinen Mann. Einen Anwaltsmann. Einen Predigermann. Einen Mann des Gesetzes und der Zivilisation, den höchsten im ganzen Land. Nehmen wir diesen Mann und stellen ihn vor eine Wüste, lassen ihn nur mit den Kleidern an seinem Leib und einem Becher Wasser am Tag diese Wüste durchqueren …«
    Pike nickte. »Er hat sich verändert, kein Zweifel.«
    Rosies Stimme gewann an Kraft. »… lassen ihn ohne Kontakt zu anderen Menschen und ohne Nahrung durch diese große, trockene Ebene laufen, ohne Fleisch und Korn, und wenn er dann die andere Seite erreicht, wird er auf den finstersten Teil seines Herzens reduziert sein …«
    »Wollen Sie bleiben oder gehen?«, wandte sich Pike an Connelly.
    »… und seine Augen werden weder Liebe noch Trost erkennen, auch keine Barmherzigkeit in den Armen anderer …«
    »Ich gehe«, sagte Connelly.
    »… aber seine Hände werden das große rote Lied singen, worauf sie schon ihr ganzes Leben lang gewartet haben.«
    »Dann gehen Sie«, sagte Pike. »Aber lassen Sie mir Ihr Messer da.«
    »Er wird sein, was er sein sollte. Das Messer, das er in seinem Herzen trug, die Waffe, die er ist, wird ihre Verwendung finden …«
    Connelly zog das Messer aus der Tasche und sah es an. Schaute zu, wie die Schneide in der Morgensonne funkelte. Dann hielt er es Pike hin, mit dem Griff zuerst. Der nahm es entgegen und nickte, als würde er Roosevelts Worten lauschen.
    »… unter seinen Brüdern und unter den Tieren dieser Welt wird sie ihre Verwendung finden, und er wird Freude daran finden. Er wird Freude daran finden. Er wird Freude daran finden.«
    Connelly ging. »Was ist hier los?«, hörte er Roosevelts Stimme. Dann in noch leiserem

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