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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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schrie Pike, als oben auf dem Hügel Pistolenschüsse krachten.
    Connelly blickte über seine Schulter zurück. Lichter schwangen hinter ihnen hin und her, sowohl Fackeln wie auch Taschenlampen. Er rannte mit den anderen los, und es war ihnen egal in welche Richtung.
    »Teilt euch auf!«, rief Hammond. »Teilt euch auf!«
    Wieder brüllte eine Schrotflinte auf, und jemand schrie, aber Connelly konnte nicht erkennen, wer es war. Er warf sich nach links, packte die Gestalt neben sich und riss sie mit sich zu Boden. Schrot summte bösartig an der Stelle vorbei, wo er gerade noch gestanden hatte. Der Mann in seinen Armen fluchte, und er erkannte, dass es Roonie war. Er hob den Kopf und schaute sich um. Von den anderen war keiner zu sehen. Sie waren weitergelaufen und hatten so schnell wie sie konnten Deckung gesucht.
    Als er es für sicher hielt, kamen sie auf die Füße und rannten auf den Wald zu; samtige Tannen rauschten sanft unterhalb von ihnen, in der Dunkelheit beinahe indigoblau. Auf halbem Weg rostete ein alter Ford Zephyr in einem Graben vor sich hin. Sie warfen sich hinter dem Wagen in Deckung, dann spähten sie verstohlen durch die mit Sprüngen durchzogene Scheibe. Hier und da blitzte Mündungsfeuer auf, doch die Schützen blieben hinter der Kulisse des Hügels unsichtbar. Connelly vermochte nicht zu sagen, ob es die Männer des Sheriffs waren oder ob sich Hammond und Monk bewaffnet hatten. Hinter einer Anhöhe prasselten fröhlich Flammen, ein kleines Feuer, das wachsen wollte. Warnrufe ertönten, vielleicht war es auch Wut. Köpfe und Gewehrläufe tanzten auf und ab, als Männer über das Geröll liefen. Sie alle trugen den Donner den Berg hinunter.
    In der Nähe krachte wieder ein Gewehr, und Schrot regnete wie ein kleiner Hagelsturm auf den Ford herab. Roonie wimmerte, und sie rannten den Rest des Weges in den Wald. Dort arbeiteten sie sich durch das Unterholz, bis der Hügel nur noch durch Lücken in der Baumgrenze zu sehen war. Dann warfen sie sich unter einen Baum, um abzuwarten.
    »Ist was zu sehen?«, fragte Roonie leise.
    Connelly brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen. Roonie holte tief Luft, dann stürzte er zu einem anderen Baum, um bessere Sicht zu haben. Sofort wurde eine Schrotflinte abgefeuert, und Connelly hörte, wie sich die Geschosse in die umstehenden Bäume gruben. Roonie fiel hinter den Baum, und Connelly hielt ihn für tot, bis sich das Gesicht des Mannes hob. Seine Wangen waren tränennass, seine Hände zitterten unkontrolliert. Connelly bedeutete ihm, sich wieder zu ducken, und er gehorchte.
    Sie rührten sich nicht. Lose Steinchen knirschten, Erde prasselte den Hang hinunter. Dann war eine Weile lang alles still. Schließlich glaubte Connelly zu hören, wie dünne Äste zur Seite gebogen oder auf Tannennadeln getreten wurde, das leise Schaben von Schritten. Irgendwo gurrte eine Taube, aber er war sich nicht sicher, ob damit ihr Verfolger Verstärkung herbeirief oder ob es genau das war, wonach es sich anhörte.
    Neben ihm erhob sich Roonie in die Hocke. Connelly schüttelte den Kopf. Roonie nickte, zeigte den Hang hinunter. Als Antwort bedeutete Connelly ihm, sich wieder hinzulegen. Der kleine Mann, der noch immer am ganzen Leib zitterte, schüttelte den Kopf.
    Ein Ast brach. In der Nähe, viel zu nahe, kaum mehr als ein paar Yard entfernt. Etwas hörte auf, sich zu bewegen, und Connelly drückte sich tiefer zwischen die Äste.
    Nur wenige Fuß entfernt donnerte eine gelb-weiße Flamme durch die Luft, und Connelly wusste, dass der Mann viel näher war, als er es für möglich gehalten hatte. Roonie sprang auf, der Warnschuss hatte ihn wie ein Rebhuhn aufgescheucht. Als er flüchten wollte, wurde ein zweites Mal geschossen, und Connelly sah, wie sich die Seite des kleinen Mannes auflöste und seine Wange aufplatzte. Er sackte zu Boden wie eine Marionette, deren Fäden man unvermutet durchgeschnitten hatte, während schmale Qualmwolken in die Höhe stiegen. Ein Triumphschrei ertönte.
    »Verflucht, ich hab dich!«, brüllte der Sheriff. »Ich hab dich erwischt, du großer Hurensohn, ich habe es dir doch gesagt! Ich habe dir gesagt, dass ich dich kriege!«
    Der Sheriff eilte mit der Behändigkeit eines Kindes zu dem gestürzten Mann und betrachtete die Leiche. Der bloße Akt des Mordens verlieh seinem Gesicht einen noch jungenhafteren Ausdruck als sonst. Er lächelte und drehte den Toten mit dem Fuß um. Dann grunzte er überrascht.
    »Was?«
    Connelly sprang hinter der Deckung

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