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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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fragte Hammond.
    »Warte noch einen Moment, Peachy«, sagte Connelly.
    »Peachy?«, wiederholte Hammond ungläubig.
    Sie lösten das Bodenbrett, sägten weitere durch. Dort unten kauerten Hammond und Roonie in einem seltsam großen Hohlraum; als wäre das Gefängnis nicht auf einem festen Fundament erbaut, sondern auf irgendeiner Art Sockel. Sie waren völlig verdreckt, von Kopf bis Fuß.
    Roonie starrte ängstlich und traurig zu Connelly hoch. »Du wirst nicht glauben, wo wir uns durchbuddeln mussten.« Er schüttelte den Kopf. »Du wirst es nicht glauben.«
    »Pst«, fauchte Hammond grimmig. »Mein Gott, Con. Du siehst scheiße aus.«
    Connelly sprang durch das Loch im Boden. Als seine nackten Füße das Erdreich berührten, fing er an zu weinen.
    »Schon okay«, sagte Hammond. »Du musst … Komm schon, Con, reiß dich zusammen.«
    »Peachy«, sagte Connelly. »Wir müssen Peachy rausholen.«
    »Wer, zum Teufel, ist Peachy?«, fragte Hammond.
    »Er ist mein Freund.«
    »Dafür haben wir keine Zeit. Wir müssen noch Pike und Rosie befreien.«
    »Peachy ist mein Freund«, bekräftigte Connelly.
    »Verflucht.«
    Sie brauchten nur wenige Minuten, um Peachys Boden durchzusägen. Als sie das Holz zur Seite räumten, starrte Connelly durch die Lücke in das Gesicht, das dort erschien.
    Er blinzelte. »Du bist ein Farbiger«, sagte er zu Peachy.
    Peachy lächelte, die weißen Zähne strahlten hell in seinem dunklen Gesicht. »Wirklich? Ist mir noch nie aufgefallen.«
    Connelly dachte darüber nach und zuckte mit den Schultern. »Okay. Komm.«
    Peachy zwängte sich durch das Loch. Er war groß und dürr, und sein Haar und Bart waren viel zu lang, wie bei Connelly.
    »Vielen Dank für diesen Ausweg«, sagte er zu Hammond.
    »Zum Teufel«, erwiderte Hammond. »Da haben wir ja jetzt eine lustige Truppe Scheißkerle versammelt, was?«
    »Was ist das für ein Ort?«, wollte Connelly wissen.
    »Ein Keller«, antwortete Hammond, nun wieder grimmig. »Glauben wir zumindest. Wir haben uns durch die Seite des Hügels gegraben und dachten, wir würden Wochen dafür brauchen. Wie sich herausstellte, ist dieser Hang schon seit Längerem ausgehöhlt. Und … er hat hier unten Dinge getan.«
    »Wer?«
    »Dein Sheriff.«
    »Schreckliche Dinge«, wimmerte Roonie. »Ich weiß nicht, was er den Gefangenen hier antut, aber …«
    »Er schlägt sie«, sagte Connelly. »Er hat einen kleinen Raum, in dem er das macht.«
    »Nein«, sagte Hammond. »Er tut schon etwas mehr als das.«
    Der Untergrund veränderte sich, grob behauene Steinfliesen bedeckten nun den Boden. Connelly roch, dass vor ihnen Verwesung und Bleichmittel lagen. Sie bewegten sich durch einen engen Gang, dessen Decke aus Erdreich bestand, und kamen in einen niedrigen Raum. Am anderen Ende stand ein großer Steintisch, beinahe schon ein Altar, dessen Zentrum diese seltsamen rostroten Flecken aufwies, die Connelly oben im Verhörraum des Sheriffs gesehen hatte. In der Mitte stand ein kleiner Steinstuhl mit den gleichen Flecken. Direkt darüber ragte ein Rohr aus der Decke, und Connelly hatte nicht den geringsten Zweifel, dass das Rohr zu dem Abfluss im Verhörraum führte. Er stellte sich vor, wie Männer mit geschlossenen Augen und nach oben gehaltenen Handflächen auf diesem Stuhl saßen, den Schreien über sich lauschten und den warmen Regen spürten, der sie für dieses seltsame Leben taufte, das sie führen wollten.
    Als sie näher herantraten, entdeckte er, dass irgendjemand Sterne an die Decke und Wände des Kellers gezeichnet hatte; auf den Steintisch war ein Symbol gemalt. Es war die Schlange, die sich selbst verschlang, und die Farbe war dergestalt, dass er nicht zu sagen vermochte, ob sie dunkelrot oder bloß schwarz war.
    »Sie halten ihn für ihren Gott«, sagte Hammond leise.
    Connelly schüttelte den Kopf. »Hier betteln die Götter.«
    Sie bahnten sich ihren Weg durch das Labyrinth des Sheriffs und starrten zwischen den Spalten in der Decke zu den Gefangenen hoch. Ihre Vielfalt war erstaunlich. Manche waren bloß betrunken, andere tobende Verrückte; mehrere erschienen tot oder würden es bald sein, wenn sie keine Hilfe bekämen. Leise Schluchzer und wütendes Gemurmel rieselten wie Staub von der Decke.
    Connelly entdeckte Pike, und Hammond sägte ihn so schnell hinaus, wie er konnte. Der alte Mann kletterte in die Tiefe, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Er musterte sie, sah Peachy ohne jede Überraschung an und sagte: »Gott sorgt für die Seinen.« Dann

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