Mr. Vertigo
seinen Frack nachgesprungen wäre, wäre ich wohl in diesem elenden Schlammloch abgesoffen, und mein erster Auftritt wäre zugleich mein letzter gewesen.
Als die blutrünstigen Kaffer dann anfingen, uns mit Eiern, Steinen und Wassermelonen zu bewerfen, mussten wir schmählich die Flucht ergreifen und Larned verlassen. Dass mich der Treffer am Kopf fast umgebracht hätte, schien keinen zu kümmern; sie lachten auch noch, als mich der Meister aus dem Tümpel rettete und zu Mrs. W.s Wagen trug. Ich war noch halb benommen von meinem Besuch im feuchten Grab und hustete und kotzte dem Meister das ganze Hemd voll, als er mit meinem nassen Gerippe in den Armen über den Acker rannte. Ich bekam zwar nicht alles mit, was die Leute sagten, hörte aber immerhin heraus, dass die Meinungen über uns weit auseinandergingen. Einige stellten sich auf den religiösen Standpunkt und behaupteten dreist, wir seien mit dem Teufel im Bunde. Andere nannten uns Betrüger und Scharlatane, und wieder andere hatten gar keine Meinung. Sie schrien einfach aus Spaß am Schreien, weil sie es lustig fanden, das Chaos mit ihrem wütenden, unartikulierten Gejohle zu vergrößern. Zum Glück erwartete uns hinter dem Absperrungsseil der Wagen, und wir schafften es einzusteigen, bevor uns die Radaubrüder eingeholt hatten. Als wir losfuhren, klatschten ein paar Eier an die Heckscheibe, das Glas ging aber nicht zu Bruch, es fielen auch keine Schüsse, und alles in allem kamen wir glücklich mit heiler Haut davon.
Erst nach drei Kilometern fanden wir die Sprache wieder. Wir waren jetzt draußen zwischen Farmen und Weiden und rumpelten in unseren klatschnassen Sachen über eine holprige Nebenstraße. Mit jedem Stoß des Wagens ergoss sich ein weiterer Schwall Teichwasser aus unseren Kleidern in Mrs. Witherspoons luxuriöse Wildlederpolster. Wenn ich das heute erzähle, hört es sich komisch an, aber damals war mir durchaus nicht zum Lachen. Ich saß bloß schmorend auf dem Beifahrersitz, versuchte meine Wut zu zügeln und überlegte, was da schiefgelaufen war. Trotz seiner Irrtümer und Fehlkalkulationen schien es nicht fair, dem Meister die Schuld zuzuschieben. Er hatte eine Menge durchgemacht, er war mit seinem Urteilsvermögen nicht ganz auf der Höhe, und dass ich überhaupt mitgewirkt hatte, war ganz allein mein Fehler. Ich hätte mich nie auf eine so dilettantische, schlecht geplante Unternehmung einlassen dürfen. Und da ich nun mal den Arsch hingehalten hatte, war es letzten Endes auch meine Sache, auf ihn zu aufzupassen.
«Hallo, Partner», sagte der Meister und zwang sich zu einem Lächeln, «willkommen im Showbiz.»
«Von wegen Showbiz», sagte ich. «Was sich da abgespielt hat, war Körperverletzung. Als ob man in einen Hinterhalt gerät und skalpiert wird.»
«Das ist das Auf und Ab des Lebens, Junge, das Geben und Nehmen der Menge. Man weiß nie, was passiert, wenn der Vorhang hochgeht.»
«Ich will ja nicht unhöflich sein, Sir, aber das ist doch alles leeres Stroh.»
«Ach nein», sagte er, von meiner forschen Erwiderung belustigt. «Der junge Herr ist eingeschnappt. Womit sollen wir uns denn Ihrer Meinung nach beschäftigen, Mr. Rawley?»
«Mit praktischen Dingen, Sir. Damit wir unsere Fehler nicht wiederholen.»
«Wir haben keinen Fehler begangen. Wir hatten nur zufällig ein mieses Publikum, das ist alles. Manchmal hat man Glück, manchmal nicht.»
«Das hat mit Glück nichts zu tun. Wir haben heute viele Dummheiten gemacht, und wir haben dafür bezahlt.»
«Ich fand dich hervorragend. Ohne diesen Flaschenwurf wäre es ein rauschender Erfolg geworden.»
«Also, erstens würde ich am liebsten dieses Kostüm wegschmeißen. Das ist so ziemlich der schlimmste Mumpitz, den ich je gesehen hab. Solchen unirdischen Quatsch haben wir nicht nötig. Die Nummer ist schon unirdisch genug, da müssen wir die Leute nicht noch mit einem Kostüm verwirren, in dem ich wie ein schwuler Engel aussehe. Das stößt sie ab. Das macht den Eindruck, als ob ich was Besseres sein soll als sie.»
«Du bist besser, Walt. Vergiss das nie.»
«Kann ja sein. Aber wenn wir sie das merken lassen, sind wir untendurch. Die waren schon gegen mich, bevor ich angefangen hatte.»
«Das Kostüm hatte nichts damit zu tun. Die Leute waren blau, voll bis zum Stehkragen. Die waren so benebelt, dass sie gar nicht sehen konnten, was du anhattest.»
«Sie sind der beste Lehrer, den es gibt, Meister, und ich bin Ihnen von Herzen dankbar, dass Sie mir heute das Leben
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