Mr. VIP - Nix Romeo und Julia! Turbulenter, witziger Liebesroman - Liebe, Lust und Leidenschaft... (German Edition)
Lächeln begleitet, das Thorben ärgern sollte. „Ich dachte, wie machen es ganz locker. Señor Fermentos…“
„Nennen Sie mich José, bitte“, unterbrach der Sänger. Der warme Klang seiner Stimme jagte wohlige Schauer über Julias Rücken. Sie geriet prompt ins Stottern.
„Ja – äh – was wollte ich sagen?“
Thorben stieß einen ungeduldig klingenden Laut aus.
„Hören Sie, meine liebe Dame.“ Er machte eine kunstvolle Pause, um seinen Worten noch mehr Gewicht zu verleihen. „Kathrin erwartet eine detaillierte, gute Arbeit von uns. Wir sollen um Himmels Willen keine dieser üblichen Storys liefern, bei denen die Betroffenen dauernd zum Umziehen geschickt und dann vor irgendwelchen Kitschkulissen fotografiert werden. Sie will was Authentisches.“ Er holte tief Luft, setzte sich in Positur und verkündete dann wichtigtuerisch. „Mir schwebt eine Art Tagebuch vor, das den wirklich José Fermentos zeigt. Also sollten wir versuchen, unsere Ideen auf diese Richtung einzupendeln.“
Julia lächelte mit falscher Liebenswürdigkeit.
„Das heißt im Klartext auf Ihre Richtung“, resümierte Julia, bemüht sich ihren Ärger nicht anmerken zu lassen. „Nun, ich für meinen Teil halte eine Diaryserie für ziemlich abgegessen. Deshalb habe ich geplant, Señor José bei seinem ganz normalen Tagesablauf zu beobachten.“
„Mein lieber Herr“, fügte sie mit offenem Sarkasmus hinzu. Ohne auf Thorbens Antwort zu warten, wandte sie sich dem Sänger zu, der sie mit wachsender Bewunderung im Blick betrachtete.
„Ich würde Sie zum Beispiel gerne einmal inmitten Ihrer Pächter und Landarbeiter sehen. Ließe sich das einrichten?“
„Aber natürlich!“ José nickte begeistert, aber er hätte wahrscheinlich zu allen Vorschlägen Ja und Amen gesagt, solange sie von Julia kamen. „Die Idee, mich als ganz normalen Bürger bei ganz normalen Arbeiten und unter ganz normalen Menschen zu zeigen, gefällt mir sehr gut. Ja, ich denke, wir machen es so, wie Sie es geplant haben, Señora Breitenbach.“
Das war eindeutig ein Pluspunkt auf Julias Habenseite. Sie gönnte sich die Freude, Thorben einen triumphierenden Blick zuzuwerfen und mit Genuss zu hören, wie er vor Ärger mit den Zähnen knirschte. Zufrieden mit sich und der Welt widmete Julia sich daraufhin dem köstlichen Salat, während Thorben auf die Endivienblätter und die Gurken- und Tomatenscheiben einstach, als wollte er sie meucheln.
„Nach dem Essen würde ich Ihnen zunächst gerne die Finca zeigen“, nahm José das Gespräch wieder auf. „Danach können wir nach Palamos hineinfahren und die Stadt besichtigen. Dabei kannst du, Thorben, schon fleißig fotografieren. Und Sie, Julia, können die ersten Daten für ihren Artikel sammeln.“
Er unterbrach sich, um Julia einen beifallheischenden Blick zuzusenden. Sie tat ihm den Gefallen, Begeisterung zu zeigen. „Das ist eine tolle Idee, José!“
„Und für morgen habe ich auch etwas Schönes, was Ihnen bestimmt Spaß machen wird.“ Seine Worte schlossen Thorben komplett aus. „Und zwar veranstalte ich im Sommer jeden Monat einmal eine Sardana für alle Pächter und Arbeiter mit ihren Familien. Die Veranstaltung findet unten auf dem Festplatz statt. Den werde ich Ihnen nachher bei unserem Rundgang zeigen.“ Er lächelte, wie ein Schuljunge, der seiner Lehrerin ein Bild gemalt hatte. „Nun, wie gefällt Ihnen die Idee?“
„Sehr.“ Julia sah ihm tief in die Augen, was sie aber besser hätte bleiben lassen sollen, denn ihr Herz begann sofort seinen Takt zu verändern und wie wild loszurasen. „Aaaaber – was ist eine Sardana?“ Ihre Stimme klang auf einmal merkwürdig schwach und zittrig.
José gefiel sich in der Rolle des Fremdenführers. Das ist ein alter Volkstanz“, erklärte er bereitwillig. „Unter Franco war er verboten, man hatte versucht, den Stolz und Freiheitswillen der Katalanen zu brechen und ihnen ihre Identität zu nehmen. Aber das Volk hat sich gegen den Willen der Regierung gestellt. Die Sardana war eine Art musikalischer Widerstand, mit dem es die Katalanen letztendlich schafften, ihre Freiheit wiederzugewinnen.“ Er dachte kurz nach, dann schmunzelte er. „Na ja, eine große Portion Sturheit und Stolz waren auch dabei.“
„Und Guerillamethoden“, mischte Thorben sich ein, dessen Anwesenheit Julia beinahe schon vergessen hatte. „Die Wahrheit…“
„Interessiert mich gerade nicht“, unterbrach Julia ihn zwar freundlich, aber bestimmt. „Erstens finde ich
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