Mr. VIP - Nix Romeo und Julia! Turbulenter, witziger Liebesroman - Liebe, Lust und Leidenschaft... (German Edition)
Pflanzen in dicken Kübeln und Bougainvillen versteckten schäbige Fassaden hinter einem dichten Blütenflor. Julia fragte sich, wie es die Spanier schafften, selbst noch in den dunkelsten Ecken derart herrliche Blumen zu ziehen.
Durch einen Perlvorhang betraten sie das Lokal. Dahinter war es noch düsterer als draußen, sodass Julia einen Moment stehenbleiben musste, bis sich ihre Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Erst dann folgte sie den beiden Männern, die bereits an dem hohen, mindestens aus den Fünfzigern stammenden Tresen standen. An der Decke drehte sich träge ein Ventilator, der keinen Tag jünger zu sein schien. An den beiden einzigen Tischen saßen Arbeiter, die sich laut miteinander unterhielten.
Ein mondgesichtiger Wirt beobachtete gelangweilt die Totoergebnisse, die über den riesigen Flachbildschirm rannen, das einzige hochmoderne Teil in der ganzen Kneipe. Mondgesicht wandte sich erst um, als seine neuen Gäste auf den museumsreifen Barhockern Platz genommen hatten. José gab die Bestellung auf und Mondgesicht schlurfte davon, ohne ein Wort an die drei zu verschwenden. Als er zurückkehrte, trug er ein Tablett auf den Händen auf dem viele kleine Tellerchen standen. Von den undefinierbaren Sachen, die darauf lagen, hoffte Julia inständig, dass es nicht die Tapas waren, die José bestellt hatte.
Sie waren es.
Julia schüttelte sich innerlich als sie sah, wie José und Thorben nach den Zahnstochern griffen, die hier überall in Plastikspendern herumstanden. Sie spießten die schlabbrigen Scheußlichkeiten auf und steckten sie sich in den Mund, wobei das Zeug so zitterte, dass es aussah als würde es noch leben. Nein, Tapas hatte sie in anderer Erinnerung! Nette, schmackhafte, pikante Naschereien, die man mit Vergnügen essen konnte. Das Zeug da, das wie tot auf den Tellerchen lag, das würde sie im Leben nicht über die Lippen bringen.
Plötzlich baumelte eines dieser Wabbeldinger vor ihren Augen.
„Tintenfisch.“ José strahlte als würde er ihr ein Löffelchen Beluga-Kaviar anbieten. „Alfonso legt ihn selber ein. Wunderbar, sag‘ ich dir. Probier mal, du wirst begeistert sein.“
Nur über meine Leiche! Julia presste die Lippen so fest zusammen, dass sie nur noch einen schmalen Strich bildeten und schüttelte den Kopf.
José musterte sie erstaunt.
„Aber es ist wirklich eine Delikatesse“, beteuerte er. „Du musst es nur mal versuchen, dann wirst du es lieben, mi princesa.“
Sie schüttelte erneut den Kopf.
„Es – es sieht aus als ob es noch lebt.“
„Es ist schon gestorben, als Alfonso es in die Marinade gelegt hat“, mischte Thorben sich mit boshafter Freude ein. „Das Zeug ist so scharf, das brennt dir Löcher in die Socken, aber total lecker.“ Er piekste einen der kleinen Sepia auf und schwenkte ihn hin und her, dass die Tentakel hüpften. „He, Alfonso!“, rief er dabei dem Wirt zu. „Deine Marinade ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Schau mal, der Kleine wehrt sich.“
Julias Magen hob sich. Hastig griff sie nach dem Glas, das das Mondgesicht gerade vor ihr abgestellt hatte und schüttete den Inhalt in einem Zug hinunter. Gleich darauf würgte und keuchte sie derart erbärmlich, dass die Arbeiter ihre laustarke Diskussion unterbrachen und zum Tresen sahen.
Tränen liefen Julia über die Wangen, während sie versuchte, nach Luft zu schnappen. Alles, was sie damit erreichte war der schlimmste Hustenanfall, den sie jemals erlebt hatte.
José war der erste, der seinen Schock überwand und Julia zu Hilfe eilte. Er begann, wie ein Wilder auf ihren Rücken zu klopfen.
„Um Gottes Willen, Julia, Liebste!“, schrie er dabei außer sich vor Entsetzen. „Du musst atmen, hörst du? Atme!“
Leichter gesagt als getan, wenn einem Salzsäure die Luft- und Speiseröhre verätzt! Verzweifelt versuchte Julia den Hustenreiz zu unterdrücken, aber es war unmöglich. Als sie schon glaubte an diesem Was-immer-sie-getrunken-hatte, ersticken zu müssen, trat Thorben hinter sie, fasste ihre Arme und riss sie mit einem Ruck hoch. Augenblicklich verstummte der Husten, Julia konnte wieder durchatmen.
„Ein Glas Kakao“, wandte Thorben sich auf Spanisch an den Wirt, während Julia nun doch noch ein bisschen husten musste.
„Hier, trink das“, forderte Thorben, nachdem das Mondgesicht in unvorstellbarer Langsamkeit das Gewünschte serviert hatte. „Kakao beruhigt die Schleimhäute.“
„Danke.“ Durch einen Tränenschleier sah Julia das Glas, griff
Weitere Kostenlose Bücher