Mr. VIP - Nix Romeo und Julia! Turbulenter, witziger Liebesroman - Liebe, Lust und Leidenschaft... (German Edition)
haltsuchend nach Josés Arm. Ihr Herz klopfte bis hinauf in den Hals. Wieso schaffte es Thorben eigentlich immer wieder, sie aus dem Konzept zu bringen?
Sie wusste keine Antwort darauf – jedenfalls keine, die sie hören wollte…
*
Es war bereits dunkel, als sich die ersten Finca Bewohner auf dem Festplatz einfanden. Die Arbeiter hatten Fackeln rund um den Tanzboden aufgestellt, die flackernden Lichter überzogen die Umgebung mit merkwürdig bizarren Schatten. Auf dem Podium hatten sich die Musiker niedergelassen und stimmten ihre Instrumente. Als Julia am Arm des bekannten Sängers die Szene betrat, verstummten sämtliche Gespräche. Alle Augen richteten sich auf das Paar, das sich gerade dem Festplatz näherte.
Thorben mischte sich sofort unter die Gäste. Das Blitzlicht verriet in der folgenden Zeit, wo er sich aufhielt. Jetzt lichtete er erst einmal die Cobla ab, wie man die elfköpfige Kapelle nennt, die die typisch mittelalterliche Musik spielt, die eine Sardana begleitet.
Immer noch mit Julia am Arm stieg José nun auf das Podest. Nachdem er ein paar freundliche Worte an seine Gäste gerichtet hatte, hob er den Arm und die Musiker legten sich umgehend ins Zeug. Die Töne, die sie erzeugten, muteten Julia seltsam fremd an. Doch als sich die ersten Tänzer zu einem Kreis zusammenfanden und begannen, die komplizierten Schritt- und Hüpffolgen vorzuführen, vergaß sie alles andere um sich herum.
„Komm!“ Josés dunkle Stimme riss sie aus ihren Betrachtungen. Bevor Julia begriff, was er vorhatte, stand sie im Kreis und versuchte, sich dem Rhythmus und der Schrittfolge anzupassen. Doch es war noch weitaus schwieriger als es ausgesehen hatte. Zum Glück war José jedoch ein geschickter und geduldiger Lehrer, sodass es Julia gelang, wenigstens im Takt zu bleiben. Langsam begann ihr der Tanz dann sogar Spaß zu machen. Die heitere, unbeschwerte Stimmung unter den Gästen übertrug sich auf sie und ließ sie sich leicht, fast wie beschwipst fühlen, obwohl sie keinen Tropfen Alkohol getrunken hatte.
Als die Cobla gegen Mitternacht die letzten Takte anschlug, fühlte Julia echtes Bedauern in sich. Es war eine wunderschöne Erfahrung gewesen, sich mit dieser Gruppe ihr im Grunde völlig fremder Menschen eins zu fühlen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte dieser Abend nie aufhören sollen, aber leider packten die Musiker ihre Instrumente zusammen, während die Gäste erstaunlich schnell den Festplatz verließen. Keine halbe Stunde später lag das Gelände vollkommen verlassen da, als wäre hier nie eine Sardana getanzt worden.
Arm in Arm kehrten Julia und José zum Haus zurück. Die Nacht war seidig warm, ein sanfter Luftzug strich ab und zu vorbei und ließ die Blätter und Blüten der mannshohen Stauden erzittern. Ein Raunen und Wispern schien die Nacht zu erfüllen, alles wirkte merkwürdig unwirklich und geheimnisvoll.
Vor Julias Zimmertür blieben sie stehen.
„Danke, für diesen herrlichen Abend.“ Auf ihrem Gesicht lag ein verträumter Ausdruck. Sie war in diesem Moment einfach nur glücklich, Vergangenheit und Trauer, die immer noch einen Winkel ihres Herzens beherrschte, waren vergessen. „Ich werde das alles bestimmt niemals vergessen. Es war einfach ein tolles Erlebnis.“
„Und du warst eine wunderbare Begleiterin.“ Josés Augen begannen zu funkeln, seine Stimme klang noch samtiger, noch dunkler als sonst. Einen Moment standen sie sich gegenüber, versunken in den Anblick des anderen, dann beugte José sich herab. Seine Hände berührten Julias Schultern, dann zog er sie an sich.
Sie schloss unwillkürlich die Augen, ihre Lippen erwarteten den Kuss, den José ihr sicherlich gleich geben würde. In diesen Minuten war Julia bereit für alles, was noch geschehen konnte. Immerhin pulste in ihren Adern immer noch warmes Blut. Die Grenze von der Jugend zum so genannten gesetzten Alter, hatte sie zwar längst überschritten, aber das bedeutete nicht, das sie kein Verlangen, keine Lust empfinden konnte. Das Gegenteil war der Fall. Gerade in den letzten Jahren ihrer Ehe hatte Julia den Sex mit ihrem geliebten Jochen gerne und oft genossen. Der Tod hatte ihrer glücklichen Beziehung ein jähes Ende gesetzt, doch jetzt, in den Armen dieses charmanten Mannes erwachten Gefühle in Julia, die seit Jochens Ableben unter dem Berg aus Trauer und Schmerz verborgen gewesen waren.
Endlich fanden Josés Lippen die ihren. Doch der Kuss hatte ganz und gar nicht die erwartete Wirkung. Statt
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